Geburt, du kannst mich erlösen." Da sprach er: "wie soll ich das anfangen?" Da sagte sie: "geh' hin in das Haus dort, darin sitzt eine alte Frau, die wird dir Essen und Trinken reichen und dich davon genießen heißen, aber du darfst nichts neh- men, denn wenn du trinkst, so trinkst du einen Schlaftrunk und dann kannst du mich nicht erlö- sen. Im Garten hinter dem Haus ist eine große Lohhucke, darauf sollst du stehen und mich erwar- ten: den Nachmittag um zwei Uhr komm' ich in einer Kutsche, die ist mit vier weißen Hengsten bespannt, wenn du aber dann nicht wach bist, sondern schläfst, so werd' ich nicht erlöst." Der Mann sprach, er wollt' alles thun, die Rabe aber sagte: "ach ich weiß es wohl, du kannst mich nicht erlösen, du nimmst doch etwas von der Frau." Da versprach der Mann noch einmal, er wollte gewiß nichts anrühren von dem Essen und Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und sagte: "ei, was seyd ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, esset und trinkt." "Nein, sagte der Mann, ich will nicht essen und trinken;" sie ließ ihm aber keine Ruhe und sprach: "wenn ihr dann nicht essen wollt, so thut einen Zug aus dem Glas, einmal ist keinmal," bis er sich überreden ließ und einen Trunk nahm. Nachmittags gegen zwei Uhr ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wollte auf die Rabe warten; wie er da stand, auf
Geburt, du kannſt mich erloͤſen.“ Da ſprach er: „wie ſoll ich das anfangen?“ Da ſagte ſie: „geh’ hin in das Haus dort, darin ſitzt eine alte Frau, die wird dir Eſſen und Trinken reichen und dich davon genießen heißen, aber du darfſt nichts neh- men, denn wenn du trinkſt, ſo trinkſt du einen Schlaftrunk und dann kannſt du mich nicht erloͤ- ſen. Im Garten hinter dem Haus iſt eine große Lohhucke, darauf ſollſt du ſtehen und mich erwar- ten: den Nachmittag um zwei Uhr komm’ ich in einer Kutſche, die iſt mit vier weißen Hengſten beſpannt, wenn du aber dann nicht wach biſt, ſondern ſchlaͤfſt, ſo werd’ ich nicht erloͤſt.“ Der Mann ſprach, er wollt’ alles thun, die Rabe aber ſagte: „ach ich weiß es wohl, du kannſt mich nicht erloͤſen, du nimmſt doch etwas von der Frau.“ Da verſprach der Mann noch einmal, er wollte gewiß nichts anruͤhren von dem Eſſen und Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat die alte Frau zu ihm und ſagte: „ei, was ſeyd ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, eſſet und trinkt.“ „Nein, ſagte der Mann, ich will nicht eſſen und trinken;“ ſie ließ ihm aber keine Ruhe und ſprach: „wenn ihr dann nicht eſſen wollt, ſo thut einen Zug aus dem Glas, einmal iſt keinmal,“ bis er ſich uͤberreden ließ und einen Trunk nahm. Nachmittags gegen zwei Uhr ging er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und wollte auf die Rabe warten; wie er da ſtand, auf
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Geburt, du kannſt mich erloͤſen.“ Da ſprach er:
„wie ſoll ich das anfangen?“ Da ſagte ſie: „geh’
hin in das Haus dort, darin ſitzt eine alte Frau,
die wird dir Eſſen und Trinken reichen und dich
davon genießen heißen, aber du darfſt nichts neh-
men, denn wenn du trinkſt, ſo trinkſt du einen
Schlaftrunk und dann kannſt du mich nicht erloͤ-
ſen. Im Garten hinter dem Haus iſt eine große
Lohhucke, darauf ſollſt du ſtehen und mich erwar-
ten: den Nachmittag um zwei Uhr komm’ ich in
einer Kutſche, die iſt mit vier weißen Hengſten
beſpannt, wenn du aber dann nicht wach biſt,
ſondern ſchlaͤfſt, ſo werd’ ich nicht erloͤſt.“ Der
Mann ſprach, er wollt’ alles thun, die Rabe aber
ſagte: „ach ich weiß es wohl, du kannſt mich
nicht erloͤſen, du nimmſt doch etwas von der
Frau.“ Da verſprach der Mann noch einmal,
er wollte gewiß nichts anruͤhren von dem Eſſen
und Trinken. Wie er aber in das Haus kam, trat
die alte Frau zu ihm und ſagte: „ei, was ſeyd
ihr abgemattet, kommt und erquickt euch, eſſet
und trinkt.“ „Nein, ſagte der Mann, ich will
nicht eſſen und trinken;“ ſie ließ ihm aber keine
Ruhe und ſprach: „wenn ihr dann nicht eſſen
wollt, ſo thut einen Zug aus dem Glas, einmal
iſt keinmal,“ bis er ſich uͤberreden ließ und einen
Trunk nahm. Nachmittags gegen zwei Uhr ging
er hinaus in den Garten auf die Lohhucke und
wollte auf die Rabe warten; wie er da ſtand, auf
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/75>, abgerufen am 22.12.2024.
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