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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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dem Thurm säß eine schöne Königstochter, die wollten sie gern rauben. "Ja, sprach er, die will ich bald geschafft haben." Sagten sie weiter: "es ist aber etwas noch dabei, es liegt ein kleines Hündchen dort, das fängt gleich an zu bellen, wann sich jemand nähert, und sobald das bellt, wacht auch alles am königlichen Hofe auf, darum können wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Hündchen todt zu schießen?" "Ja, sprach er, das ist mir ein kleiner Spaß." -- Darnach setzte er sich auf ein Schiff und fuhr über das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Hündchen gelaufen und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbüchse und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten, sie hätten die Königstochter nun schon gewiß; er sprach aber zu ihnen, sie sollten haußen bleiben, bis er ihnen riefe. Da ging er in das Schloß und es war mäuschenstill und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hing da ein Säbel an der Wand, der war von purem Silber und ein goldener Stern darauf und des Königs Name; daneben aber stand ein Tisch und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf und stand darin, wer den Säbel hätte, könnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkäme. Da nahm er den Säbel von der Wand, hing ihn um und ging weiter, da kam er in das Zimmer, wo die Königstochter lag und schlief, und sie war so schön, daß er still stand und sie betrachtete und den Athem anhielt. Wie er sich weiter umschaute, da standen unter dem Bett ein Paar Pantoffeln, auf dem rechten stand ihres Vaters Name mit einem Stern und auf dem linken ihr Name mit einem Stern. Sie hatte

dem Thurm saͤß eine schoͤne Koͤnigstochter, die wollten sie gern rauben. „Ja, sprach er, die will ich bald geschafft haben.“ Sagten sie weiter: „es ist aber etwas noch dabei, es liegt ein kleines Huͤndchen dort, das faͤngt gleich an zu bellen, wann sich jemand naͤhert, und sobald das bellt, wacht auch alles am koͤniglichen Hofe auf, darum koͤnnen wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Huͤndchen todt zu schießen?“ „Ja, sprach er, das ist mir ein kleiner Spaß.“ — Darnach setzte er sich auf ein Schiff und fuhr uͤber das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Huͤndchen gelaufen und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbuͤchse und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten, sie haͤtten die Koͤnigstochter nun schon gewiß; er sprach aber zu ihnen, sie sollten haußen bleiben, bis er ihnen riefe. Da ging er in das Schloß und es war maͤuschenstill und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hing da ein Saͤbel an der Wand, der war von purem Silber und ein goldener Stern darauf und des Koͤnigs Name; daneben aber stand ein Tisch und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf und stand darin, wer den Saͤbel haͤtte, koͤnnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkaͤme. Da nahm er den Saͤbel von der Wand, hing ihn um und ging weiter, da kam er in das Zimmer, wo die Koͤnigstochter lag und schlief, und sie war so schoͤn, daß er still stand und sie betrachtete und den Athem anhielt. Wie er sich weiter umschaute, da standen unter dem Bett ein Paar Pantoffeln, auf dem rechten stand ihres Vaters Name mit einem Stern und auf dem linken ihr Name mit einem Stern. Sie hatte

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[125/0203] dem Thurm saͤß eine schoͤne Koͤnigstochter, die wollten sie gern rauben. „Ja, sprach er, die will ich bald geschafft haben.“ Sagten sie weiter: „es ist aber etwas noch dabei, es liegt ein kleines Huͤndchen dort, das faͤngt gleich an zu bellen, wann sich jemand naͤhert, und sobald das bellt, wacht auch alles am koͤniglichen Hofe auf, darum koͤnnen wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Huͤndchen todt zu schießen?“ „Ja, sprach er, das ist mir ein kleiner Spaß.“ — Darnach setzte er sich auf ein Schiff und fuhr uͤber das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Huͤndchen gelaufen und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbuͤchse und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten, sie haͤtten die Koͤnigstochter nun schon gewiß; er sprach aber zu ihnen, sie sollten haußen bleiben, bis er ihnen riefe. Da ging er in das Schloß und es war maͤuschenstill und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hing da ein Saͤbel an der Wand, der war von purem Silber und ein goldener Stern darauf und des Koͤnigs Name; daneben aber stand ein Tisch und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf und stand darin, wer den Saͤbel haͤtte, koͤnnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkaͤme. Da nahm er den Saͤbel von der Wand, hing ihn um und ging weiter, da kam er in das Zimmer, wo die Koͤnigstochter lag und schlief, und sie war so schoͤn, daß er still stand und sie betrachtete und den Athem anhielt. Wie er sich weiter umschaute, da standen unter dem Bett ein Paar Pantoffeln, auf dem rechten stand ihres Vaters Name mit einem Stern und auf dem linken ihr Name mit einem Stern. Sie hatte

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/203>, abgerufen am 21.11.2024.