Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite
'sucht alle meine Benichen,
bindt sie in ein seiden Tuch,
legts unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör'n schöön Vagel bün ik!'

Mit des leet de Vagel de gollne Kede fallen, un se feel dem Mann jüst üm'n Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schöön passd. Do güng he herin un säd 'süh, wat is dat vör'n schöön Vagel, heft my so 'ne schöne gollne Kede schenkd, un süht so schöön uut.' De Fru awerst wöör so angst, un füll langs in de Stuw hen, un de Mütz füll ehr von dem Kopp. Do süng de Vagel wedder

'mein Mutter der mich schlacht,'

'Ach, dat ik dusend Föder ünner de Eerd wöör, dat ik dat nich hören schull!'

'mein Vater der mich aß,'

Do füll de Fru vör dood nedder.

'mein Schwester der Marlenichen'

'Ach,' säd Marleenken, 'ik will ook henuut gahn un sehn of de Vagel my wat schenkt?' Do güng se henuut.

'sucht alle meine Benichen,
bindt sie in ein seiden Tuch,'

Do smeet he ehr de Schöh herünn.

'legts unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör'n schöön Vagel bün ik!'

Do wöör ehr so licht un frölich. Do truck se de neen roden Schö an, un danßd un sprüng herin. 'Ach,' säd se, 'ick wöör so trurig, as ik henuut güng, un nu is my so licht, dat is maal en herrlichen

‘sucht alle meine Benichen,
bindt sie in ein seiden Tuch,
legts unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!’

Mit des leet de Vagel de gollne Kede fallen, un se feel dem Mann jüst üm’n Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schöön passd. Do güng he herin un säd ‘süh, wat is dat vör’n schöön Vagel, heft my so ’ne schöne gollne Kede schenkd, un süht so schöön uut.’ De Fru awerst wöör so angst, un füll langs in de Stuw hen, un de Mütz füll ehr von dem Kopp. Do süng de Vagel wedder

‘mein Mutter der mich schlacht,’

‘Ach, dat ik dusend Föder ünner de Eerd wöör, dat ik dat nich hören schull!’

‘mein Vater der mich aß,’

Do füll de Fru vör dood nedder.

‘mein Schwester der Marlenichen’

‘Ach,’ säd Marleenken, ‘ik will ook henuut gahn un sehn of de Vagel my wat schenkt?’ Do güng se henuut.

‘sucht alle meine Benichen,
bindt sie in ein seiden Tuch,’

Do smeet he ehr de Schöh herünn.

‘legts unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!’

Do wöör ehr so licht un frölich. Do truck se de neen roden Schö an, un danßd un sprüng herin. ‘Ach,’ säd se, ‘ick wöör so trurig, as ik henuut güng, un nu is my so licht, dat is maal en herrlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0360" n="278"/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;sucht alle meine Benichen,</l><lb/>
          <l>bindt sie in ein seiden Tuch,</l><lb/>
          <l>legts unter den Machandelbaum.</l><lb/>
          <l>Kywitt, kywitt, wat vör&#x2019;n schöön Vagel bün ik!&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Mit des leet de Vagel de gollne Kede fallen, un se feel dem Mann jüst üm&#x2019;n Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schöön passd. Do güng he herin un säd &#x2018;süh, wat is dat vör&#x2019;n schöön Vagel, heft my so &#x2019;ne schöne gollne Kede schenkd, un süht so schöön uut.&#x2019; De Fru awerst wöör so angst, un füll langs in de Stuw hen, un de Mütz füll ehr von dem Kopp. Do süng de Vagel wedder</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;mein Mutter der mich schlacht,&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>&#x2018;Ach, dat ik dusend Föder ünner de Eerd wöör, dat ik dat nich hören schull!&#x2019;</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;mein Vater der mich aß,&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Do füll de Fru vör dood nedder.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;mein Schwester der Marlenichen&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>&#x2018;Ach,&#x2019; säd Marleenken, &#x2018;ik will ook henuut gahn un sehn of de Vagel my wat schenkt?&#x2019; Do güng se henuut.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;sucht alle meine Benichen,</l><lb/>
          <l>bindt sie in ein seiden Tuch,&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Do smeet he ehr de Schöh herünn.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;legts unter den Machandelbaum.</l><lb/>
          <l>Kywitt, kywitt, wat vör&#x2019;n schöön Vagel bün ik!&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Do wöör ehr so licht un frölich. Do truck se de neen roden Schö an, un danßd un sprüng herin. &#x2018;Ach,&#x2019; säd se, &#x2018;ick wöör so trurig, as ik henuut güng, un nu is my so licht, dat is maal en herrlichen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0360] ‘sucht alle meine Benichen, bindt sie in ein seiden Tuch, legts unter den Machandelbaum. Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!’ Mit des leet de Vagel de gollne Kede fallen, un se feel dem Mann jüst üm’n Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schöön passd. Do güng he herin un säd ‘süh, wat is dat vör’n schöön Vagel, heft my so ’ne schöne gollne Kede schenkd, un süht so schöön uut.’ De Fru awerst wöör so angst, un füll langs in de Stuw hen, un de Mütz füll ehr von dem Kopp. Do süng de Vagel wedder ‘mein Mutter der mich schlacht,’ ‘Ach, dat ik dusend Föder ünner de Eerd wöör, dat ik dat nich hören schull!’ ‘mein Vater der mich aß,’ Do füll de Fru vör dood nedder. ‘mein Schwester der Marlenichen’ ‘Ach,’ säd Marleenken, ‘ik will ook henuut gahn un sehn of de Vagel my wat schenkt?’ Do güng se henuut. ‘sucht alle meine Benichen, bindt sie in ein seiden Tuch,’ Do smeet he ehr de Schöh herünn. ‘legts unter den Machandelbaum. Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!’ Do wöör ehr so licht un frölich. Do truck se de neen roden Schö an, un danßd un sprüng herin. ‘Ach,’ säd se, ‘ick wöör so trurig, as ik henuut güng, un nu is my so licht, dat is maal en herrlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/360
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/360>, abgerufen am 31.10.2024.