Lustspiel, das aber vermuthlich im 16 Jahrh. verfaßt ist. Etwa gleichzeitig damit: J. Ayrer's Faß- nachtspiel von Fritz Dölla mit der gewünschten Gei- gen im opus theatricum Bl. 97 -- 101. Auch bei Dieterich heißt der Bauernknecht Dulla ein my- thischer Name, der an Till oder Dill Eulenspiegel den lustigen Schalksknecht erinnert (s. oben Num. 4.) und das schwed. und altnordische Wort: Tule, Thulr, (homo facetus, nugator, Spielmann.) der Narr und Sänger des Volks ist, und sonst stimmen beide sehr zusammen, so daß sie aus einer Quelle schöpfen konnten, schwerlich aber sich gegenseitig be- nutzt haben. Die Wünsche sind wie hier; statt des Juden, haben beide einen klosterentlaufenen Mönch; bei Dieterich hält er die gerühmte Kunst des Knechts für Prahlerei und spricht: "in jener Hecke sitzt ein Rab, trifst du den mit deiner Armbrust, so zieh ich mich nackend aus und hol ihn hervor." Beim Ayrer schießt er einen Vogel vom Baum; vom Kleideraus- ziehen ist keine Rede. -- Nach Diet. Albrecht die dä- nischen Reime: om Munken og Bondedrengen (Nye- rup in der Iris og Hebe 1796. 310 -- 312.) -- Vielleicht bezieht sich auf unser Märchen eine sonst unverständliche Anspielung im Parcifal 8539. vom Fasan (Vogel) im Dornach.
Die Sage vom Tanzen in den Dornen ist sehr verbreitet und greift in ein ganz anderes Mär- chen des ersten Bandes S. 258. ein. Für die münd- liche Ueberlieferung wird eine von Otmar in Bek- kers Erhol. 1797. aufgezeichnete Erzählung wichtig, wo sie aber sehr entstellt und in falschen Ton versetzt ist. Ein auf Tod und Leben gefangener Zauberer hat einen nie fehlenden Pfeil und schießt damit einen Fal- ken aus hoher Luft, der in Sumpf und Dornen fällt. Die Häscher sollen ihn suchen, da hebt er den Schwa- bentanz zu pfeifen an, das ganze Gericht tanzt und so wird er von seiner Hinrichtung hernach befreit.
Die letzte Bitte und die Rettung aus dem Tod durch Blasen und Spielen kommt häufig vor, (vgl. oben Nr. 30 das blaue Licht) von Arion bis auf Gunnar, der durch Harfenschlag die Schlangen ab- hält. Die Kraft Tanz zu erregen lag auch in Obe- rons Pfeife, besonders merkwürdig ist das Beispiel
Luſtſpiel, das aber vermuthlich im 16 Jahrh. verfaßt iſt. Etwa gleichzeitig damit: J. Ayrer’s Faß- nachtſpiel von Fritz Doͤlla mit der gewuͤnſchten Gei- gen im opus theatricum Bl. 97 — 101. Auch bei Dieterich heißt der Bauernknecht Dulla ein my- thiſcher Name, der an Till oder Dill Eulenſpiegel den luſtigen Schalksknecht erinnert (ſ. oben Num. 4.) und das ſchwed. und altnordiſche Wort: Tule, Thulr, (homo facetus, nugator, Spielmann.) der Narr und Saͤnger des Volks iſt, und ſonſt ſtimmen beide ſehr zuſammen, ſo daß ſie aus einer Quelle ſchoͤpfen konnten, ſchwerlich aber ſich gegenſeitig be- nutzt haben. Die Wuͤnſche ſind wie hier; ſtatt des Juden, haben beide einen kloſterentlaufenen Moͤnch; bei Dieterich haͤlt er die geruͤhmte Kunſt des Knechts fuͤr Prahlerei und ſpricht: „in jener Hecke ſitzt ein Rab, trifſt du den mit deiner Armbruſt, ſo zieh ich mich nackend aus und hol ihn hervor.“ Beim Ayrer ſchießt er einen Vogel vom Baum; vom Kleideraus- ziehen iſt keine Rede. — Nach Diet. Albrecht die daͤ- niſchen Reime: om Munken og Bondedrengen (Nye- rup in der Iris og Hebe 1796. 310 — 312.) — Vielleicht bezieht ſich auf unſer Maͤrchen eine ſonſt unverſtaͤndliche Anſpielung im Parcifal 8539. vom Faſan (Vogel) im Dornach.
Die Sage vom Tanzen in den Dornen iſt ſehr verbreitet und greift in ein ganz anderes Maͤr- chen des erſten Bandes S. 258. ein. Fuͤr die muͤnd- liche Ueberlieferung wird eine von Otmar in Bek- kers Erhol. 1797. aufgezeichnete Erzaͤhlung wichtig, wo ſie aber ſehr entſtellt und in falſchen Ton verſetzt iſt. Ein auf Tod und Leben gefangener Zauberer hat einen nie fehlenden Pfeil und ſchießt damit einen Fal- ken aus hoher Luft, der in Sumpf und Dornen faͤllt. Die Haͤſcher ſollen ihn ſuchen, da hebt er den Schwa- bentanz zu pfeifen an, das ganze Gericht tanzt und ſo wird er von ſeiner Hinrichtung hernach befreit.
Die letzte Bitte und die Rettung aus dem Tod durch Blaſen und Spielen kommt haͤufig vor, (vgl. oben Nr. 30 das blaue Licht) von Arion bis auf Gunnar, der durch Harfenſchlag die Schlangen ab- haͤlt. Die Kraft Tanz zu erregen lag auch in Obe- rons Pfeife, beſonders merkwuͤrdig iſt das Beiſpiel
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[XXVII/0346]
Luſtſpiel, das aber vermuthlich im 16 Jahrh. verfaßt
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gen im opus theatricum Bl. 97 — 101. Auch bei
Dieterich heißt der Bauernknecht Dulla ein my-
thiſcher Name, der an Till oder Dill Eulenſpiegel
den luſtigen Schalksknecht erinnert (ſ. oben Num. 4.)
und das ſchwed. und altnordiſche Wort: Tule,
Thulr, (homo facetus, nugator, Spielmann.) der
Narr und Saͤnger des Volks iſt, und ſonſt ſtimmen
beide ſehr zuſammen, ſo daß ſie aus einer Quelle
ſchoͤpfen konnten, ſchwerlich aber ſich gegenſeitig be-
nutzt haben. Die Wuͤnſche ſind wie hier; ſtatt des
Juden, haben beide einen kloſterentlaufenen Moͤnch;
bei Dieterich haͤlt er die geruͤhmte Kunſt des Knechts
fuͤr Prahlerei und ſpricht: „in jener Hecke ſitzt ein
Rab, trifſt du den mit deiner Armbruſt, ſo zieh ich
mich nackend aus und hol ihn hervor.“ Beim Ayrer
ſchießt er einen Vogel vom Baum; vom Kleideraus-
ziehen iſt keine Rede. — Nach Diet. Albrecht die daͤ-
niſchen Reime: om Munken og Bondedrengen (Nye-
rup in der Iris og Hebe 1796. 310 — 312.) —
Vielleicht bezieht ſich auf unſer Maͤrchen eine ſonſt
unverſtaͤndliche Anſpielung im Parcifal 8539. vom
Faſan (Vogel) im Dornach.
Die Sage vom Tanzen in den Dornen iſt
ſehr verbreitet und greift in ein ganz anderes Maͤr-
chen des erſten Bandes S. 258. ein. Fuͤr die muͤnd-
liche Ueberlieferung wird eine von Otmar in Bek-
kers Erhol. 1797. aufgezeichnete Erzaͤhlung wichtig,
wo ſie aber ſehr entſtellt und in falſchen Ton verſetzt
iſt. Ein auf Tod und Leben gefangener Zauberer hat
einen nie fehlenden Pfeil und ſchießt damit einen Fal-
ken aus hoher Luft, der in Sumpf und Dornen faͤllt.
Die Haͤſcher ſollen ihn ſuchen, da hebt er den Schwa-
bentanz zu pfeifen an, das ganze Gericht tanzt und
ſo wird er von ſeiner Hinrichtung hernach befreit.
Die letzte Bitte und die Rettung aus dem
Tod durch Blaſen und Spielen kommt haͤufig vor,
(vgl. oben Nr. 30 das blaue Licht) von Arion bis auf
Gunnar, der durch Harfenſchlag die Schlangen ab-
haͤlt. Die Kraft Tanz zu erregen lag auch in Obe-
rons Pfeife, beſonders merkwuͤrdig iſt das Beiſpiel
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/346>, abgerufen am 23.12.2024.
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