Wasser wieder hinüber, und der Soldat setzte sich diesmal vornen hin zur ältesten; am Ufer nah- men sie von ihren Prinzen Abschied und verspra- chen in der folgenden Nacht wieder zu kommen. Als sie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus, legte sich ins Bett, und als die Zwölf langsam und müd' herauf getrippelt kamen, schnarchte er schon wieder laut, so daß sie spra- chen: "nun vor dem sind wir sicher." Da tha- ten sie ihre schönen Kleider aus, hoben sie auf, stellten die zertanzten Schuhe unter das Bett und legten sich nieder. Am andern Morgen wollte der Soldat nichts sagen, sondern das wunderliche Wesen noch mehr ansehen, und ging die zweite und die dritte Nacht wieder mit, und da war al- les, wie das erstemal, und sie tanzten jedesmal bis die Schuhe entzwei waren; nur das drittemal nahm er noch einen Becher mit zum Wahrzeichen. Zu der Stunde nun, wo er antworten sollte, nahm er die drei Zweige und den Becher, und ging vor den König, und die Zwölfe standen hin- ter der Thüre und horchten, was er sagen würde. Wie der König nun fragte: "wo haben meine zwölf Töchter ihre Schuhe in der Nacht ver- tanzt?" antwortete er: "mit zwölf Prinzen in einem unterirdischen Schloß," und erzählte alles und holte die Wahrzeichen hervor. Da rief der König seine Töchter und fragte sie, ob der Sol- dat die Wahrheit gesagt hätte, und da sie sahen,
Waſſer wieder hinuͤber, und der Soldat ſetzte ſich diesmal vornen hin zur aͤlteſten; am Ufer nah- men ſie von ihren Prinzen Abſchied und verſpra- chen in der folgenden Nacht wieder zu kommen. Als ſie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus, legte ſich ins Bett, und als die Zwoͤlf langſam und muͤd’ herauf getrippelt kamen, ſchnarchte er ſchon wieder laut, ſo daß ſie ſpra- chen: „nun vor dem ſind wir ſicher.“ Da tha- ten ſie ihre ſchoͤnen Kleider aus, hoben ſie auf, ſtellten die zertanzten Schuhe unter das Bett und legten ſich nieder. Am andern Morgen wollte der Soldat nichts ſagen, ſondern das wunderliche Weſen noch mehr anſehen, und ging die zweite und die dritte Nacht wieder mit, und da war al- les, wie das erſtemal, und ſie tanzten jedesmal bis die Schuhe entzwei waren; nur das drittemal nahm er noch einen Becher mit zum Wahrzeichen. Zu der Stunde nun, wo er antworten ſollte, nahm er die drei Zweige und den Becher, und ging vor den Koͤnig, und die Zwoͤlfe ſtanden hin- ter der Thuͤre und horchten, was er ſagen wuͤrde. Wie der Koͤnig nun fragte: „wo haben meine zwoͤlf Toͤchter ihre Schuhe in der Nacht ver- tanzt?“ antwortete er: „mit zwoͤlf Prinzen in einem unterirdiſchen Schloß,“ und erzaͤhlte alles und holte die Wahrzeichen hervor. Da rief der Koͤnig ſeine Toͤchter und fragte ſie, ob der Sol- dat die Wahrheit geſagt haͤtte, und da ſie ſahen,
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Waſſer wieder hinuͤber, und der Soldat ſetzte ſich
diesmal vornen hin zur aͤlteſten; am Ufer nah-
men ſie von ihren Prinzen Abſchied und verſpra-
chen in der folgenden Nacht wieder zu kommen.
Als ſie an der Treppe waren, lief der Soldat
voraus, legte ſich ins Bett, und als die Zwoͤlf
langſam und muͤd’ herauf getrippelt kamen,
ſchnarchte er ſchon wieder laut, ſo daß ſie ſpra-
chen: „nun vor dem ſind wir ſicher.“ Da tha-
ten ſie ihre ſchoͤnen Kleider aus, hoben ſie auf,
ſtellten die zertanzten Schuhe unter das Bett und
legten ſich nieder. Am andern Morgen wollte
der Soldat nichts ſagen, ſondern das wunderliche
Weſen noch mehr anſehen, und ging die zweite
und die dritte Nacht wieder mit, und da war al-
les, wie das erſtemal, und ſie tanzten jedesmal
bis die Schuhe entzwei waren; nur das drittemal
nahm er noch einen Becher mit zum Wahrzeichen.
Zu der Stunde nun, wo er antworten ſollte,
nahm er die drei Zweige und den Becher, und
ging vor den Koͤnig, und die Zwoͤlfe ſtanden hin-
ter der Thuͤre und horchten, was er ſagen wuͤrde.
Wie der Koͤnig nun fragte: „wo haben meine
zwoͤlf Toͤchter ihre Schuhe in der Nacht ver-
tanzt?“ antwortete er: „mit zwoͤlf Prinzen in
einem unterirdiſchen Schloß,“ und erzaͤhlte alles
und holte die Wahrzeichen hervor. Da rief der
Koͤnig ſeine Toͤchter und fragte ſie, ob der Sol-
dat die Wahrheit geſagt haͤtte, und da ſie ſahen,
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/265>, abgerufen am 23.12.2024.
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