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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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du?" -- Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. "Ei! sagte der Bär, willst du mir keine Antwort geben? das ist ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!" Wie der Affe das hört, thut er das Maul auf, läßt den Stein ins Wasser fallen und sagt: "ich konnt' ja nicht antworten, ich hatte den Stein im Mund, jetzt ist er fort, daran bist du allein Schuld." "Sey nur ruhig, sagte der Bär, wir wollen schon etwas erdenken." Da berathschlagten sie sich und riefen die Laubfrösche, Unken und alles Ungeziefer, das im Wasser lebt, zusammen und sagten: "es kommt ein gewaltiger Feind, macht, daß ihr viele Steine zusammenschafft, so wollen wir euch eine Mauer bauen und euch schützen." Da erschraken die Thiere und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter, dicker Quackfrosch recht aus dem Grund herauf gerudert und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Wie der Bär das sah, war er vergnügt: "da haben wir, was wir wollen," nahm dem Frosch seine Last ab, sagte den Thieren, es sey schon gut und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Hülfe des Steins und kamen noch zu rechter Zeit, denn er hatte das Brot schon aufgezehrt und das Wasser getrunken und war schon halb verschmachtet. Wie er aber den Stein in die Hände bekam, da wünscht' er sich wieder frisch und gesund und in sein schönes Schloß mit dem Garten und Marstall und lebte vergnügt und die drei Thiere blieben bei ihm und hatten's gut ihr lebelang.


du?“ — Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. „Ei! sagte der Baͤr, willst du mir keine Antwort geben? das ist ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!“ Wie der Affe das hoͤrt, thut er das Maul auf, laͤßt den Stein ins Wasser fallen und sagt: „ich konnt’ ja nicht antworten, ich hatte den Stein im Mund, jetzt ist er fort, daran bist du allein Schuld.“ „Sey nur ruhig, sagte der Baͤr, wir wollen schon etwas erdenken.“ Da berathschlagten sie sich und riefen die Laubfroͤsche, Unken und alles Ungeziefer, das im Wasser lebt, zusammen und sagten: „es kommt ein gewaltiger Feind, macht, daß ihr viele Steine zusammenschafft, so wollen wir euch eine Mauer bauen und euch schuͤtzen.“ Da erschraken die Thiere und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter, dicker Quackfrosch recht aus dem Grund herauf gerudert und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Wie der Baͤr das sah, war er vergnuͤgt: „da haben wir, was wir wollen,“ nahm dem Frosch seine Last ab, sagte den Thieren, es sey schon gut und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Huͤlfe des Steins und kamen noch zu rechter Zeit, denn er hatte das Brot schon aufgezehrt und das Wasser getrunken und war schon halb verschmachtet. Wie er aber den Stein in die Haͤnde bekam, da wuͤnscht’ er sich wieder frisch und gesund und in sein schoͤnes Schloß mit dem Garten und Marstall und lebte vergnuͤgt und die drei Thiere blieben bei ihm und hatten’s gut ihr lebelang.


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[101/0179] du?“ — Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. „Ei! sagte der Baͤr, willst du mir keine Antwort geben? das ist ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!“ Wie der Affe das hoͤrt, thut er das Maul auf, laͤßt den Stein ins Wasser fallen und sagt: „ich konnt’ ja nicht antworten, ich hatte den Stein im Mund, jetzt ist er fort, daran bist du allein Schuld.“ „Sey nur ruhig, sagte der Baͤr, wir wollen schon etwas erdenken.“ Da berathschlagten sie sich und riefen die Laubfroͤsche, Unken und alles Ungeziefer, das im Wasser lebt, zusammen und sagten: „es kommt ein gewaltiger Feind, macht, daß ihr viele Steine zusammenschafft, so wollen wir euch eine Mauer bauen und euch schuͤtzen.“ Da erschraken die Thiere und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter, dicker Quackfrosch recht aus dem Grund herauf gerudert und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Wie der Baͤr das sah, war er vergnuͤgt: „da haben wir, was wir wollen,“ nahm dem Frosch seine Last ab, sagte den Thieren, es sey schon gut und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Huͤlfe des Steins und kamen noch zu rechter Zeit, denn er hatte das Brot schon aufgezehrt und das Wasser getrunken und war schon halb verschmachtet. Wie er aber den Stein in die Haͤnde bekam, da wuͤnscht’ er sich wieder frisch und gesund und in sein schoͤnes Schloß mit dem Garten und Marstall und lebte vergnuͤgt und die drei Thiere blieben bei ihm und hatten’s gut ihr lebelang.

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/179>, abgerufen am 21.11.2024.