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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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als sie ihn beinah herum hatten, da fanden sie in der Erde einen Mörsel von purem Gold. "Hör', sagte der Vater zu dem Mädchen, weil unser Herr König so gnädig ist gewesen und hat uns diesen Acker geschenkt, so müssen wir ihm den Mörsel wiedergeben."Die Tochter aber wollt' es nicht bewilligen und sagte: "Vater, wenn wir den Mörsel haben und haben den Stößer nicht, dann müssen wir auch den Stößer schaffen, darum schweigt lieber still." Er wollt' ihr aber nicht gehorchen, nahm den Mörsel und trug ihn zum Herrn König und sagte, den hätt' er gefunden in der Heide. Der König nahm den Mörsel und fragte, ob er nichts mehr gefunden? nein, sprach der Bauer, da sagte der König: "er sollte nun auch den Stößer herbeischaffen." Der Bauer sprach, den hätten sie nicht gefunden; aber das half ihm soviel, als hätt' er's in den Wind gesagt, er ward in's Gefängniß gesetzt und sollte so lange da sitzen, bis er den Stößer herbeigeschafft hätte. Die Bedienten mußten ihm täglich Wasser und Brot bringen, was man so in dem Gefängniß kriegt, da hörten sie, wie der Mann als fort schrie: "ach! hätt' ich meiner Tochter gehört! ach! ach! hätt' ich meiner Tochter gehört!" Da gingen die Bedienten zum König und sprachen das, wie der Gefangene als fort schrie: "ach! hätt' ich doch meiner Tochter gehört!" und wollte nicht essen und nicht trinken. Da befahl er den Bedienten, sie sollten ihn vor ihn bringen und da fragte der Herr König, warum er also fort schreie: "ach! hätt' ich meiner Tochter gehört!" " Was hat eure Tochter denn gesagt?" -- "Ja, sie hat gesprochen, ich sollt' den Mörsel nicht bringen, sonst müßt' ich auch den Stößer schaffen."

als sie ihn beinah herum hatten, da fanden sie in der Erde einen Moͤrsel von purem Gold. „Hoͤr’, sagte der Vater zu dem Maͤdchen, weil unser Herr Koͤnig so gnaͤdig ist gewesen und hat uns diesen Acker geschenkt, so muͤssen wir ihm den Moͤrsel wiedergeben.“Die Tochter aber wollt’ es nicht bewilligen und sagte: „Vater, wenn wir den Moͤrsel haben und haben den Stoͤßer nicht, dann muͤssen wir auch den Stoͤßer schaffen, darum schweigt lieber still.“ Er wollt’ ihr aber nicht gehorchen, nahm den Moͤrsel und trug ihn zum Herrn Koͤnig und sagte, den haͤtt’ er gefunden in der Heide. Der Koͤnig nahm den Moͤrsel und fragte, ob er nichts mehr gefunden? nein, sprach der Bauer, da sagte der Koͤnig: „er sollte nun auch den Stoͤßer herbeischaffen.“ Der Bauer sprach, den haͤtten sie nicht gefunden; aber das half ihm soviel, als haͤtt’ er’s in den Wind gesagt, er ward in’s Gefaͤngniß gesetzt und sollte so lange da sitzen, bis er den Stoͤßer herbeigeschafft haͤtte. Die Bedienten mußten ihm taͤglich Wasser und Brot bringen, was man so in dem Gefaͤngniß kriegt, da hoͤrten sie, wie der Mann als fort schrie: „ach! haͤtt’ ich meiner Tochter gehoͤrt! ach! ach! haͤtt’ ich meiner Tochter gehoͤrt!“ Da gingen die Bedienten zum Koͤnig und sprachen das, wie der Gefangene als fort schrie: „ach! haͤtt’ ich doch meiner Tochter gehoͤrt!“ und wollte nicht essen und nicht trinken. Da befahl er den Bedienten, sie sollten ihn vor ihn bringen und da fragte der Herr Koͤnig, warum er also fort schreie: „ach! haͤtt’ ich meiner Tochter gehoͤrt!“ „ Was hat eure Tochter denn gesagt?“ — „Ja, sie hat gesprochen, ich sollt’ den Moͤrsel nicht bringen, sonst muͤßt’ ich auch den Stoͤßer schaffen.“

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[54/0132] als sie ihn beinah herum hatten, da fanden sie in der Erde einen Moͤrsel von purem Gold. „Hoͤr’, sagte der Vater zu dem Maͤdchen, weil unser Herr Koͤnig so gnaͤdig ist gewesen und hat uns diesen Acker geschenkt, so muͤssen wir ihm den Moͤrsel wiedergeben.“Die Tochter aber wollt’ es nicht bewilligen und sagte: „Vater, wenn wir den Moͤrsel haben und haben den Stoͤßer nicht, dann muͤssen wir auch den Stoͤßer schaffen, darum schweigt lieber still.“ Er wollt’ ihr aber nicht gehorchen, nahm den Moͤrsel und trug ihn zum Herrn Koͤnig und sagte, den haͤtt’ er gefunden in der Heide. Der Koͤnig nahm den Moͤrsel und fragte, ob er nichts mehr gefunden? nein, sprach der Bauer, da sagte der Koͤnig: „er sollte nun auch den Stoͤßer herbeischaffen.“ Der Bauer sprach, den haͤtten sie nicht gefunden; aber das half ihm soviel, als haͤtt’ er’s in den Wind gesagt, er ward in’s Gefaͤngniß gesetzt und sollte so lange da sitzen, bis er den Stoͤßer herbeigeschafft haͤtte. Die Bedienten mußten ihm taͤglich Wasser und Brot bringen, was man so in dem Gefaͤngniß kriegt, da hoͤrten sie, wie der Mann als fort schrie: „ach! haͤtt’ ich meiner Tochter gehoͤrt! ach! ach! haͤtt’ ich meiner Tochter gehoͤrt!“ Da gingen die Bedienten zum Koͤnig und sprachen das, wie der Gefangene als fort schrie: „ach! haͤtt’ ich doch meiner Tochter gehoͤrt!“ und wollte nicht essen und nicht trinken. Da befahl er den Bedienten, sie sollten ihn vor ihn bringen und da fragte der Herr Koͤnig, warum er also fort schreie: „ach! haͤtt’ ich meiner Tochter gehoͤrt!“ „ Was hat eure Tochter denn gesagt?“ — „Ja, sie hat gesprochen, ich sollt’ den Moͤrsel nicht bringen, sonst muͤßt’ ich auch den Stoͤßer schaffen.“

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/132>, abgerufen am 21.11.2024.