kränksch un elennig woren. Da gav er de Doch- ter von den Water ut den Brunnen to drinken, da wor se frisk un gesund. De beiden falsken Sü- stern woren averst verbrennt un de Dochter frig- gede den Prinzen.
11. Das Wasser des Lebens.
Es war einmal ein König, der ward krank und glaubte niemand, daß er mit dem Leben da- von käme. Er hatte aber drei Söhne, die wa- ren darüber betrübt, gingen hinunter in den Schloßgarten und weinten, da begegnete ihnen ein alter Mann, der fragte sie nach ihrem Kum- mer. Da erzählten sie, ihr Vater wär' so krank, daß er wohl sterben würde; es wollte ihm nichts helfen. Der Alte sprach: "ich weiß ein Mittel, das ist das Wasser des Lebens, wenn er davon trinkt, so wird er wieder gesund; es ist aber schwer zu finden." Da sagte der älteste: "ich will es schon finden," ging zum kranken König und bat ihn, er möcht' ihm erlauben auszuziehen und das Wasser des Lebens zu suchen, das ihn allein heilen könne. "Nein, sprach der König, dabei sind zu große Gefahren, lieber will ich ster- ben." Er bat aber so lange, bis es der König zugab; der Prinz dachte auch in seinem Herzen:
kraͤnkſch un elennig woren. Da gav er de Doch- ter von den Water ut den Brunnen to drinken, da wor ſe friſk un geſund. De beiden falſken Suͤ- ſtern woren averſt verbrennt un de Dochter frig- gede den Prinzen.
11. Das Waſſer des Lebens.
Es war einmal ein Koͤnig, der ward krank und glaubte niemand, daß er mit dem Leben da- von kaͤme. Er hatte aber drei Soͤhne, die wa- ren daruͤber betruͤbt, gingen hinunter in den Schloßgarten und weinten, da begegnete ihnen ein alter Mann, der fragte ſie nach ihrem Kum- mer. Da erzaͤhlten ſie, ihr Vater waͤr’ ſo krank, daß er wohl ſterben wuͤrde; es wollte ihm nichts helfen. Der Alte ſprach: „ich weiß ein Mittel, das iſt das Waſſer des Lebens, wenn er davon trinkt, ſo wird er wieder geſund; es iſt aber ſchwer zu finden.“ Da ſagte der aͤlteſte: „ich will es ſchon finden,“ ging zum kranken Koͤnig und bat ihn, er moͤcht’ ihm erlauben auszuziehen und das Waſſer des Lebens zu ſuchen, das ihn allein heilen koͤnne. „Nein, ſprach der Koͤnig, dabei ſind zu große Gefahren, lieber will ich ſter- ben.“ Er bat aber ſo lange, bis es der Koͤnig zugab; der Prinz dachte auch in ſeinem Herzen:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0100"n="79"/>
kraͤnkſch un elennig woren. Da gav er de Doch-<lb/>
ter von den Water ut den Brunnen to drinken, da<lb/>
wor ſe friſk un geſund. De beiden falſken Suͤ-<lb/>ſtern woren averſt verbrennt un de Dochter frig-<lb/>
gede den Prinzen.</p></div><lb/><divn="1"><head>11.<lb/><hirendition="#g">Das Waſſer des Lebens</hi>.</head><lb/><p>Es war einmal ein Koͤnig, der ward krank<lb/>
und glaubte niemand, daß er mit dem Leben da-<lb/>
von kaͤme. Er hatte aber drei Soͤhne, die wa-<lb/>
ren daruͤber betruͤbt, gingen hinunter in den<lb/>
Schloßgarten und weinten, da begegnete ihnen<lb/>
ein alter Mann, der fragte ſie nach ihrem Kum-<lb/>
mer. Da erzaͤhlten ſie, ihr Vater waͤr’ſo krank,<lb/>
daß er wohl ſterben wuͤrde; es wollte ihm nichts<lb/>
helfen. Der Alte ſprach: „ich weiß ein Mittel,<lb/>
das iſt das Waſſer des Lebens, wenn er davon<lb/>
trinkt, ſo wird er wieder geſund; es iſt aber<lb/>ſchwer zu finden.“ Da ſagte der aͤlteſte: „ich<lb/>
will es ſchon finden,“ ging zum kranken Koͤnig<lb/>
und bat ihn, er moͤcht’ ihm erlauben auszuziehen<lb/>
und das Waſſer des Lebens zu ſuchen, das ihn<lb/>
allein heilen koͤnne. „Nein, ſprach der Koͤnig,<lb/>
dabei ſind zu große Gefahren, lieber will ich ſter-<lb/>
ben.“ Er bat aber ſo lange, bis es der Koͤnig<lb/>
zugab; der Prinz dachte auch in ſeinem Herzen:<lb/></p></div></body></text></TEI>
[79/0100]
kraͤnkſch un elennig woren. Da gav er de Doch-
ter von den Water ut den Brunnen to drinken, da
wor ſe friſk un geſund. De beiden falſken Suͤ-
ſtern woren averſt verbrennt un de Dochter frig-
gede den Prinzen.
11.
Das Waſſer des Lebens.
Es war einmal ein Koͤnig, der ward krank
und glaubte niemand, daß er mit dem Leben da-
von kaͤme. Er hatte aber drei Soͤhne, die wa-
ren daruͤber betruͤbt, gingen hinunter in den
Schloßgarten und weinten, da begegnete ihnen
ein alter Mann, der fragte ſie nach ihrem Kum-
mer. Da erzaͤhlten ſie, ihr Vater waͤr’ ſo krank,
daß er wohl ſterben wuͤrde; es wollte ihm nichts
helfen. Der Alte ſprach: „ich weiß ein Mittel,
das iſt das Waſſer des Lebens, wenn er davon
trinkt, ſo wird er wieder geſund; es iſt aber
ſchwer zu finden.“ Da ſagte der aͤlteſte: „ich
will es ſchon finden,“ ging zum kranken Koͤnig
und bat ihn, er moͤcht’ ihm erlauben auszuziehen
und das Waſſer des Lebens zu ſuchen, das ihn
allein heilen koͤnne. „Nein, ſprach der Koͤnig,
dabei ſind zu große Gefahren, lieber will ich ſter-
ben.“ Er bat aber ſo lange, bis es der Koͤnig
zugab; der Prinz dachte auch in ſeinem Herzen:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/100>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.