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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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frieren, sprach der Königssohn, die Sonne scheint ja so warm?" "Ach, antwortete der Mann, je heißer es ist, destomehr frier ich und der Frost dringt mir dann durch alle Knochen, und je kälter es ist, desto heißer wird mir und mitten im Eis kann ichs vor Hitze und mitten im Feuer vor Kälte nicht aushalten." "Du bist ein wunderlicher Kerl, sprach der Königssohn, aber wenn du mir dienen willst, so komm mit." Nun zogen sie weiter und sahen einen Mann stehen, der machte einen langen Hals und schaute um sich und über alle Berge hinaus. Sprach der Königssohn: "wornach siehst du so eifrig?" Da antwortete der Mann: "ich habe so helle Augen, daß ich über die Wälder und Felder, Thäler und Berge hinaus und durch die ganze Welt sehen kann." Der Königssohn sprach: "willst du, so komm mit mir, denn so einer fehlte mir noch."

Nun zog der Königssohn mit seinen sechs Dienern in die Stadt ein, wo die schöne und gefährliche Jungfrau lebte, ging zu der alten Königin und sprach: "so ihr mir eure Tochter geben wollt, will ich vollbringen, was ihr auferlegt." "Ja, antwortete die Zauberin, dreimal will ich dir einen Bund aufgeben, lösest du ihn jedesmal, so sollst du der Herr und Gemahl meiner Tochter werden." Sprach er: "was wollt ihr mir zuerst aufgeben?" "Daß du mir einen Ring wiederbringst, den ich ins rothe Meer habe fallen lassen." Da ging der Königssohn heim zu seinen Dienern und sprach: "der erste Bund ist nicht leicht, ein Ring soll aus dem rothen Meer geholt werden, nun schafft Rath." Da sprach der mit den hellen Augen: "ich will sehen, wo er

frieren, sprach der Koͤnigssohn, die Sonne scheint ja so warm?“ „Ach, antwortete der Mann, je heißer es ist, destomehr frier ich und der Frost dringt mir dann durch alle Knochen, und je kaͤlter es ist, desto heißer wird mir und mitten im Eis kann ichs vor Hitze und mitten im Feuer vor Kaͤlte nicht aushalten.“ „Du bist ein wunderlicher Kerl, sprach der Koͤnigssohn, aber wenn du mir dienen willst, so komm mit.“ Nun zogen sie weiter und sahen einen Mann stehen, der machte einen langen Hals und schaute um sich und uͤber alle Berge hinaus. Sprach der Koͤnigssohn: „wornach siehst du so eifrig?“ Da antwortete der Mann: „ich habe so helle Augen, daß ich uͤber die Waͤlder und Felder, Thaͤler und Berge hinaus und durch die ganze Welt sehen kann.“ Der Koͤnigssohn sprach: „willst du, so komm mit mir, denn so einer fehlte mir noch.“

Nun zog der Koͤnigssohn mit seinen sechs Dienern in die Stadt ein, wo die schoͤne und gefaͤhrliche Jungfrau lebte, ging zu der alten Koͤnigin und sprach: „so ihr mir eure Tochter geben wollt, will ich vollbringen, was ihr auferlegt.“ „Ja, antwortete die Zauberin, dreimal will ich dir einen Bund aufgeben, loͤsest du ihn jedesmal, so sollst du der Herr und Gemahl meiner Tochter werden.“ Sprach er: „was wollt ihr mir zuerst aufgeben?“ „Daß du mir einen Ring wiederbringst, den ich ins rothe Meer habe fallen lassen.“ Da ging der Koͤnigssohn heim zu seinen Dienern und sprach: „der erste Bund ist nicht leicht, ein Ring soll aus dem rothen Meer geholt werden, nun schafft Rath.“ Da sprach der mit den hellen Augen: „ich will sehen, wo er

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[233/0311] frieren, sprach der Koͤnigssohn, die Sonne scheint ja so warm?“ „Ach, antwortete der Mann, je heißer es ist, destomehr frier ich und der Frost dringt mir dann durch alle Knochen, und je kaͤlter es ist, desto heißer wird mir und mitten im Eis kann ichs vor Hitze und mitten im Feuer vor Kaͤlte nicht aushalten.“ „Du bist ein wunderlicher Kerl, sprach der Koͤnigssohn, aber wenn du mir dienen willst, so komm mit.“ Nun zogen sie weiter und sahen einen Mann stehen, der machte einen langen Hals und schaute um sich und uͤber alle Berge hinaus. Sprach der Koͤnigssohn: „wornach siehst du so eifrig?“ Da antwortete der Mann: „ich habe so helle Augen, daß ich uͤber die Waͤlder und Felder, Thaͤler und Berge hinaus und durch die ganze Welt sehen kann.“ Der Koͤnigssohn sprach: „willst du, so komm mit mir, denn so einer fehlte mir noch.“ Nun zog der Koͤnigssohn mit seinen sechs Dienern in die Stadt ein, wo die schoͤne und gefaͤhrliche Jungfrau lebte, ging zu der alten Koͤnigin und sprach: „so ihr mir eure Tochter geben wollt, will ich vollbringen, was ihr auferlegt.“ „Ja, antwortete die Zauberin, dreimal will ich dir einen Bund aufgeben, loͤsest du ihn jedesmal, so sollst du der Herr und Gemahl meiner Tochter werden.“ Sprach er: „was wollt ihr mir zuerst aufgeben?“ „Daß du mir einen Ring wiederbringst, den ich ins rothe Meer habe fallen lassen.“ Da ging der Koͤnigssohn heim zu seinen Dienern und sprach: „der erste Bund ist nicht leicht, ein Ring soll aus dem rothen Meer geholt werden, nun schafft Rath.“ Da sprach der mit den hellen Augen: „ich will sehen, wo er

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/311>, abgerufen am 22.11.2024.