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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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Der Königssohn dankte Gott für die große Gnade, und zog mit seinem Löwen weiter in der Welt herum. Nun trug es sich zu daß er vor ein Schloß kam, welches verwünscht war; in dem Thor stand eine Jungfrau von schöner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an, und sprach 'ach, könntest du mich erlösen aus dem Zauber, der mich hier hält, und Gewalt über mich hat!' Da sagte der Königssohn 'was soll ich thun, dich zu befreien?' Die Jungfrau antwortete 'drei Nächte mußt du in dem großen Saal des verwünschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. Hältst du aus was dir böses angethan wird, ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erlöst; das Leben dürfen sie dir doch nicht nehmen.' Da sprach der Königssohn 'ich wills mit Gottes Hülfe versuchen, ich fürchte nichts auf der ganzen Welt.' Also gieng er fröhlich in das Schloß, setzte sich in den großen Saal, und wartete bis die Nacht kam. Es war still und ruhig bis Mitternacht, da fieng der Lärm an, nicht blos durch die Thüren, aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht sähen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er 'es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehört, der ist schuld, daß ich verliere.' 'Wart ich komme, du hinter dem Ofen,' sagte ein anderer. Das Schreien ward auch immer größer und so arg, daß es niemand ohne Schrecken hätte anhören können. Der Königssohn aber fürchtete sich nicht, doch endlich sprangen die Teufel auf, und fielen über ihn her, und es

Der Koͤnigssohn dankte Gott fuͤr die große Gnade, und zog mit seinem Loͤwen weiter in der Welt herum. Nun trug es sich zu daß er vor ein Schloß kam, welches verwuͤnscht war; in dem Thor stand eine Jungfrau von schoͤner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an, und sprach ‘ach, koͤnntest du mich erloͤsen aus dem Zauber, der mich hier haͤlt, und Gewalt uͤber mich hat!’ Da sagte der Koͤnigssohn ‘was soll ich thun, dich zu befreien?’ Die Jungfrau antwortete ‘drei Naͤchte mußt du in dem großen Saal des verwuͤnschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. Haͤltst du aus was dir boͤses angethan wird, ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erloͤst; das Leben duͤrfen sie dir doch nicht nehmen.’ Da sprach der Koͤnigssohn ‘ich wills mit Gottes Huͤlfe versuchen, ich fuͤrchte nichts auf der ganzen Welt.’ Also gieng er froͤhlich in das Schloß, setzte sich in den großen Saal, und wartete bis die Nacht kam. Es war still und ruhig bis Mitternacht, da fieng der Laͤrm an, nicht blos durch die Thuͤren, aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht saͤhen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er ‘es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehoͤrt, der ist schuld, daß ich verliere.’ ‘Wart ich komme, du hinter dem Ofen,’ sagte ein anderer. Das Schreien ward auch immer groͤßer und so arg, daß es niemand ohne Schrecken haͤtte anhoͤren koͤnnen. Der Koͤnigssohn aber fuͤrchtete sich nicht, doch endlich sprangen die Teufel auf, und fielen uͤber ihn her, und es

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[186/0202] Der Koͤnigssohn dankte Gott fuͤr die große Gnade, und zog mit seinem Loͤwen weiter in der Welt herum. Nun trug es sich zu daß er vor ein Schloß kam, welches verwuͤnscht war; in dem Thor stand eine Jungfrau von schoͤner Gestalt und feinem Antlitz, aber sie war ganz schwarz. Sie redete ihn an, und sprach ‘ach, koͤnntest du mich erloͤsen aus dem Zauber, der mich hier haͤlt, und Gewalt uͤber mich hat!’ Da sagte der Koͤnigssohn ‘was soll ich thun, dich zu befreien?’ Die Jungfrau antwortete ‘drei Naͤchte mußt du in dem großen Saal des verwuͤnschten Schlosses zubringen, aber es darf keine Furcht in dein Herz kommen. Haͤltst du aus was dir boͤses angethan wird, ohne einen Laut von dir zu geben, so bin ich erloͤst; das Leben duͤrfen sie dir doch nicht nehmen.’ Da sprach der Koͤnigssohn ‘ich wills mit Gottes Huͤlfe versuchen, ich fuͤrchte nichts auf der ganzen Welt.’ Also gieng er froͤhlich in das Schloß, setzte sich in den großen Saal, und wartete bis die Nacht kam. Es war still und ruhig bis Mitternacht, da fieng der Laͤrm an, nicht blos durch die Thuͤren, aus allen Ecken und Winkeln kamen kleine Teufel herbei. Sie thaten als ob sie ihn nicht saͤhen, setzten sich mitten in die Stube, machten ein Feuer an und fiengen an zu spielen. Wenn einer verlor, sprach er ‘es ist nicht richtig, es ist einer da, der nicht zu uns gehoͤrt, der ist schuld, daß ich verliere.’ ‘Wart ich komme, du hinter dem Ofen,’ sagte ein anderer. Das Schreien ward auch immer groͤßer und so arg, daß es niemand ohne Schrecken haͤtte anhoͤren koͤnnen. Der Koͤnigssohn aber fuͤrchtete sich nicht, doch endlich sprangen die Teufel auf, und fielen uͤber ihn her, und es

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/202>, abgerufen am 21.11.2024.