Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.119. Die sieben Schwaben. Einmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fünfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten sich alle siebene vorgenommen die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen, und große Thaten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher giengen, sahen sies für gut an, daß sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spieß machen ließen. Diesen Spieß faßten sie alle siebene zusammen an, vornen gieng der kühnste und männlichste, das mußte der Herr Schulz seyn, und dann folgten die andern nach der Reihe, und der Veitli war der letzte. Nun geschah es, daß als sie im Heumonat einer Tags einen weiten Weg gegangen, auch noch ein gut Stück bis in das Dorf hatten, wo sie über Nacht bleiben mußten, in der Dämmerung auf einer Wiese ein großer Roßkäfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog, und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrack, daß er fast den Spieß hätte fallen lassen, und ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausbrach. 'Horcht, horcht,' rief er seinen Gesellen, 'Gott, ich höre eine Trommel!' Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was für ein Geruch in die Nase kam, sprach 119. Die sieben Schwaben. Einmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fuͤnfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten sich alle siebene vorgenommen die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen, und große Thaten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher giengen, sahen sies fuͤr gut an, daß sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spieß machen ließen. Diesen Spieß faßten sie alle siebene zusammen an, vornen gieng der kuͤhnste und maͤnnlichste, das mußte der Herr Schulz seyn, und dann folgten die andern nach der Reihe, und der Veitli war der letzte. Nun geschah es, daß als sie im Heumonat einer Tags einen weiten Weg gegangen, auch noch ein gut Stuͤck bis in das Dorf hatten, wo sie uͤber Nacht bleiben mußten, in der Daͤmmerung auf einer Wiese ein großer Roßkaͤfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog, und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrack, daß er fast den Spieß haͤtte fallen lassen, und ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausbrach. ‘Horcht, horcht,’ rief er seinen Gesellen, ‘Gott, ich hoͤre eine Trommel!’ Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was fuͤr ein Geruch in die Nase kam, sprach <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0189" n="173"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">119.<lb/> Die sieben Schwaben.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>inmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fuͤnfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten sich alle siebene vorgenommen die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen, und große Thaten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher giengen, sahen sies fuͤr gut an, daß sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spieß machen ließen. Diesen Spieß faßten sie alle siebene zusammen an, vornen gieng der kuͤhnste und maͤnnlichste, das mußte der Herr Schulz seyn, und dann folgten die andern nach der Reihe, und der Veitli war der letzte.</p><lb/> <p>Nun geschah es, daß als sie im Heumonat einer Tags einen weiten Weg gegangen, auch noch ein gut Stuͤck bis in das Dorf hatten, wo sie uͤber Nacht bleiben mußten, in der Daͤmmerung auf einer Wiese ein großer Roßkaͤfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog, und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrack, daß er fast den Spieß haͤtte fallen lassen, und ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausbrach. ‘Horcht, horcht,’ rief er seinen Gesellen, ‘Gott, ich hoͤre eine Trommel!’ Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was fuͤr ein Geruch in die Nase kam, sprach </p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0189]
119.
Die sieben Schwaben.
Einmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fuͤnfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten sich alle siebene vorgenommen die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen, und große Thaten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher giengen, sahen sies fuͤr gut an, daß sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht starken und langen Spieß machen ließen. Diesen Spieß faßten sie alle siebene zusammen an, vornen gieng der kuͤhnste und maͤnnlichste, das mußte der Herr Schulz seyn, und dann folgten die andern nach der Reihe, und der Veitli war der letzte.
Nun geschah es, daß als sie im Heumonat einer Tags einen weiten Weg gegangen, auch noch ein gut Stuͤck bis in das Dorf hatten, wo sie uͤber Nacht bleiben mußten, in der Daͤmmerung auf einer Wiese ein großer Roßkaͤfer oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog, und feindlich brummelte. Der Herr Schulz erschrack, daß er fast den Spieß haͤtte fallen lassen, und ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausbrach. ‘Horcht, horcht,’ rief er seinen Gesellen, ‘Gott, ich hoͤre eine Trommel!’ Der Jackli, der hinter ihm den Spieß hielt, und dem ich weiß nicht was fuͤr ein Geruch in die Nase kam, sprach
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