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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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als ich, nach dem Wasser des Lebens ausgezogen
und sind nicht wieder kommen." "Zwischen zwei
Bergen sind sie eingeschlossen, sprach der Zwerg,
dahin hab' ich sie verwünscht, weil sie so übermü-
thig waren." Da bat der Prinz so lange, bis
sie der Zwerg wieder los ließ, aber er sprach noch:
"Hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz."

Wie sie nun kamen, da freute er sich und
erzählte ihnen alles, wie es ihm ergangen wäre,
daß er das Wasser des Lebens gefunden und einen
Becher voll mitgenommen und eine schöne Prinzessin
erlöst habe, die wolle ein Jahr lang auf ihn warten,
dann sollte Hochzeit gehalten werden und er bekäm
ein großes Reich. Darnach ritten sie zusammen fort
und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg
war und der König glaubte schon, er sollte verderben
in der Noth; da ging der Prinz zu ihm und gab
ihm das Brot, damit speiste und sättigte er sein
ganzes Reich, und dann gab ihm der Prinz auch
das Schwert und damit schlug er die Heere seiner
Feinde und konnte nun in Ruhe und Friede leben.
Da nahm der Prinz sein Brot und sein Schwert
wieder zurück und die drei Brüder ritten weiter;
sie kamen aber noch in zwei Länder, wo Hunger
und Krieg herrschte und da gab der Prinz den
Königen jedesmal sein Brot und Schwert und
hatte nun drei Reiche gerettet. Und darnach setz-
ten sie sich auf ein Schiff und fuhren über's Meer.
Während der Fahrt da sprachen die beiden älte-

F 2

als ich, nach dem Waſſer des Lebens ausgezogen
und ſind nicht wieder kommen.“ „Zwiſchen zwei
Bergen ſind ſie eingeſchloſſen, ſprach der Zwerg,
dahin hab’ ich ſie verwuͤnſcht, weil ſie ſo uͤbermuͤ-
thig waren.“ Da bat der Prinz ſo lange, bis
ſie der Zwerg wieder los ließ, aber er ſprach noch:
„Huͤte dich vor ihnen, ſie haben ein boͤſes Herz.“

Wie ſie nun kamen, da freute er ſich und
erzaͤhlte ihnen alles, wie es ihm ergangen waͤre,
daß er das Waſſer des Lebens gefunden und einen
Becher voll mitgenommen und eine ſchoͤne Prinzeſſin
erloͤſt habe, die wolle ein Jahr lang auf ihn warten,
dann ſollte Hochzeit gehalten werden und er bekaͤm
ein großes Reich. Darnach ritten ſie zuſammen fort
und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg
war und der Koͤnig glaubte ſchon, er ſollte verderben
in der Noth; da ging der Prinz zu ihm und gab
ihm das Brot, damit ſpeiſte und ſaͤttigte er ſein
ganzes Reich, und dann gab ihm der Prinz auch
das Schwert und damit ſchlug er die Heere ſeiner
Feinde und konnte nun in Ruhe und Friede leben.
Da nahm der Prinz ſein Brot und ſein Schwert
wieder zuruͤck und die drei Bruͤder ritten weiter;
ſie kamen aber noch in zwei Laͤnder, wo Hunger
und Krieg herrſchte und da gab der Prinz den
Koͤnigen jedesmal ſein Brot und Schwert und
hatte nun drei Reiche gerettet. Und darnach ſetz-
ten ſie ſich auf ein Schiff und fuhren uͤber’s Meer.
Waͤhrend der Fahrt da ſprachen die beiden aͤlte-

F 2
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[83/0104] als ich, nach dem Waſſer des Lebens ausgezogen und ſind nicht wieder kommen.“ „Zwiſchen zwei Bergen ſind ſie eingeſchloſſen, ſprach der Zwerg, dahin hab’ ich ſie verwuͤnſcht, weil ſie ſo uͤbermuͤ- thig waren.“ Da bat der Prinz ſo lange, bis ſie der Zwerg wieder los ließ, aber er ſprach noch: „Huͤte dich vor ihnen, ſie haben ein boͤſes Herz.“ Wie ſie nun kamen, da freute er ſich und erzaͤhlte ihnen alles, wie es ihm ergangen waͤre, daß er das Waſſer des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen und eine ſchoͤne Prinzeſſin erloͤſt habe, die wolle ein Jahr lang auf ihn warten, dann ſollte Hochzeit gehalten werden und er bekaͤm ein großes Reich. Darnach ritten ſie zuſammen fort und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg war und der Koͤnig glaubte ſchon, er ſollte verderben in der Noth; da ging der Prinz zu ihm und gab ihm das Brot, damit ſpeiſte und ſaͤttigte er ſein ganzes Reich, und dann gab ihm der Prinz auch das Schwert und damit ſchlug er die Heere ſeiner Feinde und konnte nun in Ruhe und Friede leben. Da nahm der Prinz ſein Brot und ſein Schwert wieder zuruͤck und die drei Bruͤder ritten weiter; ſie kamen aber noch in zwei Laͤnder, wo Hunger und Krieg herrſchte und da gab der Prinz den Koͤnigen jedesmal ſein Brot und Schwert und hatte nun drei Reiche gerettet. Und darnach ſetz- ten ſie ſich auf ein Schiff und fuhren uͤber’s Meer. Waͤhrend der Fahrt da ſprachen die beiden aͤlte- F 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/104>, abgerufen am 22.12.2024.