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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen: da leckte der Bär erst die Zuckererbsen auf, die heruntergerollt waren, dann stellte er sich aufrecht, nahm die Schüssel, und brachte sie seinem Herrn. 'Sieht er, Herr Wirth,' sprach der Jäger, 'nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.' Er rief seinen Löwen herbei und sprach 'lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.' Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte nur einmal, so sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach 'lieber Löwe, was willst du?' Antwortete er 'mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.' Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach der Löwe 'ich will mitgehen und sehen daß ich den rechten kriege.' Da gieng er mit dem Mundschenk hinab, und als sie unten hin kamen, wollte ihm dieser von dem gewöhnlichen Wein zapfen, wie ihn des Königs Diener tranken, aber der Löwe sprach 'halt! ich will den Wein erst versuchen,' zapfte sich ein halbes Maaß und schluckte es auf einmal hinab. 'Nein,' sagte er, 'das ist nicht der rechte.' Der Mundschenk sah ihn schief an, gieng aber und wollte ihm aus einem andern Faß geben, das für des Königs Marschall war. Sprach der Löwe 'halt! erst will ich den Wein versuchen,' zapfte sich ein halbes Maaß und trank es, 'der ist besser, aber noch nicht der rechte.' Da ward der Mundschenk bös und sprach 'was so ein dummes Vieh vom Wein

Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen: da leckte der Bär erst die Zuckererbsen auf, die heruntergerollt waren, dann stellte er sich aufrecht, nahm die Schüssel, und brachte sie seinem Herrn. ‘Sieht er, Herr Wirth,’ sprach der Jäger, ‘nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.’ Er rief seinen Löwen herbei und sprach ‘lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte nur einmal, so sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach ‘lieber Löwe, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach der Löwe ‘ich will mitgehen und sehen daß ich den rechten kriege.’ Da gieng er mit dem Mundschenk hinab, und als sie unten hin kamen, wollte ihm dieser von dem gewöhnlichen Wein zapfen, wie ihn des Königs Diener tranken, aber der Löwe sprach ‘halt! ich will den Wein erst versuchen,’ zapfte sich ein halbes Maaß und schluckte es auf einmal hinab. ‘Nein,’ sagte er, ‘das ist nicht der rechte.’ Der Mundschenk sah ihn schief an, gieng aber und wollte ihm aus einem andern Faß geben, das für des Königs Marschall war. Sprach der Löwe ‘halt! erst will ich den Wein versuchen,’ zapfte sich ein halbes Maaß und trank es, ‘der ist besser, aber noch nicht der rechte.’ Da ward der Mundschenk bös und sprach ‘was so ein dummes Vieh vom Wein

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[325/0358] Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen: da leckte der Bär erst die Zuckererbsen auf, die heruntergerollt waren, dann stellte er sich aufrecht, nahm die Schüssel, und brachte sie seinem Herrn. ‘Sieht er, Herr Wirth,’ sprach der Jäger, ‘nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.’ Er rief seinen Löwen herbei und sprach ‘lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte nur einmal, so sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen und sprach ‘lieber Löwe, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach der Löwe ‘ich will mitgehen und sehen daß ich den rechten kriege.’ Da gieng er mit dem Mundschenk hinab, und als sie unten hin kamen, wollte ihm dieser von dem gewöhnlichen Wein zapfen, wie ihn des Königs Diener tranken, aber der Löwe sprach ‘halt! ich will den Wein erst versuchen,’ zapfte sich ein halbes Maaß und schluckte es auf einmal hinab. ‘Nein,’ sagte er, ‘das ist nicht der rechte.’ Der Mundschenk sah ihn schief an, gieng aber und wollte ihm aus einem andern Faß geben, das für des Königs Marschall war. Sprach der Löwe ‘halt! erst will ich den Wein versuchen,’ zapfte sich ein halbes Maaß und trank es, ‘der ist besser, aber noch nicht der rechte.’ Da ward der Mundschenk bös und sprach ‘was so ein dummes Vieh vom Wein

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/358>, abgerufen am 22.11.2024.