sage erhalten haben. -- Der junge Riese hier ist mit Siegfried verwandt, dessen gewaltige Riesen- Natur in seiner Jugend und überhaupt in seinem Le- ben die Gedichte ähnlich beschreiben. Er fängt die Löwen, bindet sie an den Schwänzen zusammen und hängt sie über die Mauer (Rosengr. 3. Siegfr. Lied. 33.) Deutlicher ist sein Arbeiten beim Schmied, dem er hier eben so ungefüg zuschlägt (Lied 5.) und der wie Reigen goldgierig ist und aus Geiz alles allein besitzen will; ferner, die Hinterlist des gleichfalls habsüchtigen Amtmanns, der ihn los seyn will, welche jener des Reigen entspricht, so wie die gefährliche verwünschte Mühle dem Dra- chen-Nest, wohin er, der den Schrecken nicht kennt (was die nord. Sage recht hervorhebt, denn Brunhild hatte gelobt keinem andern sich zu vermäh- len als einem ganz unerschrockenen s. Sigurdrifa's Lied) furchtlos geht und siegreich zurückkommt. Der Riese erscheint ganz in den Sitten, welche die alten Ge- dichte beschreiben: eine Eisenstange ist sein Waffen und er versucht die Kraft am Ausreißen der Bäume (vgl. Anmerk. zu den altdän. Liedern S. 493). Das unschädliche Herabwerfen der Mühlsteine erinnert lebhaft an Thors Abentheuer mit Skrimnir (Dämis. 38.), wie diese wieder an die Böhmische vom Riesen Scharmack. Die Erziehung bei Riesen ist gleichfalls ein alter bedeutender Umstand; bei diesen oder bei kunstreichen Zwergen wurden die Helden in die Lehre gethan, wie Sigurd bei Reigin und Widga (Wittich) in der Wilk. S., ebenso daß der Riese den jungen selber säugt, was auch in Nr. 6. vorkommt. Siegfried und der Eulenspiegel berühren und nähern sich einander, welches unser Märchen voll- kommen zur Gewißheit erhebt, und man darf den jungen Helden darin so gut einen edleren Riesen- Eulenspiegel als einen spaßhafteren gehörnten Sieg- fried nennen (ähnliche Helden sind Simson und Mo- rolf und vor allen Gargantua nach den echten Volks- sagen von ihm. Memoires de l'acad. celtique V. 392) Beide Eulenspiegel und Siegfried wandern in die Welt aus, nehmen Dienste und mishandeln in ihrem Uebermuth die blos menschlichen Handwerker; namentlich ist wichtig, daß Eulenspiegel dem
ſage erhalten haben. — Der junge Rieſe hier iſt mit Siegfried verwandt, deſſen gewaltige Rieſen- Natur in ſeiner Jugend und uͤberhaupt in ſeinem Le- ben die Gedichte aͤhnlich beſchreiben. Er faͤngt die Loͤwen, bindet ſie an den Schwaͤnzen zuſammen und haͤngt ſie uͤber die Mauer (Roſengr. 3. Siegfr. Lied. 33.) Deutlicher iſt ſein Arbeiten beim Schmied, dem er hier eben ſo ungefuͤg zuſchlaͤgt (Lied 5.) und der wie Reigen goldgierig iſt und aus Geiz alles allein beſitzen will; ferner, die Hinterliſt des gleichfalls habſuͤchtigen Amtmanns, der ihn los ſeyn will, welche jener des Reigen entſpricht, ſo wie die gefaͤhrliche verwuͤnſchte Muͤhle dem Dra- chen-Neſt, wohin er, der den Schrecken nicht kennt (was die nord. Sage recht hervorhebt, denn Brunhild hatte gelobt keinem andern ſich zu vermaͤh- len als einem ganz unerſchrockenen ſ. Sigurdrifa’s Lied) furchtlos geht und ſiegreich zuruͤckkommt. Der Rieſe erſcheint ganz in den Sitten, welche die alten Ge- dichte beſchreiben: eine Eiſenſtange iſt ſein Waffen und er verſucht die Kraft am Ausreißen der Baͤume (vgl. Anmerk. zu den altdaͤn. Liedern S. 493). Das unſchaͤdliche Herabwerfen der Muͤhlſteine erinnert lebhaft an Thors Abentheuer mit Skrimnir (Daͤmiſ. 38.), wie dieſe wieder an die Boͤhmiſche vom Rieſen Scharmack. Die Erziehung bei Rieſen iſt gleichfalls ein alter bedeutender Umſtand; bei dieſen oder bei kunſtreichen Zwergen wurden die Helden in die Lehre gethan, wie Sigurd bei Reigin und Widga (Wittich) in der Wilk. S., ebenſo daß der Rieſe den jungen ſelber ſaͤugt, was auch in Nr. 6. vorkommt. Siegfried und der Eulenſpiegel beruͤhren und naͤhern ſich einander, welches unſer Maͤrchen voll- kommen zur Gewißheit erhebt, und man darf den jungen Helden darin ſo gut einen edleren Rieſen- Eulenſpiegel als einen ſpaßhafteren gehoͤrnten Sieg- fried nennen (aͤhnliche Helden ſind Simſon und Mo- rolf und vor allen Gargantua nach den echten Volks- ſagen von ihm. Mémoires de l’acad. celtique V. 392) Beide Eulenſpiegel und Siegfried wandern in die Welt aus, nehmen Dienſte und mishandeln in ihrem Uebermuth die blos menſchlichen Handwerker; namentlich iſt wichtig, daß Eulenſpiegel dem
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[VII/0326]
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Loͤwen, bindet ſie an den Schwaͤnzen zuſammen und
haͤngt ſie uͤber die Mauer (Roſengr. 3. Siegfr. Lied.
33.) Deutlicher iſt ſein Arbeiten beim Schmied,
dem er hier eben ſo ungefuͤg zuſchlaͤgt (Lied 5.)
und der wie Reigen goldgierig iſt und aus Geiz
alles allein beſitzen will; ferner, die Hinterliſt des
gleichfalls habſuͤchtigen Amtmanns, der ihn los
ſeyn will, welche jener des Reigen entſpricht, ſo
wie die gefaͤhrliche verwuͤnſchte Muͤhle dem Dra-
chen-Neſt, wohin er, der den Schrecken nicht
kennt (was die nord. Sage recht hervorhebt, denn
Brunhild hatte gelobt keinem andern ſich zu vermaͤh-
len als einem ganz unerſchrockenen ſ. Sigurdrifa’s Lied)
furchtlos geht und ſiegreich zuruͤckkommt. Der Rieſe
erſcheint ganz in den Sitten, welche die alten Ge-
dichte beſchreiben: eine Eiſenſtange iſt ſein Waffen
und er verſucht die Kraft am Ausreißen der Baͤume
(vgl. Anmerk. zu den altdaͤn. Liedern S. 493). Das
unſchaͤdliche Herabwerfen der Muͤhlſteine erinnert
lebhaft an Thors Abentheuer mit Skrimnir (Daͤmiſ.
38.), wie dieſe wieder an die Boͤhmiſche vom Rieſen
Scharmack. Die Erziehung bei Rieſen iſt gleichfalls
ein alter bedeutender Umſtand; bei dieſen oder bei
kunſtreichen Zwergen wurden die Helden in die
Lehre gethan, wie Sigurd bei Reigin und Widga
(Wittich) in der Wilk. S., ebenſo daß der Rieſe den
jungen ſelber ſaͤugt, was auch in Nr. 6. vorkommt.
Siegfried und der Eulenſpiegel beruͤhren
und naͤhern ſich einander, welches unſer Maͤrchen voll-
kommen zur Gewißheit erhebt, und man darf den
jungen Helden darin ſo gut einen edleren Rieſen-
Eulenſpiegel als einen ſpaßhafteren gehoͤrnten Sieg-
fried nennen (aͤhnliche Helden ſind Simſon und Mo-
rolf und vor allen Gargantua nach den echten Volks-
ſagen von ihm. Mémoires de l’acad. celtique V. 392)
Beide Eulenſpiegel und Siegfried wandern in die
Welt aus, nehmen Dienſte und mishandeln in
ihrem Uebermuth die blos menſchlichen Handwerker;
namentlich iſt wichtig, daß Eulenſpiegel dem
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/326>, abgerufen am 23.12.2024.
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