Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

an welchem Ort er steht; dabei ist im Holsteinischen folgendes Gespräch üblich (Schütze I. 115). Der Führer fragt: "Blinde Ko, ik leide di." -- Der Blinde: "woneem hen?" -- "Na'n Bullenstall." -- "Wat sall'k da doon?" -- "Klütjen (Klöße) un söt Melk eeten." -- "Jk heff keen Lepel." -- "Nimm en Schüffel (Schaufel)." -- "Jk heff keen Schüffel." -- "Nimm en Tüffel (Pantoffel)." -- "Jk heff keen Tüffel." -- "Sü to, wo du een krigst." Hier läßt der Führer die blinde Kuh laufen. - Fischart Garg. S. 166 a. gedenkt dieses Spiels. Es wird auch so gespielt, daß der Blinde mit einem Stock in der Hand mitten in einem Kreis steht, der um ihn tanzt. Stößt er mit dem Stock auf die Erde, so muß alles still stehen, er rührt darauf einen an und hält ihm den Stock hin, dabei pfeift oder brummt er. Jener muß den Stock fassen und den Laut nachahmen, der Blinde aber sucht ihn, nachdem der Laut dreimal wiederholt ist, an der, gewöhnlich verstellten Stimme zu errathen. -- Fischerspiel. Einer ist Fischer, die andern sind Fische. Der Fischer spricht: "ich fische, ich fische in meines Herrn Teich, ich habe die ganze Nacht gefischt, und habe nichts gefangen als einen Weißfisch," oder welchen Namen er will. Der Genannte steht auf und spricht: "ich dachte, es wär ein Hecht gewesen," und nennt immer andere Fische, der Fischer muß antworten, und darf nicht ja oder nein sagen. Fischart Garg S. 165 b. gedenkt schon dieses Spieles, ähnliche gibt es mehrere, z. B. die Kinder stellen Getraide vor, einer hat aber ein Täubchen und spricht: "ich lasse mein Täubchen fliegen in Gerste." Nun antwortet die Gerste: "nein, in

an welchem Ort er steht; dabei ist im Holsteinischen folgendes Gespraͤch uͤblich (Schuͤtze I. 115). Der Fuͤhrer fragt: „Blinde Ko, ik leide di.“ — Der Blinde: „woneem hen?“ — „Na’n Bullenstall.“ — „Wat sall’k da doon?“ — „Kluͤtjen (Kloͤße) un soͤt Melk eeten.“ — „Jk heff keen Lepel.“ — „Nimm en Schuͤffel (Schaufel).“ — „Jk heff keen Schuͤffel.“ — „Nimm en Tuͤffel (Pantoffel).“ — „Jk heff keen Tuͤffel.“ — „Suͤ to, wo du een krigst.“ Hier laͤßt der Fuͤhrer die blinde Kuh laufen. - Fischart Garg. S. 166 a. gedenkt dieses Spiels. Es wird auch so gespielt, daß der Blinde mit einem Stock in der Hand mitten in einem Kreis steht, der um ihn tanzt. Stoͤßt er mit dem Stock auf die Erde, so muß alles still stehen, er ruͤhrt darauf einen an und haͤlt ihm den Stock hin, dabei pfeift oder brummt er. Jener muß den Stock fassen und den Laut nachahmen, der Blinde aber sucht ihn, nachdem der Laut dreimal wiederholt ist, an der, gewoͤhnlich verstellten Stimme zu errathen. — Fischerspiel. Einer ist Fischer, die andern sind Fische. Der Fischer spricht: „ich fische, ich fische in meines Herrn Teich, ich habe die ganze Nacht gefischt, und habe nichts gefangen als einen Weißfisch,“ oder welchen Namen er will. Der Genannte steht auf und spricht: „ich dachte, es waͤr ein Hecht gewesen,“ und nennt immer andere Fische, der Fischer muß antworten, und darf nicht ja oder nein sagen. Fischart Garg S. 165 b. gedenkt schon dieses Spieles, aͤhnliche gibt es mehrere, z. B. die Kinder stellen Getraide vor, einer hat aber ein Taͤubchen und spricht: „ich lasse mein Taͤubchen fliegen in Gerste.“ Nun antwortet die Gerste: „nein, in

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0023" n="XVII"/>
an welchem Ort er steht; dabei ist im Holsteinischen folgendes Gespra&#x0364;ch u&#x0364;blich (Schu&#x0364;tze <hi rendition="#aq">I.</hi> 115). Der Fu&#x0364;hrer fragt: &#x201E;Blinde Ko, ik leide di.&#x201C; &#x2014; Der Blinde: &#x201E;woneem hen?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Na&#x2019;n Bullenstall.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Wat sall&#x2019;k da doon?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Klu&#x0364;tjen (Klo&#x0364;ße) un so&#x0364;t Melk eeten.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Jk heff keen Lepel.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Nimm en Schu&#x0364;ffel (Schaufel).&#x201C; &#x2014; &#x201E;Jk heff keen Schu&#x0364;ffel.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Nimm en Tu&#x0364;ffel (Pantoffel).&#x201C; &#x2014; &#x201E;Jk heff keen Tu&#x0364;ffel.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Su&#x0364; to, wo du een krigst.&#x201C; Hier la&#x0364;ßt der Fu&#x0364;hrer die blinde Kuh laufen. - Fischart Garg. S. 166 a. gedenkt dieses Spiels. Es wird auch so gespielt, daß der Blinde mit einem Stock in der Hand mitten in einem Kreis steht, der um ihn tanzt. Sto&#x0364;ßt er mit dem Stock auf die Erde, so muß alles still stehen, er ru&#x0364;hrt darauf einen an und ha&#x0364;lt ihm den Stock hin, dabei pfeift oder brummt er. Jener muß den Stock fassen und den Laut nachahmen, der Blinde aber sucht ihn, nachdem der Laut dreimal wiederholt ist, an der, gewo&#x0364;hnlich verstellten Stimme zu errathen. &#x2014; <hi rendition="#g">Fischerspiel</hi>. Einer ist Fischer, die andern sind Fische. Der Fischer spricht: &#x201E;ich fische, ich fische in meines Herrn Teich, ich habe die ganze Nacht gefischt, und habe nichts gefangen als einen Weißfisch,&#x201C; oder welchen Namen er will. Der Genannte steht auf und spricht: &#x201E;ich dachte, es wa&#x0364;r ein Hecht gewesen,&#x201C; und nennt immer andere Fische, der Fischer muß antworten, und darf nicht ja oder nein sagen. Fischart Garg S. 165 b. gedenkt schon dieses Spieles, a&#x0364;hnliche gibt es mehrere, z. B. die Kinder stellen Getraide vor, einer hat aber ein Ta&#x0364;ubchen und spricht: &#x201E;ich lasse mein Ta&#x0364;ubchen fliegen in Gerste.&#x201C; Nun antwortet die Gerste: &#x201E;nein, in
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XVII/0023] an welchem Ort er steht; dabei ist im Holsteinischen folgendes Gespraͤch uͤblich (Schuͤtze I. 115). Der Fuͤhrer fragt: „Blinde Ko, ik leide di.“ — Der Blinde: „woneem hen?“ — „Na’n Bullenstall.“ — „Wat sall’k da doon?“ — „Kluͤtjen (Kloͤße) un soͤt Melk eeten.“ — „Jk heff keen Lepel.“ — „Nimm en Schuͤffel (Schaufel).“ — „Jk heff keen Schuͤffel.“ — „Nimm en Tuͤffel (Pantoffel).“ — „Jk heff keen Tuͤffel.“ — „Suͤ to, wo du een krigst.“ Hier laͤßt der Fuͤhrer die blinde Kuh laufen. - Fischart Garg. S. 166 a. gedenkt dieses Spiels. Es wird auch so gespielt, daß der Blinde mit einem Stock in der Hand mitten in einem Kreis steht, der um ihn tanzt. Stoͤßt er mit dem Stock auf die Erde, so muß alles still stehen, er ruͤhrt darauf einen an und haͤlt ihm den Stock hin, dabei pfeift oder brummt er. Jener muß den Stock fassen und den Laut nachahmen, der Blinde aber sucht ihn, nachdem der Laut dreimal wiederholt ist, an der, gewoͤhnlich verstellten Stimme zu errathen. — Fischerspiel. Einer ist Fischer, die andern sind Fische. Der Fischer spricht: „ich fische, ich fische in meines Herrn Teich, ich habe die ganze Nacht gefischt, und habe nichts gefangen als einen Weißfisch,“ oder welchen Namen er will. Der Genannte steht auf und spricht: „ich dachte, es waͤr ein Hecht gewesen,“ und nennt immer andere Fische, der Fischer muß antworten, und darf nicht ja oder nein sagen. Fischart Garg S. 165 b. gedenkt schon dieses Spieles, aͤhnliche gibt es mehrere, z. B. die Kinder stellen Getraide vor, einer hat aber ein Taͤubchen und spricht: „ich lasse mein Taͤubchen fliegen in Gerste.“ Nun antwortet die Gerste: „nein, in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/23
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/23>, abgerufen am 21.11.2024.