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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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verstehen will!' Aber der Löwe gab ihm einen Schlag hinter die Ohren, daß er unsanft zur Erde fiel, und als er sich wieder aufgemacht hatte, führte er den Löwen ganz stillschweigens in einen kleinen besonderen Keller, wo des Königs Wein lag, von dem sonst kein Mensch zu trinken bekam. Der Löwe zapfte sich erst ein halbes Maaß und versuchte den Wein, dann sprach er 'das kann von dem rechten sein,' und hieß den Mundschenk sechs Flaschen füllen. Nun stiegen sie herauf, wie der Löwe aber aus dem Keller ins Freie kam, schwankte er hin und her und war ein wenig trunken, und der Mundschenk mußte ihm den Wein bis vor die Thüre tragen, da nahm der Löwe den Henkelkorb in das Maul und brachte ihn seinem Herrn. Sprach der Jäger 'sieht er, Herr Wirth, da hab ich Brot, Fleisch, Zugemüs, Zuckerwerk und Wein, wie es der König hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten,' und setzte sich hin, aß und trank, und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Bär und dem Löwen auch davon zu essen und zu trinken, und war guter Dinge, denn er sah daß ihn die Königstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten hatte, sprach er 'Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der König ißt und trinkt, jetzt will ich an des Königs Hof gehen und die Königstochter heirathen.' Fragte der Wirth 'wie soll das zugehen, da sie schon einen Bräutigam hat, und heute die Vermählung gefeiert wird?' Da zog der Jäger das Taschentuch heraus, das ihm die Königstochter auf dem Drachenberg gegeben hatte, und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren, und sprach 'dazu soll mir helfen was ich da in der Hand halte.' Da sah der Wirth das Tuch an, und sprach, 'wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof dran setzen.' Der Jäger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstücken, stellte ihn auf den Tisch und sagte 'das setze ich dagegen.'

verstehen will!’ Aber der Löwe gab ihm einen Schlag hinter die Ohren, daß er unsanft zur Erde fiel, und als er sich wieder aufgemacht hatte, führte er den Löwen ganz stillschweigens in einen kleinen besonderen Keller, wo des Königs Wein lag, von dem sonst kein Mensch zu trinken bekam. Der Löwe zapfte sich erst ein halbes Maaß und versuchte den Wein, dann sprach er ‘das kann von dem rechten sein,’ und hieß den Mundschenk sechs Flaschen füllen. Nun stiegen sie herauf, wie der Löwe aber aus dem Keller ins Freie kam, schwankte er hin und her und war ein wenig trunken, und der Mundschenk mußte ihm den Wein bis vor die Thüre tragen, da nahm der Löwe den Henkelkorb in das Maul und brachte ihn seinem Herrn. Sprach der Jäger ‘sieht er, Herr Wirth, da hab ich Brot, Fleisch, Zugemüs, Zuckerwerk und Wein, wie es der König hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten,’ und setzte sich hin, aß und trank, und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Bär und dem Löwen auch davon zu essen und zu trinken, und war guter Dinge, denn er sah daß ihn die Königstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten hatte, sprach er ‘Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der König ißt und trinkt, jetzt will ich an des Königs Hof gehen und die Königstochter heirathen.’ Fragte der Wirth ‘wie soll das zugehen, da sie schon einen Bräutigam hat, und heute die Vermählung gefeiert wird?’ Da zog der Jäger das Taschentuch heraus, das ihm die Königstochter auf dem Drachenberg gegeben hatte, und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren, und sprach ‘dazu soll mir helfen was ich da in der Hand halte.’ Da sah der Wirth das Tuch an, und sprach, ‘wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof dran setzen.’ Der Jäger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstücken, stellte ihn auf den Tisch und sagte ‘das setze ich dagegen.’

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[326/0359] verstehen will!’ Aber der Löwe gab ihm einen Schlag hinter die Ohren, daß er unsanft zur Erde fiel, und als er sich wieder aufgemacht hatte, führte er den Löwen ganz stillschweigens in einen kleinen besonderen Keller, wo des Königs Wein lag, von dem sonst kein Mensch zu trinken bekam. Der Löwe zapfte sich erst ein halbes Maaß und versuchte den Wein, dann sprach er ‘das kann von dem rechten sein,’ und hieß den Mundschenk sechs Flaschen füllen. Nun stiegen sie herauf, wie der Löwe aber aus dem Keller ins Freie kam, schwankte er hin und her und war ein wenig trunken, und der Mundschenk mußte ihm den Wein bis vor die Thüre tragen, da nahm der Löwe den Henkelkorb in das Maul und brachte ihn seinem Herrn. Sprach der Jäger ‘sieht er, Herr Wirth, da hab ich Brot, Fleisch, Zugemüs, Zuckerwerk und Wein, wie es der König hat, nun will ich mit meinen Thieren Mahlzeit halten,’ und setzte sich hin, aß und trank, und gab dem Hasen, dem Fuchs, dem Wolf, dem Bär und dem Löwen auch davon zu essen und zu trinken, und war guter Dinge, denn er sah daß ihn die Königstochter noch lieb hatte. Und als er Mahlzeit gehalten hatte, sprach er ‘Herr Wirth, nun hab ich gegessen und getrunken, wie der König ißt und trinkt, jetzt will ich an des Königs Hof gehen und die Königstochter heirathen.’ Fragte der Wirth ‘wie soll das zugehen, da sie schon einen Bräutigam hat, und heute die Vermählung gefeiert wird?’ Da zog der Jäger das Taschentuch heraus, das ihm die Königstochter auf dem Drachenberg gegeben hatte, und worin die sieben Zungen des Unthiers eingewickelt waren, und sprach ‘dazu soll mir helfen was ich da in der Hand halte.’ Da sah der Wirth das Tuch an, und sprach, ‘wenn ich alles glaube, so glaube ich das nicht, und will wohl Haus und Hof dran setzen.’ Der Jäger aber nahm einen Beutel mit tausend Goldstücken, stellte ihn auf den Tisch und sagte ‘das setze ich dagegen.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/359>, abgerufen am 21.11.2024.