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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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liegt" und schaute in das Meer hinab und sagte: "dort liegt er, neben einem Stein." "Jch wollte ihn wohl herausholen, sprach der Lange, wenn ich ihn nur sehen könnte." "O, da will ich dir helfen!" rief der Dicke, legte sich nieder und hielt seinen Mund ins Wasser und ließ die Wellen hineinlaufen und trank das ganze Meer aus, daß es trocken ward wie eine Wiese. Nun bückte sich der Lange nur ein wenig und holte den Ring mit der einen Hand heraus. Da war der Königssohn froh und brachte ihn der Alten, die sah den Ring an und sprach mit Verwunderung: "ja, es ist der rechte; den Bund hast du gelöst, aber nun kommt der zweite." Siehst du dort auf der Wiese vor meinem Schlosse, da weiden dreihundert fette Ochsen, die mußt du mit Haut und Haar, Knochen und Hörnern verzehren und unten im Keller liegen dreihundert Fässer Wein, die mußt du dazu austrinken, und bleibt von den Ochsen ein Spürchen und von dem Wein ein Tröpfchen übrig, so ist mir dein Leben verfallen." Sprach der Königssohn: "darf ich mir keine Gäste dazu laden, allein schmeckts nicht." Die Alte lachte in Bosheit und antwortete: "einen darfst du dir dazu laden, damit du Gesellschaft hast, aber weiter keinen."

Da ging der Königssohn zu seinen Dienern und sprach zu dem Dicken: "du sollst heute mein Gast seyn und dich einmal satt essen;" und der Dicke that sich auf und aß die dreihundert Ochsen, daß kein Haar übrig blieb und fragte: "ob weiter nichts als das Frühstück da wäre?" und den Wein trank er gleich aus den Fässern, ohne daß er ein Glas nöthig hatte und trank den letzten Tropfen vom Nagel herunter. Als die Mahlzeit zu Ende

liegt“ und schaute in das Meer hinab und sagte: „dort liegt er, neben einem Stein.“ „Jch wollte ihn wohl herausholen, sprach der Lange, wenn ich ihn nur sehen koͤnnte.“ „O, da will ich dir helfen!“ rief der Dicke, legte sich nieder und hielt seinen Mund ins Wasser und ließ die Wellen hineinlaufen und trank das ganze Meer aus, daß es trocken ward wie eine Wiese. Nun buͤckte sich der Lange nur ein wenig und holte den Ring mit der einen Hand heraus. Da war der Koͤnigssohn froh und brachte ihn der Alten, die sah den Ring an und sprach mit Verwunderung: „ja, es ist der rechte; den Bund hast du geloͤst, aber nun kommt der zweite.“ Siehst du dort auf der Wiese vor meinem Schlosse, da weiden dreihundert fette Ochsen, die mußt du mit Haut und Haar, Knochen und Hoͤrnern verzehren und unten im Keller liegen dreihundert Faͤsser Wein, die mußt du dazu austrinken, und bleibt von den Ochsen ein Spuͤrchen und von dem Wein ein Troͤpfchen uͤbrig, so ist mir dein Leben verfallen.“ Sprach der Koͤnigssohn: „darf ich mir keine Gaͤste dazu laden, allein schmeckts nicht.“ Die Alte lachte in Bosheit und antwortete: „einen darfst du dir dazu laden, damit du Gesellschaft hast, aber weiter keinen.“

Da ging der Koͤnigssohn zu seinen Dienern und sprach zu dem Dicken: „du sollst heute mein Gast seyn und dich einmal satt essen;“ und der Dicke that sich auf und aß die dreihundert Ochsen, daß kein Haar uͤbrig blieb und fragte: „ob weiter nichts als das Fruͤhstuͤck da waͤre?“ und den Wein trank er gleich aus den Faͤssern, ohne daß er ein Glas noͤthig hatte und trank den letzten Tropfen vom Nagel herunter. Als die Mahlzeit zu Ende

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[234/0312] liegt“ und schaute in das Meer hinab und sagte: „dort liegt er, neben einem Stein.“ „Jch wollte ihn wohl herausholen, sprach der Lange, wenn ich ihn nur sehen koͤnnte.“ „O, da will ich dir helfen!“ rief der Dicke, legte sich nieder und hielt seinen Mund ins Wasser und ließ die Wellen hineinlaufen und trank das ganze Meer aus, daß es trocken ward wie eine Wiese. Nun buͤckte sich der Lange nur ein wenig und holte den Ring mit der einen Hand heraus. Da war der Koͤnigssohn froh und brachte ihn der Alten, die sah den Ring an und sprach mit Verwunderung: „ja, es ist der rechte; den Bund hast du geloͤst, aber nun kommt der zweite.“ Siehst du dort auf der Wiese vor meinem Schlosse, da weiden dreihundert fette Ochsen, die mußt du mit Haut und Haar, Knochen und Hoͤrnern verzehren und unten im Keller liegen dreihundert Faͤsser Wein, die mußt du dazu austrinken, und bleibt von den Ochsen ein Spuͤrchen und von dem Wein ein Troͤpfchen uͤbrig, so ist mir dein Leben verfallen.“ Sprach der Koͤnigssohn: „darf ich mir keine Gaͤste dazu laden, allein schmeckts nicht.“ Die Alte lachte in Bosheit und antwortete: „einen darfst du dir dazu laden, damit du Gesellschaft hast, aber weiter keinen.“ Da ging der Koͤnigssohn zu seinen Dienern und sprach zu dem Dicken: „du sollst heute mein Gast seyn und dich einmal satt essen;“ und der Dicke that sich auf und aß die dreihundert Ochsen, daß kein Haar uͤbrig blieb und fragte: „ob weiter nichts als das Fruͤhstuͤck da waͤre?“ und den Wein trank er gleich aus den Faͤssern, ohne daß er ein Glas noͤthig hatte und trank den letzten Tropfen vom Nagel herunter. Als die Mahlzeit zu Ende

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/312>, abgerufen am 22.11.2024.