Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.will es fein warten,
legs auf die Stiegen! will es fein wiegen. Oder auch niederdeutsch: Ebeer Langbeen
wenneer wult du to Lande teen etc. Der Name des Storchs Adebar, bedeutet nach einigen Kindträger, von baren, tragen, andere erklären Oudevar durch: alter Vater. Unter den Nürnberger Spielwaaren ist der Storch mit dem Wickelkind im Schnabel sehr häufig. Er bringt, nach Fischart, auch die rothen Schuhe mit. Jn Frankreich sagt man, die Kinder wüchsen aus dem Kohl und lägen oben in den großen Häuptern. Doch scheint die Jdee von dem Lebensbrunnen auch in der Bretagne nicht fremd. Cambry voyage dans le Finisterre I. 175. gedenkt des Volksglaubens, wornach man ein Kinderhemd in gewisse Brunnen lege; gehts unter, so stirbt das Kind im Jahre, schwimmts dagegen, so lebt es lang. Man thut das feuchte Hemd den Kindern an und glaubt sie dadurch vor Schaden zu bewahren. Bronner erzählt in seinem Leben (Zürch 1795. I. 23. 24): "da fragte ich meinen Vater einst bei Tisch: wo ist denn unser Brüderlein hergekommen? Die Hebamme saß auch dabei. Diese Frau da, sagte er, hat es aus dem Krautgarten hereingebracht, du kannst noch heute den hohlen Baum sehen, aus dem die kleinen Kinder immer herausschauen, die man denn abholen läßt, sobald man ihrer verlangt." Es war eine hohle Weide an einem will es fein warten,
legs auf die Stiegen! will es fein wiegen. Oder auch niederdeutsch: Ebeer Langbeen
wenneer wult du to Lande teen etc. Der Name des Storchs Adebar, bedeutet nach einigen Kindtraͤger, von baren, tragen, andere erklaͤren Oudevar durch: alter Vater. Unter den Nuͤrnberger Spielwaaren ist der Storch mit dem Wickelkind im Schnabel sehr haͤufig. Er bringt, nach Fischart, auch die rothen Schuhe mit. Jn Frankreich sagt man, die Kinder wuͤchsen aus dem Kohl und laͤgen oben in den großen Haͤuptern. Doch scheint die Jdee von dem Lebensbrunnen auch in der Bretagne nicht fremd. Cambry voyage dans le Finisterre I. 175. gedenkt des Volksglaubens, wornach man ein Kinderhemd in gewisse Brunnen lege; gehts unter, so stirbt das Kind im Jahre, schwimmts dagegen, so lebt es lang. Man thut das feuchte Hemd den Kindern an und glaubt sie dadurch vor Schaden zu bewahren. Bronner erzaͤhlt in seinem Leben (Zuͤrch 1795. I. 23. 24): „da fragte ich meinen Vater einst bei Tisch: wo ist denn unser Bruͤderlein hergekommen? Die Hebamme saß auch dabei. Diese Frau da, sagte er, hat es aus dem Krautgarten hereingebracht, du kannst noch heute den hohlen Baum sehen, aus dem die kleinen Kinder immer herausschauen, die man denn abholen laͤßt, sobald man ihrer verlangt.“ Es war eine hohle Weide an einem <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0067" n="LXI"/> <lg type="poem"> <l>will es fein warten,</l><lb/> <l>legs auf die Stiegen!</l><lb/> <l>will es fein wiegen.</l><lb/> </lg> <p>Oder auch niederdeutsch:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ebeer Langbeen</l><lb/> <l>wenneer wult du to Lande teen etc.</l><lb/> </lg> <p>Der Name des Storchs <hi rendition="#g">Adebar</hi>, bedeutet nach einigen Kindtraͤger, von baren, tragen, andere erklaͤren <hi rendition="#g">Oudevar</hi> durch: alter Vater. Unter den Nuͤrnberger Spielwaaren ist der Storch mit dem Wickelkind im Schnabel sehr haͤufig. Er bringt, nach Fischart, auch die rothen Schuhe mit.</p><lb/> <p>Jn Frankreich sagt man, die Kinder wuͤchsen <hi rendition="#g">aus dem Kohl</hi> und laͤgen oben in den großen <hi rendition="#g">Haͤuptern</hi>. Doch scheint die Jdee von dem Lebensbrunnen auch in der Bretagne nicht fremd. <hi rendition="#aq">Cambry voyage dans le Finisterre I. 175</hi>. gedenkt des Volksglaubens, wornach man ein Kinderhemd in <hi rendition="#g">gewisse Brunnen</hi> lege; gehts unter, so stirbt das Kind im Jahre, schwimmts dagegen, so lebt es lang. Man thut das feuchte Hemd den Kindern an und glaubt sie dadurch vor Schaden zu bewahren.</p><lb/> <p>Bronner erzaͤhlt in seinem Leben (Zuͤrch 1795. <hi rendition="#aq">I.</hi> 23. 24): „da fragte ich meinen Vater einst bei Tisch: wo ist denn unser Bruͤderlein hergekommen? Die Hebamme saß auch dabei. Diese Frau da, sagte er, hat es aus dem Krautgarten hereingebracht, du kannst noch heute den hohlen Baum sehen, aus dem die kleinen Kinder immer herausschauen, die man denn abholen laͤßt, sobald man ihrer verlangt.“ Es war eine hohle Weide an einem </p> </div> </front> </text> </TEI> [LXI/0067]
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legs auf die Stiegen!
will es fein wiegen.
Oder auch niederdeutsch:
Ebeer Langbeen
wenneer wult du to Lande teen etc.
Der Name des Storchs Adebar, bedeutet nach einigen Kindtraͤger, von baren, tragen, andere erklaͤren Oudevar durch: alter Vater. Unter den Nuͤrnberger Spielwaaren ist der Storch mit dem Wickelkind im Schnabel sehr haͤufig. Er bringt, nach Fischart, auch die rothen Schuhe mit.
Jn Frankreich sagt man, die Kinder wuͤchsen aus dem Kohl und laͤgen oben in den großen Haͤuptern. Doch scheint die Jdee von dem Lebensbrunnen auch in der Bretagne nicht fremd. Cambry voyage dans le Finisterre I. 175. gedenkt des Volksglaubens, wornach man ein Kinderhemd in gewisse Brunnen lege; gehts unter, so stirbt das Kind im Jahre, schwimmts dagegen, so lebt es lang. Man thut das feuchte Hemd den Kindern an und glaubt sie dadurch vor Schaden zu bewahren.
Bronner erzaͤhlt in seinem Leben (Zuͤrch 1795. I. 23. 24): „da fragte ich meinen Vater einst bei Tisch: wo ist denn unser Bruͤderlein hergekommen? Die Hebamme saß auch dabei. Diese Frau da, sagte er, hat es aus dem Krautgarten hereingebracht, du kannst noch heute den hohlen Baum sehen, aus dem die kleinen Kinder immer herausschauen, die man denn abholen laͤßt, sobald man ihrer verlangt.“ Es war eine hohle Weide an einem
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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