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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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sten unter sich: "der jüngste hat das Wasser ge-
funden und wir nicht, dafür wird ihm unser Va-
ter das Reich geben, das uns gebührt und er wird
uns unser Glück wegnehmen." Da wurden sie
rachsüchtig und verabredeten mit einander, daß
sie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis
er einmal fest eingeschlafen war, da gossen sie das
Wasser des Lebens aus dem Becher und nahmen
es für sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwas-
ser hinein.

Als sie nun daheim ankamen, brachte der
jüngste dem kranken König seinen Becher, damit
er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum
aber hatte er ein wenig von dem bittern Meer-
wasser getrunken, da ward er noch kränker als zu-
vor. Und wie er darüber jammerte, kamen die
beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten
an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das
rechte Wasser des Lebens hätten sie gefunden und
mitgebracht, und reichten es dem König. Und
kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine
Krankheit verschwinden und ward stark und ge-
sund, wie in seinen jungen Tagen. Darnach
gingen die beiden zu dem jüngsten, spotteten sein
und sagten: "nun, hast du das Wasser des Lebens
gefunden? du hast die Mühe gehabt und wir den
Lohn, du hättest die Augen aufthun sollen, wir
haben dir's genommen, wie du auf dem Meere
eingeschlafen warst. Ueber's Jahr da holt' sich

ſten unter ſich: „der juͤngſte hat das Waſſer ge-
funden und wir nicht, dafuͤr wird ihm unſer Va-
ter das Reich geben, das uns gebuͤhrt und er wird
uns unſer Gluͤck wegnehmen.“ Da wurden ſie
rachſuͤchtig und verabredeten mit einander, daß
ſie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis
er einmal feſt eingeſchlafen war, da goſſen ſie das
Waſſer des Lebens aus dem Becher und nahmen
es fuͤr ſich, ihm aber goſſen ſie bitteres Meerwaſ-
ſer hinein.

Als ſie nun daheim ankamen, brachte der
juͤngſte dem kranken Koͤnig ſeinen Becher, damit
er daraus trinken und geſund werden ſollte. Kaum
aber hatte er ein wenig von dem bittern Meer-
waſſer getrunken, da ward er noch kraͤnker als zu-
vor. Und wie er daruͤber jammerte, kamen die
beiden aͤlteſten Soͤhne und klagten den juͤngſten
an und ſagten, er habe ihn vergiften wollen, das
rechte Waſſer des Lebens haͤtten ſie gefunden und
mitgebracht, und reichten es dem Koͤnig. Und
kaum hatte er davon getrunken, ſo fuͤhlte er ſeine
Krankheit verſchwinden und ward ſtark und ge-
ſund, wie in ſeinen jungen Tagen. Darnach
gingen die beiden zu dem juͤngſten, ſpotteten ſein
und ſagten: „nun, haſt du das Waſſer des Lebens
gefunden? du haſt die Muͤhe gehabt und wir den
Lohn, du haͤtteſt die Augen aufthun ſollen, wir
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[84/0105] ſten unter ſich: „der juͤngſte hat das Waſſer ge- funden und wir nicht, dafuͤr wird ihm unſer Va- ter das Reich geben, das uns gebuͤhrt und er wird uns unſer Gluͤck wegnehmen.“ Da wurden ſie rachſuͤchtig und verabredeten mit einander, daß ſie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis er einmal feſt eingeſchlafen war, da goſſen ſie das Waſſer des Lebens aus dem Becher und nahmen es fuͤr ſich, ihm aber goſſen ſie bitteres Meerwaſ- ſer hinein. Als ſie nun daheim ankamen, brachte der juͤngſte dem kranken Koͤnig ſeinen Becher, damit er daraus trinken und geſund werden ſollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meer- waſſer getrunken, da ward er noch kraͤnker als zu- vor. Und wie er daruͤber jammerte, kamen die beiden aͤlteſten Soͤhne und klagten den juͤngſten an und ſagten, er habe ihn vergiften wollen, das rechte Waſſer des Lebens haͤtten ſie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem Koͤnig. Und kaum hatte er davon getrunken, ſo fuͤhlte er ſeine Krankheit verſchwinden und ward ſtark und ge- ſund, wie in ſeinen jungen Tagen. Darnach gingen die beiden zu dem juͤngſten, ſpotteten ſein und ſagten: „nun, haſt du das Waſſer des Lebens gefunden? du haſt die Muͤhe gehabt und wir den Lohn, du haͤtteſt die Augen aufthun ſollen, wir haben dir’s genommen, wie du auf dem Meere eingeſchlafen warſt. Ueber’s Jahr da holt’ ſich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/105>, abgerufen am 22.12.2024.