wul, wo du hen kümmst 'ne Schriffedder, wenn du eine bruckest." Wie he so weggeit, da roppt et hinner üm: "Ferenand getrü, nimm se mit!" He süt sik ümme, süt awerst keinen, da geit he wier torugge un nümmt se up. Wie he wier 'ne Wile rien (geritten) is, kümmt he bie'n Water vorbie, so ligd da en Fisk am Oewer (Ufer) un snappet un happet na Luft, so segd he: "töv, min lewe Fisk, ik will die helpen, dat du in't Water kümmst," un gript'n bie'n Schwans un werpt 'n in't Water. Da steckt de Fisk den Kopp ut den Water un segd: nu du mie ut den Koth hol- pen hest, will ik die 'ne Flötepiepen giwen, wenn du in de Naud bist, so flöte derup, dann will ik die helpen; wenn du mal wat in't Water hast fallen laten, so flöte man, so will ik et die herut reicken." Nu ritt he weg, da kümmt so'n Minsk to üm, de frägt 'n, wo he hen wull. "O na den neggsten Ort." -- "Wu he dann heite?" -- "Ferenand getrü." -- "Sü, da hewe wie ja fast den sülwigen Namen, ik heite Ferenand un- getrü." Da trecket se beide na den neggsten Ort in dat Wertshus.
Nu was et schlimm, dat de Ferenand unge- trü allet wuste, wat 'n annerer dacht hadde un doen wulle; dat wust he döre so allerhand slimme Kunste. Et was awerst im Wertshuse so'n wacker Mäken, dat hadde 'n schier (klares) Angesicht un drog sik so hübsch; dat verleiv sik in den Ferenand
wul, wo du hen kuͤmmſt ’ne Schriffedder, wenn du eine bruckeſt.“ Wie he ſo weggeit, da roppt et hinner uͤm: „Ferenand getruͤ, nimm ſe mit!“ He ſuͤt ſik uͤmme, ſuͤt awerſt keinen, da geit he wier torugge un nuͤmmt ſe up. Wie he wier ’ne Wile rien (geritten) is, kuͤmmt he bie’n Water vorbie, ſo ligd da en Fiſk am Oewer (Ufer) un ſnappet un happet na Luft, ſo ſegd he: „toͤv, min lewe Fiſk, ik will die helpen, dat du in’t Water kuͤmmſt,“ un gript’n bie’n Schwans un werpt ’n in’t Water. Da ſteckt de Fiſk den Kopp ut den Water un ſegd: nu du mie ut den Koth hol- pen heſt, will ik die ’ne Floͤtepiepen giwen, wenn du in de Naud biſt, ſo floͤte derup, dann will ik die helpen; wenn du mal wat in’t Water haſt fallen laten, ſo floͤte man, ſo will ik et die herut reicken.“ Nu ritt he weg, da kuͤmmt ſo’n Minſk to uͤm, de fraͤgt ’n, wo he hen wull. „O na den neggſten Ort.“ — „Wu he dann heite?“ — „Ferenand getruͤ.“ — „Suͤ, da hewe wie ja faſt den ſuͤlwigen Namen, ik heite Ferenand un- getruͤ.“ Da trecket ſe beide na den neggſten Ort in dat Wertshus.
Nu was et ſchlimm, dat de Ferenand unge- truͤ allet wuſte, wat ’n annerer dacht hadde un doen wulle; dat wuſt he doͤre ſo allerhand ſlimme Kunſte. Et was awerſt im Wertshuſe ſo’n wacker Maͤken, dat hadde ’n ſchier (klares) Angeſicht un drog ſik ſo huͤbſch; dat verleiv ſik in den Ferenand
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0227"n="206"/>
wul, wo du hen kuͤmmſt ’ne Schriffedder, wenn<lb/>
du eine bruckeſt.“ Wie he ſo weggeit, da roppt<lb/>
et hinner uͤm: „Ferenand getruͤ, nimm ſe mit!“<lb/>
He ſuͤt ſik uͤmme, ſuͤt awerſt keinen, da geit he<lb/>
wier torugge un nuͤmmt ſe up. Wie he wier ’ne<lb/>
Wile rien (geritten) is, kuͤmmt he bie’n Water<lb/>
vorbie, ſo ligd da en Fiſk am Oewer (Ufer) un<lb/>ſnappet un happet na Luft, ſo ſegd he: „toͤv, min<lb/>
lewe Fiſk, ik will die helpen, dat du in’t Water<lb/>
kuͤmmſt,“ un gript’n bie’n Schwans un werpt<lb/>’n in’t Water. Da ſteckt de Fiſk den Kopp ut<lb/>
den Water un ſegd: nu du mie ut den Koth hol-<lb/>
pen heſt, will ik die ’ne Floͤtepiepen giwen, wenn<lb/>
du in de Naud biſt, ſo floͤte derup, dann will ik<lb/>
die helpen; wenn du mal wat in’t Water haſt<lb/>
fallen laten, ſo floͤte man, ſo will ik et die herut<lb/>
reicken.“ Nu ritt he weg, da kuͤmmt ſo’n Minſk<lb/>
to uͤm, de fraͤgt ’n, wo he hen wull. „O na den<lb/>
neggſten Ort.“—„Wu he dann heite?“—<lb/>„Ferenand getruͤ.“—„Suͤ, da hewe wie ja faſt<lb/>
den ſuͤlwigen Namen, ik heite <hirendition="#g">Ferenand un-<lb/>
getruͤ</hi>.“ Da trecket ſe beide na den neggſten<lb/>
Ort in dat Wertshus.</p><lb/><p>Nu was et ſchlimm, dat de Ferenand unge-<lb/>
truͤ allet wuſte, wat ’n annerer dacht hadde un<lb/>
doen wulle; dat wuſt he doͤre ſo allerhand ſlimme<lb/>
Kunſte. Et was awerſt im Wertshuſe ſo’n wacker<lb/>
Maͤken, dat hadde ’n ſchier (klares) Angeſicht un<lb/>
drog ſik ſo huͤbſch; dat verleiv ſik in den Ferenand<lb/></p></div></body></text></TEI>
[206/0227]
wul, wo du hen kuͤmmſt ’ne Schriffedder, wenn
du eine bruckeſt.“ Wie he ſo weggeit, da roppt
et hinner uͤm: „Ferenand getruͤ, nimm ſe mit!“
He ſuͤt ſik uͤmme, ſuͤt awerſt keinen, da geit he
wier torugge un nuͤmmt ſe up. Wie he wier ’ne
Wile rien (geritten) is, kuͤmmt he bie’n Water
vorbie, ſo ligd da en Fiſk am Oewer (Ufer) un
ſnappet un happet na Luft, ſo ſegd he: „toͤv, min
lewe Fiſk, ik will die helpen, dat du in’t Water
kuͤmmſt,“ un gript’n bie’n Schwans un werpt
’n in’t Water. Da ſteckt de Fiſk den Kopp ut
den Water un ſegd: nu du mie ut den Koth hol-
pen heſt, will ik die ’ne Floͤtepiepen giwen, wenn
du in de Naud biſt, ſo floͤte derup, dann will ik
die helpen; wenn du mal wat in’t Water haſt
fallen laten, ſo floͤte man, ſo will ik et die herut
reicken.“ Nu ritt he weg, da kuͤmmt ſo’n Minſk
to uͤm, de fraͤgt ’n, wo he hen wull. „O na den
neggſten Ort.“ — „Wu he dann heite?“ —
„Ferenand getruͤ.“ — „Suͤ, da hewe wie ja faſt
den ſuͤlwigen Namen, ik heite Ferenand un-
getruͤ.“ Da trecket ſe beide na den neggſten
Ort in dat Wertshus.
Nu was et ſchlimm, dat de Ferenand unge-
truͤ allet wuſte, wat ’n annerer dacht hadde un
doen wulle; dat wuſt he doͤre ſo allerhand ſlimme
Kunſte. Et was awerſt im Wertshuſe ſo’n wacker
Maͤken, dat hadde ’n ſchier (klares) Angeſicht un
drog ſik ſo huͤbſch; dat verleiv ſik in den Ferenand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/227>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.