Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.Da stieg Hans mein Jgel vom Baum, und sprach er wollte den Weg zeigen, wenn der König ihm wollte verschreiben und versprechen was ihm zuerst begegnete am königlichen Hofe, wenn er nach Haus käme. Da dachte der König, das kannst du leicht thun, Hans mein Jgel verstehts doch nicht, und kannst schreiben was du willst.' Da nahm der König Feder und Dinte, und schrieb etwas auf, und als es geschehen war, zeigte Hans mein Jgel ihm den Weg, und er kam glücklich nach Haus. Seine Tochter aber, wie sie ihn von weitem sah, war so voll Freuden, daß sie ihm entgegen gieng, und ihn küßte. Da gedachte er an Hans mein Jgel, und erzählte ihr wie es ihm gegangen wäre, und daß er einem wunderlichen Thier hätte verschreiben sollen was ihm daheim zuerst begegnen würde, und das Thier hätte auf einem Hahn wie auf einem Pferde gesessen und schöne Musik gemacht; er hätte aber geschrieben es sollts nicht haben, denn Hans mein Jgel könnt es doch nicht lesen. Darüber war die Prinzessin froh, und sagte das wäre gut, denn sie wäre doch nimmermehr hingegangen. Hans mein Jgel aber hütete die Esel und Schweine, war immer lustig, saß auf dem Baum, und blies auf seinem Dudelsack. Nun geschah es, daß ein anderer König gefahren kam mit seinen Bedienten und Laufern, und hatte sich verirrt, und wußte nicht wieder nach Haus zu kommen, weil der Wald so groß war. Da hörte er gleichfalls die schöne Musik von weitem, und sprach zu seinem Laufer was das wohl wäre, er sollt einmal zusehen woher es käme. Da gieng der Laufer hin unter den Baum, und Da stieg Hans mein Jgel vom Baum, und sprach er wollte den Weg zeigen, wenn der Koͤnig ihm wollte verschreiben und versprechen was ihm zuerst begegnete am koͤniglichen Hofe, wenn er nach Haus kaͤme. Da dachte der Koͤnig, das kannst du leicht thun, Hans mein Jgel verstehts doch nicht, und kannst schreiben was du willst.’ Da nahm der Koͤnig Feder und Dinte, und schrieb etwas auf, und als es geschehen war, zeigte Hans mein Jgel ihm den Weg, und er kam gluͤcklich nach Haus. Seine Tochter aber, wie sie ihn von weitem sah, war so voll Freuden, daß sie ihm entgegen gieng, und ihn kuͤßte. Da gedachte er an Hans mein Jgel, und erzaͤhlte ihr wie es ihm gegangen waͤre, und daß er einem wunderlichen Thier haͤtte verschreiben sollen was ihm daheim zuerst begegnen wuͤrde, und das Thier haͤtte auf einem Hahn wie auf einem Pferde gesessen und schoͤne Musik gemacht; er haͤtte aber geschrieben es sollts nicht haben, denn Hans mein Jgel koͤnnt es doch nicht lesen. Daruͤber war die Prinzessin froh, und sagte das waͤre gut, denn sie waͤre doch nimmermehr hingegangen. Hans mein Jgel aber huͤtete die Esel und Schweine, war immer lustig, saß auf dem Baum, und blies auf seinem Dudelsack. Nun geschah es, daß ein anderer Koͤnig gefahren kam mit seinen Bedienten und Laufern, und hatte sich verirrt, und wußte nicht wieder nach Haus zu kommen, weil der Wald so groß war. Da hoͤrte er gleichfalls die schoͤne Musik von weitem, und sprach zu seinem Laufer was das wohl waͤre, er sollt einmal zusehen woher es kaͤme. Da gieng der Laufer hin unter den Baum, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="122"/> Da stieg Hans mein Jgel vom Baum, und sprach er wollte den Weg zeigen, wenn der Koͤnig ihm wollte verschreiben und versprechen was ihm zuerst begegnete am koͤniglichen Hofe, wenn er nach Haus kaͤme. Da dachte der Koͤnig, das kannst du leicht thun, Hans mein Jgel verstehts doch nicht, und kannst schreiben was du willst.’ Da nahm der Koͤnig Feder und Dinte, und schrieb etwas auf, und als es geschehen war, zeigte Hans mein Jgel ihm den Weg, und er kam gluͤcklich nach Haus. Seine Tochter aber, wie sie ihn von weitem sah, war so voll Freuden, daß sie ihm entgegen gieng, und ihn kuͤßte. Da gedachte er an Hans mein Jgel, und erzaͤhlte ihr wie es ihm gegangen waͤre, und daß er einem wunderlichen Thier haͤtte verschreiben sollen was ihm daheim zuerst begegnen wuͤrde, und das Thier haͤtte auf einem Hahn wie auf einem Pferde gesessen und schoͤne Musik gemacht; er haͤtte aber geschrieben es sollts nicht haben, denn Hans mein Jgel koͤnnt es doch nicht lesen. Daruͤber war die Prinzessin froh, und sagte das waͤre gut, denn sie waͤre doch nimmermehr hingegangen.</p><lb/> <p>Hans mein Jgel aber huͤtete die Esel und Schweine, war immer lustig, saß auf dem Baum, und blies auf seinem Dudelsack. Nun geschah es, daß ein anderer Koͤnig gefahren kam mit seinen Bedienten und Laufern, und hatte sich verirrt, und wußte nicht wieder nach Haus zu kommen, weil der Wald so groß war. Da hoͤrte er gleichfalls die schoͤne Musik von weitem, und sprach zu seinem Laufer was das wohl waͤre, er sollt einmal zusehen woher es kaͤme. Da gieng der Laufer hin unter den Baum, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0138]
Da stieg Hans mein Jgel vom Baum, und sprach er wollte den Weg zeigen, wenn der Koͤnig ihm wollte verschreiben und versprechen was ihm zuerst begegnete am koͤniglichen Hofe, wenn er nach Haus kaͤme. Da dachte der Koͤnig, das kannst du leicht thun, Hans mein Jgel verstehts doch nicht, und kannst schreiben was du willst.’ Da nahm der Koͤnig Feder und Dinte, und schrieb etwas auf, und als es geschehen war, zeigte Hans mein Jgel ihm den Weg, und er kam gluͤcklich nach Haus. Seine Tochter aber, wie sie ihn von weitem sah, war so voll Freuden, daß sie ihm entgegen gieng, und ihn kuͤßte. Da gedachte er an Hans mein Jgel, und erzaͤhlte ihr wie es ihm gegangen waͤre, und daß er einem wunderlichen Thier haͤtte verschreiben sollen was ihm daheim zuerst begegnen wuͤrde, und das Thier haͤtte auf einem Hahn wie auf einem Pferde gesessen und schoͤne Musik gemacht; er haͤtte aber geschrieben es sollts nicht haben, denn Hans mein Jgel koͤnnt es doch nicht lesen. Daruͤber war die Prinzessin froh, und sagte das waͤre gut, denn sie waͤre doch nimmermehr hingegangen.
Hans mein Jgel aber huͤtete die Esel und Schweine, war immer lustig, saß auf dem Baum, und blies auf seinem Dudelsack. Nun geschah es, daß ein anderer Koͤnig gefahren kam mit seinen Bedienten und Laufern, und hatte sich verirrt, und wußte nicht wieder nach Haus zu kommen, weil der Wald so groß war. Da hoͤrte er gleichfalls die schoͤne Musik von weitem, und sprach zu seinem Laufer was das wohl waͤre, er sollt einmal zusehen woher es kaͤme. Da gieng der Laufer hin unter den Baum, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |