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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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und Gold, und sie meinte sie hätte nie so große Pracht gesehen. Endlich kam sie auch zu der verbotenen Thür, sie wollte vorüber gehen, aber die Neugierde ließ ihr keine Ruhe. Sie besah den Schlüssel, er sah aus wie ein anderer, sie steckte ihn ein und drehte ein wenig, da sprang die Thüre auf. Aber was erblickte sie als sie hineintrat? ein großes blutiges Becken stand in der Mitte, und darin lagen todte zerhauene Menschen, daneben stand ein Holzblock und ein blinkendes Beil lag darauf. Sie erschrack so sehr, daß das Ei, das sie in der Hand hielt, hineinplumpte. Sie holte es wieder heraus und wischte das Blut ab, aber vergeblich, es kam den Augenblick wieder zum Vorschein; sie wischte und schabte, aber sie konnte es nicht herunter kriegen.

Nicht lange, so kam der Mann von der Reise zurück, und das erste was er forderte war der Schlüssel und das Ei. Sie reichte es ihm hin, aber sie zitterte dabei, und er sah gleich an den rothen Flecken daß sie in der Blutkammer gewesen war. 'Bist du gegen meinen Willen in die Kammer gegangen,' sprach er, 'so sollst du gegen deinen Willen wieder hinein. Dein Leben ist zu Ende.' Er warf sie nieder, schleifte sie an den Haaren hin, schlug ihr das Haupt auf dem Blocke ab und zerhackte sie, daß ihr Blut auf dem Boden dahin floß. Dann warf er sie zu den übrigen ins Becken.

'Jetzt will ich mir die zweite holen' sprach der Hexenmeister, gieng wieder in Gestalt eines armen Mannes vor das Haus und bettelte. Da brachte ihm die zweite ein Stück Brot, er fieng sie wie die erste durch bloßes Anrühren und trug sie fort. Es ergieng ihr nicht besser als ihrer Schwester, sie ließ sich von ihrer Neugierde verleiten, öffnete die Blutkammer und schaute hinein, und mußte es bei seiner Rückkehr mit dem Leben büßen. Er gieng nun und holte die dritte, die aber war klug und listig. Als er ihr die Schlüssel und das Ei gegeben hatte und fortgereist war,

und Gold, und sie meinte sie hätte nie so große Pracht gesehen. Endlich kam sie auch zu der verbotenen Thür, sie wollte vorüber gehen, aber die Neugierde ließ ihr keine Ruhe. Sie besah den Schlüssel, er sah aus wie ein anderer, sie steckte ihn ein und drehte ein wenig, da sprang die Thüre auf. Aber was erblickte sie als sie hineintrat? ein großes blutiges Becken stand in der Mitte, und darin lagen todte zerhauene Menschen, daneben stand ein Holzblock und ein blinkendes Beil lag darauf. Sie erschrack so sehr, daß das Ei, das sie in der Hand hielt, hineinplumpte. Sie holte es wieder heraus und wischte das Blut ab, aber vergeblich, es kam den Augenblick wieder zum Vorschein; sie wischte und schabte, aber sie konnte es nicht herunter kriegen.

Nicht lange, so kam der Mann von der Reise zurück, und das erste was er forderte war der Schlüssel und das Ei. Sie reichte es ihm hin, aber sie zitterte dabei, und er sah gleich an den rothen Flecken daß sie in der Blutkammer gewesen war. ‘Bist du gegen meinen Willen in die Kammer gegangen,’ sprach er, ‘so sollst du gegen deinen Willen wieder hinein. Dein Leben ist zu Ende.’ Er warf sie nieder, schleifte sie an den Haaren hin, schlug ihr das Haupt auf dem Blocke ab und zerhackte sie, daß ihr Blut auf dem Boden dahin floß. Dann warf er sie zu den übrigen ins Becken.

‘Jetzt will ich mir die zweite holen’ sprach der Hexenmeister, gieng wieder in Gestalt eines armen Mannes vor das Haus und bettelte. Da brachte ihm die zweite ein Stück Brot, er fieng sie wie die erste durch bloßes Anrühren und trug sie fort. Es ergieng ihr nicht besser als ihrer Schwester, sie ließ sich von ihrer Neugierde verleiten, öffnete die Blutkammer und schaute hinein, und mußte es bei seiner Rückkehr mit dem Leben büßen. Er gieng nun und holte die dritte, die aber war klug und listig. Als er ihr die Schlüssel und das Ei gegeben hatte und fortgereist war,

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[229/0262] und Gold, und sie meinte sie hätte nie so große Pracht gesehen. Endlich kam sie auch zu der verbotenen Thür, sie wollte vorüber gehen, aber die Neugierde ließ ihr keine Ruhe. Sie besah den Schlüssel, er sah aus wie ein anderer, sie steckte ihn ein und drehte ein wenig, da sprang die Thüre auf. Aber was erblickte sie als sie hineintrat? ein großes blutiges Becken stand in der Mitte, und darin lagen todte zerhauene Menschen, daneben stand ein Holzblock und ein blinkendes Beil lag darauf. Sie erschrack so sehr, daß das Ei, das sie in der Hand hielt, hineinplumpte. Sie holte es wieder heraus und wischte das Blut ab, aber vergeblich, es kam den Augenblick wieder zum Vorschein; sie wischte und schabte, aber sie konnte es nicht herunter kriegen. Nicht lange, so kam der Mann von der Reise zurück, und das erste was er forderte war der Schlüssel und das Ei. Sie reichte es ihm hin, aber sie zitterte dabei, und er sah gleich an den rothen Flecken daß sie in der Blutkammer gewesen war. ‘Bist du gegen meinen Willen in die Kammer gegangen,’ sprach er, ‘so sollst du gegen deinen Willen wieder hinein. Dein Leben ist zu Ende.’ Er warf sie nieder, schleifte sie an den Haaren hin, schlug ihr das Haupt auf dem Blocke ab und zerhackte sie, daß ihr Blut auf dem Boden dahin floß. Dann warf er sie zu den übrigen ins Becken. ‘Jetzt will ich mir die zweite holen’ sprach der Hexenmeister, gieng wieder in Gestalt eines armen Mannes vor das Haus und bettelte. Da brachte ihm die zweite ein Stück Brot, er fieng sie wie die erste durch bloßes Anrühren und trug sie fort. Es ergieng ihr nicht besser als ihrer Schwester, sie ließ sich von ihrer Neugierde verleiten, öffnete die Blutkammer und schaute hinein, und mußte es bei seiner Rückkehr mit dem Leben büßen. Er gieng nun und holte die dritte, die aber war klug und listig. Als er ihr die Schlüssel und das Ei gegeben hatte und fortgereist war,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/262>, abgerufen am 22.11.2024.