Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819."ischt er es nit, so ischts sei Muter
oder des Teufels Stiefbruder!" Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli: "gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor di stahn!" Der Veitli hörte aber nicht drauf und der Jackli sagte: "der Schulz, der muß der erschte sei
denn ihm gebührt die Ehr allei!" Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitätisch: "so zieht denn herzhaft in den Streit,
hieran erkennt man tapfre Leut!" Und da gingen sie insgesammt auf den Drachen los, der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer näher kam, schrie er in großer Angst: "hau! hurlehau! hau! hauhau!" Davon erwachte der Haas, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude: "potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?
das Ungehüer ischt a Haas!" Der Schwabenbund suchte aber weiter Abentheuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüber kommen könnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer „ischt er es nit, so ischts sei Muter
oder des Teufels Stiefbruder!“ Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli: „gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor di stahn!“ Der Veitli hoͤrte aber nicht drauf und der Jackli sagte: „der Schulz, der muß der erschte sei
denn ihm gebuͤhrt die Ehr allei!“ Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitaͤtisch: „so zieht denn herzhaft in den Streit,
hieran erkennt man tapfre Leut!“ Und da gingen sie insgesammt auf den Drachen los, der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer naͤher kam, schrie er in großer Angst: „hau! hurlehau! hau! hauhau!“ Davon erwachte der Haas, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldfluͤchtig sah, da rief er voll Freude: „potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?
das Ungehuͤer ischt a Haas!“ Der Schwabenbund suchte aber weiter Abentheuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, daruͤber nicht viel Bruͤcken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen uͤberfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinuͤber kommen koͤnnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0237" n="159"/> <lg type="poem"> <l>„ischt er es nit, so ischts sei Muter</l><lb/> <l>oder des Teufels Stiefbruder!“</l><lb/> </lg> <p>Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„gang, Veitli, gang, gang du voran,</l><lb/> <l>i will dahinte vor di stahn!“</l><lb/> </lg> <p>Der Veitli hoͤrte aber nicht drauf und der Jackli sagte:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„der Schulz, der muß der erschte sei</l><lb/> <l>denn ihm gebuͤhrt die Ehr allei!“</l><lb/> </lg> <p>Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitaͤtisch:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„so zieht denn herzhaft in den Streit,</l><lb/> <l>hieran erkennt man tapfre Leut!“</l><lb/> </lg> <p>Und da gingen sie insgesammt auf den Drachen los, der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer naͤher kam, schrie er in großer Angst: „hau! hurlehau! hau! hauhau!“ Davon erwachte der Haas, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldfluͤchtig sah, da rief er voll Freude:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?</l><lb/> <l>das Ungehuͤer ischt a Haas!“</l><lb/> </lg> <p>Der Schwabenbund suchte aber weiter Abentheuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, daruͤber nicht viel Bruͤcken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen uͤberfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinuͤber kommen koͤnnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer </p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0237]
„ischt er es nit, so ischts sei Muter
oder des Teufels Stiefbruder!“
Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli:
„gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor di stahn!“
Der Veitli hoͤrte aber nicht drauf und der Jackli sagte:
„der Schulz, der muß der erschte sei
denn ihm gebuͤhrt die Ehr allei!“
Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitaͤtisch:
„so zieht denn herzhaft in den Streit,
hieran erkennt man tapfre Leut!“
Und da gingen sie insgesammt auf den Drachen los, der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer naͤher kam, schrie er in großer Angst: „hau! hurlehau! hau! hauhau!“ Davon erwachte der Haas, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldfluͤchtig sah, da rief er voll Freude:
„potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das?
das Ungehuͤer ischt a Haas!“
Der Schwabenbund suchte aber weiter Abentheuer und kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, daruͤber nicht viel Bruͤcken sind, sondern man an mehrern Orten sich muß in Schiffen uͤberfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinuͤber kommen koͤnnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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