do sied de niegne Koppe awe. De Künigsdochter sprank up un fäl ünne um den Hals un drucket un piepete (küßte) ünn so viel; un nümmet ihr Bruststücke, dat wor von rauen Golle west, un henget ünne dat umme. Da geit he auck nach der tweiten Künigsdochter, de häd en Drachen mit sieven Köppe to lusen un erlöset de auck, so de jungeste, de hadde en Drachen mit viere Köp- pen to lusen had, da geit he auck hinne. Do fro- get se sich alle so viel, un drucke'n un piepete'n ohne uphören. Da klingelte he sau harde, bis dat se öwen hört. Da set he de Künigsdochter ein nach der annern in den Korv un let se alle drei heruptrecken, wie nu an ünne de Riege kümmt, da fallet ün de Woore (Worte) von den Erdmän- neken wier bie, dat et sine Gesellen mit ünne nig gud meinden. Da nümmet he en groten Stein, de da ligt, un lägt ün in den Korv, ase de Korv da ungefär bis in de Midde herup is, schnien de falsken Broer owen de Strick af, dat de Korv mit den Stein up den Grund füll un meinten, he wöre nu daude un laupet mit de drei Künigsdöch- ter wege un latet sik dervan verspreken, dat se an ehren vater seggen willt, dat se beiden se erlö- set hädden; da kümmet se to Künig un begert se tor Frugen. Unnerdes geit de jungeste Jägerbur- sche gans bedröwet in den drei Kammern herum- mer un denket, dat he nu wull sterwen möste, da süht he an der Wand 'n Fleutenpipe hangen, da
do ſied de niegne Koppe awe. De Kuͤnigsdochter ſprank up un faͤl uͤnne um den Hals un drucket un piepete (kuͤßte) uͤnn ſo viel; un nuͤmmet ihr Bruſtſtuͤcke, dat wor von rauen Golle weſt, un henget uͤnne dat umme. Da geit he auck nach der tweiten Kuͤnigsdochter, de haͤd en Drachen mit ſieven Koͤppe to luſen un erloͤſet de auck, ſo de jungeſte, de hadde en Drachen mit viere Koͤp- pen to luſen had, da geit he auck hinne. Do fro- get ſe ſich alle ſo viel, un drucke’n un piepete’n ohne uphoͤren. Da klingelte he ſau harde, bis dat ſe oͤwen hoͤrt. Da ſet he de Kuͤnigsdochter ein nach der annern in den Korv un let ſe alle drei heruptrecken, wie nu an uͤnne de Riege kuͤmmt, da fallet uͤn de Woore (Worte) von den Erdmaͤn- neken wier bie, dat et ſine Geſellen mit uͤnne nig gud meinden. Da nuͤmmet he en groten Stein, de da ligt, un laͤgt uͤn in den Korv, aſe de Korv da ungefaͤr bis in de Midde herup is, ſchnien de falſken Broer owen de Strick af, dat de Korv mit den Stein up den Grund fuͤll un meinten, he woͤre nu daude un laupet mit de drei Kuͤnigsdoͤch- ter wege un latet ſik dervan verſpreken, dat ſe an ehren vater ſeggen willt, dat ſe beiden ſe erloͤ- ſet haͤdden; da kuͤmmet ſe to Kuͤnig un begert ſe tor Frugen. Unnerdes geit de jungeſte Jaͤgerbur- ſche gans bedroͤwet in den drei Kammern herum- mer un denket, dat he nu wull ſterwen moͤſte, da ſuͤht he an der Wand ’n Fleutenpipe hangen, da
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0063"n="42"/>
do ſied de niegne Koppe awe. De Kuͤnigsdochter<lb/>ſprank up un faͤl uͤnne um den Hals un drucket<lb/>
un piepete (kuͤßte) uͤnn ſo viel; un nuͤmmet ihr<lb/>
Bruſtſtuͤcke, dat wor von rauen Golle weſt, un<lb/>
henget uͤnne dat umme. Da geit he auck nach<lb/>
der tweiten Kuͤnigsdochter, de haͤd en Drachen<lb/>
mit ſieven Koͤppe to luſen un erloͤſet de auck, ſo<lb/>
de jungeſte, de hadde en Drachen mit viere Koͤp-<lb/>
pen to luſen had, da geit he auck hinne. Do fro-<lb/>
get ſe ſich alle ſo viel, un drucke’n un piepete’n<lb/>
ohne uphoͤren. Da klingelte he ſau harde, bis<lb/>
dat ſe oͤwen hoͤrt. Da ſet he de Kuͤnigsdochter<lb/>
ein nach der annern in den Korv un let ſe alle<lb/>
drei heruptrecken, wie nu an uͤnne de Riege kuͤmmt,<lb/>
da fallet uͤn de Woore (Worte) von den Erdmaͤn-<lb/>
neken wier bie, dat et ſine Geſellen mit uͤnne nig<lb/>
gud meinden. Da nuͤmmet he en groten Stein,<lb/>
de da ligt, un laͤgt uͤn in den Korv, aſe de Korv<lb/>
da ungefaͤr bis in de Midde herup is, ſchnien de<lb/>
falſken Broer owen de Strick af, dat de Korv<lb/>
mit den Stein up den Grund fuͤll un meinten, he<lb/>
woͤre nu daude un laupet mit de drei Kuͤnigsdoͤch-<lb/>
ter wege un latet ſik dervan verſpreken, dat ſe<lb/>
an ehren vater ſeggen willt, dat ſe beiden ſe erloͤ-<lb/>ſet haͤdden; da kuͤmmet ſe to Kuͤnig un begert ſe<lb/>
tor Frugen. Unnerdes geit de jungeſte Jaͤgerbur-<lb/>ſche gans bedroͤwet in den drei Kammern herum-<lb/>
mer un denket, dat he nu wull ſterwen moͤſte, da<lb/>ſuͤht he an der Wand ’n Fleutenpipe hangen, da<lb/></p></div></body></text></TEI>
[42/0063]
do ſied de niegne Koppe awe. De Kuͤnigsdochter
ſprank up un faͤl uͤnne um den Hals un drucket
un piepete (kuͤßte) uͤnn ſo viel; un nuͤmmet ihr
Bruſtſtuͤcke, dat wor von rauen Golle weſt, un
henget uͤnne dat umme. Da geit he auck nach
der tweiten Kuͤnigsdochter, de haͤd en Drachen
mit ſieven Koͤppe to luſen un erloͤſet de auck, ſo
de jungeſte, de hadde en Drachen mit viere Koͤp-
pen to luſen had, da geit he auck hinne. Do fro-
get ſe ſich alle ſo viel, un drucke’n un piepete’n
ohne uphoͤren. Da klingelte he ſau harde, bis
dat ſe oͤwen hoͤrt. Da ſet he de Kuͤnigsdochter
ein nach der annern in den Korv un let ſe alle
drei heruptrecken, wie nu an uͤnne de Riege kuͤmmt,
da fallet uͤn de Woore (Worte) von den Erdmaͤn-
neken wier bie, dat et ſine Geſellen mit uͤnne nig
gud meinden. Da nuͤmmet he en groten Stein,
de da ligt, un laͤgt uͤn in den Korv, aſe de Korv
da ungefaͤr bis in de Midde herup is, ſchnien de
falſken Broer owen de Strick af, dat de Korv
mit den Stein up den Grund fuͤll un meinten, he
woͤre nu daude un laupet mit de drei Kuͤnigsdoͤch-
ter wege un latet ſik dervan verſpreken, dat ſe
an ehren vater ſeggen willt, dat ſe beiden ſe erloͤ-
ſet haͤdden; da kuͤmmet ſe to Kuͤnig un begert ſe
tor Frugen. Unnerdes geit de jungeſte Jaͤgerbur-
ſche gans bedroͤwet in den drei Kammern herum-
mer un denket, dat he nu wull ſterwen moͤſte, da
ſuͤht he an der Wand ’n Fleutenpipe hangen, da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/63>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.