Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.habe den Weg schon einmal herauf gemacht, ich gehe nicht wieder hinab, es mag ein anderer hinlaufen und ihn wieder holen.' Also nahm es einen andern Käs und rollte ihn hinab. Die Käse aber kamen nicht wieder, da ließ es noch einen dritten hinablaufen und dachte 'vielleicht warten sie auf Gesellschaft und gehen nicht gern allein.' Als sie alle drei ausblieben, sprach es 'ich weiß nicht was das vorstellen soll! doch kanns ja sein, der dritte hat den Weg nicht gefunden, und sich verirrt, ich will nur den vierten schicken, daß er sie herbei ruft.' Der vierte machte es aber nicht besser als der dritte. Da ward das Catherlieschen ärgerlich und warf noch den fünften und sechsten hinab, und das waren die letzten. Eine Zeit lang blieb es stehen und lauerte daß sie kämen, als sie aber immer nicht kamen, sprach es 'o, ihr seid gut nach dem Tod schicken, ihr bleibt fein lange aus; meint ihr ich wollt noch länger auf euch warten? ich gehe meiner Wege, ihr könnt mir nachlaufen, ihr habt jüngere Beine als ich.' Catherlieschen gieng fort und fand den Frieder, der war stehen geblieben, und hatte gewartet, weil er gerne was essen wollte. 'Nun, gib einmal her, was du mitgenommen hast.' Sie reichte ihm das trockene Brot. 'Wo ist Butter und Käse?' fragte der Mann. 'Ach, Friederchen,' sagte Catherlieschen, 'mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.' Sprach der Frieder 'das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.' 'Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.' habe den Weg schon einmal herauf gemacht, ich gehe nicht wieder hinab, es mag ein anderer hinlaufen und ihn wieder holen.’ Also nahm es einen andern Käs und rollte ihn hinab. Die Käse aber kamen nicht wieder, da ließ es noch einen dritten hinablaufen und dachte ‘vielleicht warten sie auf Gesellschaft und gehen nicht gern allein.’ Als sie alle drei ausblieben, sprach es ‘ich weiß nicht was das vorstellen soll! doch kanns ja sein, der dritte hat den Weg nicht gefunden, und sich verirrt, ich will nur den vierten schicken, daß er sie herbei ruft.’ Der vierte machte es aber nicht besser als der dritte. Da ward das Catherlieschen ärgerlich und warf noch den fünften und sechsten hinab, und das waren die letzten. Eine Zeit lang blieb es stehen und lauerte daß sie kämen, als sie aber immer nicht kamen, sprach es ‘o, ihr seid gut nach dem Tod schicken, ihr bleibt fein lange aus; meint ihr ich wollt noch länger auf euch warten? ich gehe meiner Wege, ihr könnt mir nachlaufen, ihr habt jüngere Beine als ich.’ Catherlieschen gieng fort und fand den Frieder, der war stehen geblieben, und hatte gewartet, weil er gerne was essen wollte. ‘Nun, gib einmal her, was du mitgenommen hast.’ Sie reichte ihm das trockene Brot. ‘Wo ist Butter und Käse?’ fragte der Mann. ‘Ach, Friederchen,’ sagte Catherlieschen, ‘mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.’ Sprach der Frieder ‘das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.’ ‘Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0437" n="355"/> habe den Weg schon einmal herauf gemacht, ich gehe nicht wieder hinab, es mag ein anderer hinlaufen und ihn wieder holen.’ Also nahm es einen andern Käs und rollte ihn hinab. Die Käse aber kamen nicht wieder, da ließ es noch einen dritten hinablaufen und dachte ‘vielleicht warten sie auf Gesellschaft und gehen nicht gern allein.’ Als sie alle drei ausblieben, sprach es ‘ich weiß nicht was das vorstellen soll! doch kanns ja sein, der dritte hat den Weg nicht gefunden, und sich verirrt, ich will nur den vierten schicken, daß er sie herbei ruft.’ Der vierte machte es aber nicht besser als der dritte. Da ward das Catherlieschen ärgerlich und warf noch den fünften und sechsten hinab, und das waren die letzten. Eine Zeit lang blieb es stehen und lauerte daß sie kämen, als sie aber immer nicht kamen, sprach es ‘o, ihr seid gut nach dem Tod schicken, ihr bleibt fein lange aus; meint ihr ich wollt noch länger auf euch warten? ich gehe meiner Wege, ihr könnt mir nachlaufen, ihr habt jüngere Beine als ich.’ Catherlieschen gieng fort und fand den Frieder, der war stehen geblieben, und hatte gewartet, weil er gerne was essen wollte. ‘Nun, gib einmal her, was du mitgenommen hast.’ Sie reichte ihm das trockene Brot. ‘Wo ist Butter und Käse?’ fragte der Mann. ‘Ach, Friederchen,’ sagte Catherlieschen, ‘mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.’ Sprach der Frieder ‘das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.’ ‘Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.’</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [355/0437]
habe den Weg schon einmal herauf gemacht, ich gehe nicht wieder hinab, es mag ein anderer hinlaufen und ihn wieder holen.’ Also nahm es einen andern Käs und rollte ihn hinab. Die Käse aber kamen nicht wieder, da ließ es noch einen dritten hinablaufen und dachte ‘vielleicht warten sie auf Gesellschaft und gehen nicht gern allein.’ Als sie alle drei ausblieben, sprach es ‘ich weiß nicht was das vorstellen soll! doch kanns ja sein, der dritte hat den Weg nicht gefunden, und sich verirrt, ich will nur den vierten schicken, daß er sie herbei ruft.’ Der vierte machte es aber nicht besser als der dritte. Da ward das Catherlieschen ärgerlich und warf noch den fünften und sechsten hinab, und das waren die letzten. Eine Zeit lang blieb es stehen und lauerte daß sie kämen, als sie aber immer nicht kamen, sprach es ‘o, ihr seid gut nach dem Tod schicken, ihr bleibt fein lange aus; meint ihr ich wollt noch länger auf euch warten? ich gehe meiner Wege, ihr könnt mir nachlaufen, ihr habt jüngere Beine als ich.’ Catherlieschen gieng fort und fand den Frieder, der war stehen geblieben, und hatte gewartet, weil er gerne was essen wollte. ‘Nun, gib einmal her, was du mitgenommen hast.’ Sie reichte ihm das trockene Brot. ‘Wo ist Butter und Käse?’ fragte der Mann. ‘Ach, Friederchen,’ sagte Catherlieschen, ‘mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.’ Sprach der Frieder ‘das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.’ ‘Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.’
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-03T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |