Magd von einem Soldaten und mußte ihm auf- warten." Da sprach der König: "steck dir die Tasche voll Erbsen und mach ein Loch hinein, der Traum könnte wahr seyn, dann fallen sie heraus und lassen die Spur auf der Straße." Also that sie auch, aber das Männchen hatte gehört, was der König ihr angerathen; wie nun der Abend kam und der Soldat sagte, er sollte ihm wieder die Königstochter holen, da streute er die ganze Stadt vorher voll Erbsen und konnten die wenigen, die aus ihrer Tasche fielen, keine Spur machen und am andern Morgen hatten die Leute den ganzen Tag Erbsen zu lesen. Die Königs- tochter erzählte ihrem Vater wieder, was ihr be- gegnet war, da sprach er: "behalt einen Schuh an, und verstecke ihn heimlich, wo du bist." Das schwarze Männchen hörte das mit an, und wie der Soldat wiederum die Königstochter wollte hergebracht haben, sagte es zu ihm: "jetzt kann ich dir nicht mehr helfen, du wirst unglücklich, wenn's heraus kommt." Der Soldat aber be- stand auf seinem Willen; "so mach dich nur gleich frühmorgens aus dem Thor hinaus, sagte das Männchen, wenn ich sie fort getragen habe."
Die Königstochter behielt nun einen Schuh an und versteckte ihn bei dem Soldaten ins Bett; am andern Morgen, wie sie wieder bei ihrem Vater war, ließ der überall in der Stadt darnach suchen und da ward er dann bei dem Soldaten gefunden.
Magd von einem Soldaten und mußte ihm auf- warten.“ Da ſprach der Koͤnig: „ſteck dir die Taſche voll Erbſen und mach ein Loch hinein, der Traum koͤnnte wahr ſeyn, dann fallen ſie heraus und laſſen die Spur auf der Straße.“ Alſo that ſie auch, aber das Maͤnnchen hatte gehoͤrt, was der Koͤnig ihr angerathen; wie nun der Abend kam und der Soldat ſagte, er ſollte ihm wieder die Koͤnigstochter holen, da ſtreute er die ganze Stadt vorher voll Erbſen und konnten die wenigen, die aus ihrer Taſche fielen, keine Spur machen und am andern Morgen hatten die Leute den ganzen Tag Erbſen zu leſen. Die Koͤnigs- tochter erzaͤhlte ihrem Vater wieder, was ihr be- gegnet war, da ſprach er: „behalt einen Schuh an, und verſtecke ihn heimlich, wo du biſt.“ Das ſchwarze Maͤnnchen hoͤrte das mit an, und wie der Soldat wiederum die Koͤnigstochter wollte hergebracht haben, ſagte es zu ihm: „jetzt kann ich dir nicht mehr helfen, du wirſt ungluͤcklich, wenn’s heraus kommt.“ Der Soldat aber be- ſtand auf ſeinem Willen; „ſo mach dich nur gleich fruͤhmorgens aus dem Thor hinaus, ſagte das Maͤnnchen, wenn ich ſie fort getragen habe.“
Die Koͤnigstochter behielt nun einen Schuh an und verſteckte ihn bei dem Soldaten ins Bett; am andern Morgen, wie ſie wieder bei ihrem Vater war, ließ der uͤberall in der Stadt darnach ſuchen und da ward er dann bei dem Soldaten gefunden.
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Magd von einem Soldaten und mußte ihm auf-
warten.“ Da ſprach der Koͤnig: „ſteck dir die
Taſche voll Erbſen und mach ein Loch hinein, der
Traum koͤnnte wahr ſeyn, dann fallen ſie heraus
und laſſen die Spur auf der Straße.“ Alſo
that ſie auch, aber das Maͤnnchen hatte gehoͤrt,
was der Koͤnig ihr angerathen; wie nun der
Abend kam und der Soldat ſagte, er ſollte ihm
wieder die Koͤnigstochter holen, da ſtreute er die
ganze Stadt vorher voll Erbſen und konnten die
wenigen, die aus ihrer Taſche fielen, keine Spur
machen und am andern Morgen hatten die Leute
den ganzen Tag Erbſen zu leſen. Die Koͤnigs-
tochter erzaͤhlte ihrem Vater wieder, was ihr be-
gegnet war, da ſprach er: „behalt einen Schuh
an, und verſtecke ihn heimlich, wo du biſt.“ Das
ſchwarze Maͤnnchen hoͤrte das mit an, und wie
der Soldat wiederum die Koͤnigstochter wollte
hergebracht haben, ſagte es zu ihm: „jetzt kann
ich dir nicht mehr helfen, du wirſt ungluͤcklich,
wenn’s heraus kommt.“ Der Soldat aber be-
ſtand auf ſeinem Willen; „ſo mach dich nur gleich
fruͤhmorgens aus dem Thor hinaus, ſagte das
Maͤnnchen, wenn ich ſie fort getragen habe.“
Die Koͤnigstochter behielt nun einen Schuh an
und verſteckte ihn bei dem Soldaten ins Bett; am
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und da ward er dann bei dem Soldaten gefunden.
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/191>, abgerufen am 22.12.2024.
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