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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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verwahrte sie das Ei erst sorgfältig, dann besah sie das Haus und gieng zuletzt in die verbotene Kammer. Ach, was erblickte sie! ihre beiden lieben Schwestern lagen da in dem Becken jämmerlich ermordet und zerhackt. Aber sie hub an und suchte die Glieder zusammen und legte sie zurecht, Kopf, Leib, Arm und Beine. Und als nichts mehr fehlte, da fiengen die Glieder an sich zu regen und schlossen sich an einander, und beide Mädchen öffneten die Augen und waren wieder lebendig. Da freuten sie sich, küßten und herzten einander. Der Mann forderte bei seiner Ankunft gleich Schlüssel und Ei, und als er keine Spur von Blut daran entdecken konnte, sprach er 'du hast die Probe bestanden, du sollst meine Braut sein.' Er hatte jetzt keine Macht mehr über sie und mußte thun was sie verlangte. 'Wohlan,' antwortete sie, 'du sollst vorher einen Korb voll Gold meinem Vater und meiner Mutter bringen und es selbst auf deinem Rücken hintragen; derweil will ich die Hochzeit bestellen.' Dann lief sie zu ihren Schwestern, die sie in einem Kämmerlein versteckt hatte und sagte 'der Augenblick ist da, wo ich euch retten kann: der Bösewicht soll euch selbst wieder heimtragen; aber sobald ihr zu Hause seid, sendet mir Hilfe.' Sie setzte beide in einen Korb und deckte sie mit Gold ganz zu, daß nichts von ihnen zu sehen war, dann rief sie den Hexenmeister herein und sprach 'nun trag den Korb fort, aber daß du mir unterwegs nicht stehen bleibst und ruhest, ich schaue durch mein Fensterlein und habe acht.'

Der Hexenmeister hob den Korb auf seinen Rücken und gieng damit fort, er drückte ihn aber so schwer, daß ihm der Schweiß über das Angesicht lief. Da setzte er sich nieder und wollte ein wenig ruhen, aber gleich rief eine im Korbe 'ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.' Er meinte die Braut rief ihm das zu und machte sich wieder auf. Nochmals wollte er sich setzen, aber es rief gleich 'ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.'

verwahrte sie das Ei erst sorgfältig, dann besah sie das Haus und gieng zuletzt in die verbotene Kammer. Ach, was erblickte sie! ihre beiden lieben Schwestern lagen da in dem Becken jämmerlich ermordet und zerhackt. Aber sie hub an und suchte die Glieder zusammen und legte sie zurecht, Kopf, Leib, Arm und Beine. Und als nichts mehr fehlte, da fiengen die Glieder an sich zu regen und schlossen sich an einander, und beide Mädchen öffneten die Augen und waren wieder lebendig. Da freuten sie sich, küßten und herzten einander. Der Mann forderte bei seiner Ankunft gleich Schlüssel und Ei, und als er keine Spur von Blut daran entdecken konnte, sprach er ‘du hast die Probe bestanden, du sollst meine Braut sein.’ Er hatte jetzt keine Macht mehr über sie und mußte thun was sie verlangte. ‘Wohlan,’ antwortete sie, ‘du sollst vorher einen Korb voll Gold meinem Vater und meiner Mutter bringen und es selbst auf deinem Rücken hintragen; derweil will ich die Hochzeit bestellen.’ Dann lief sie zu ihren Schwestern, die sie in einem Kämmerlein versteckt hatte und sagte ‘der Augenblick ist da, wo ich euch retten kann: der Bösewicht soll euch selbst wieder heimtragen; aber sobald ihr zu Hause seid, sendet mir Hilfe.’ Sie setzte beide in einen Korb und deckte sie mit Gold ganz zu, daß nichts von ihnen zu sehen war, dann rief sie den Hexenmeister herein und sprach ‘nun trag den Korb fort, aber daß du mir unterwegs nicht stehen bleibst und ruhest, ich schaue durch mein Fensterlein und habe acht.’

Der Hexenmeister hob den Korb auf seinen Rücken und gieng damit fort, er drückte ihn aber so schwer, daß ihm der Schweiß über das Angesicht lief. Da setzte er sich nieder und wollte ein wenig ruhen, aber gleich rief eine im Korbe ‘ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.’ Er meinte die Braut rief ihm das zu und machte sich wieder auf. Nochmals wollte er sich setzen, aber es rief gleich ‘ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.’

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[230/0263] verwahrte sie das Ei erst sorgfältig, dann besah sie das Haus und gieng zuletzt in die verbotene Kammer. Ach, was erblickte sie! ihre beiden lieben Schwestern lagen da in dem Becken jämmerlich ermordet und zerhackt. Aber sie hub an und suchte die Glieder zusammen und legte sie zurecht, Kopf, Leib, Arm und Beine. Und als nichts mehr fehlte, da fiengen die Glieder an sich zu regen und schlossen sich an einander, und beide Mädchen öffneten die Augen und waren wieder lebendig. Da freuten sie sich, küßten und herzten einander. Der Mann forderte bei seiner Ankunft gleich Schlüssel und Ei, und als er keine Spur von Blut daran entdecken konnte, sprach er ‘du hast die Probe bestanden, du sollst meine Braut sein.’ Er hatte jetzt keine Macht mehr über sie und mußte thun was sie verlangte. ‘Wohlan,’ antwortete sie, ‘du sollst vorher einen Korb voll Gold meinem Vater und meiner Mutter bringen und es selbst auf deinem Rücken hintragen; derweil will ich die Hochzeit bestellen.’ Dann lief sie zu ihren Schwestern, die sie in einem Kämmerlein versteckt hatte und sagte ‘der Augenblick ist da, wo ich euch retten kann: der Bösewicht soll euch selbst wieder heimtragen; aber sobald ihr zu Hause seid, sendet mir Hilfe.’ Sie setzte beide in einen Korb und deckte sie mit Gold ganz zu, daß nichts von ihnen zu sehen war, dann rief sie den Hexenmeister herein und sprach ‘nun trag den Korb fort, aber daß du mir unterwegs nicht stehen bleibst und ruhest, ich schaue durch mein Fensterlein und habe acht.’ Der Hexenmeister hob den Korb auf seinen Rücken und gieng damit fort, er drückte ihn aber so schwer, daß ihm der Schweiß über das Angesicht lief. Da setzte er sich nieder und wollte ein wenig ruhen, aber gleich rief eine im Korbe ‘ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.’ Er meinte die Braut rief ihm das zu und machte sich wieder auf. Nochmals wollte er sich setzen, aber es rief gleich ‘ich schaue durch mein Fensterlein und sehe daß du ruhst, willst du gleich weiter.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/263>, abgerufen am 22.11.2024.