Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.waren, stand er auf, und klimmte den Berggipfel hinauf. Als er ein Weilchen da gesessen hatte, so schwebte eine Wolke heran, ergriff ihn, und trug ihn fort, und zog eine Zeit lang am Himmel her, dann senkte sie sich, und ließ sich über einen großen, rings mit Mauern umgebenen Krautgarten nieder, also daß er zwischen Kohl und Gemüsen sanft auf den Boden kam. Da sah der Jäger sich um, und sprach 'wenn ich nur etwas zu essen hätte, ich bin so hungrig, und mit dem Weiterkommen wirds schwer fallen; aber hier seh ich keinen Apfel und keine Birne und keinerlei Obst, überall nichts als Krautwerk.' Endlich dachte er 'zur Noth kann ich von dem Salat essen, der schmeckt nicht sonderlich, wird mich aber erfrischen.' Also suchte er sich ein schönes Haupt aus, und aß davon, aber kaum hatte er ein paar Bissen hinab geschluckt, so war ihm so wunderlich zu Muthe, und er fühlte sich ganz verändert und bekam vier Beine, einen dicken Kopf und lange Ohren, und sah mit Schrecken daß er in einen Esel verwandelt war. Doch weil er dabei immer noch großen Hunger spürte, und ihm der saftige Salat nach seiner jetzigen Natur ordentlich gut schmeckte, so aß er mit großer Gier immer zu. Endlich gelangte er an eine andere Art Salat, aber kaum hatte er etwas davon verschluckt, so fühlte er aufs neue eine Veränderung, und er kehrte glücklich in seine menschliche Gestalt zurück. Nun legte sich der Jäger nieder, und schlief seine Müdigkeit aus, und als er am andern Morgen erwachte, brach er ein Haupt von dem bösen und dem guten Salat ab, und dachte 'das soll mir zu dem Meinigen wieder helfen, und die Treulosigkeit bestrafen.' waren, stand er auf, und klimmte den Berggipfel hinauf. Als er ein Weilchen da gesessen hatte, so schwebte eine Wolke heran, ergriff ihn, und trug ihn fort, und zog eine Zeit lang am Himmel her, dann senkte sie sich, und ließ sich uͤber einen großen, rings mit Mauern umgebenen Krautgarten nieder, also daß er zwischen Kohl und Gemuͤsen sanft auf den Boden kam. Da sah der Jaͤger sich um, und sprach ‘wenn ich nur etwas zu essen haͤtte, ich bin so hungrig, und mit dem Weiterkommen wirds schwer fallen; aber hier seh ich keinen Apfel und keine Birne und keinerlei Obst, uͤberall nichts als Krautwerk.’ Endlich dachte er ‘zur Noth kann ich von dem Salat essen, der schmeckt nicht sonderlich, wird mich aber erfrischen.’ Also suchte er sich ein schoͤnes Haupt aus, und aß davon, aber kaum hatte er ein paar Bissen hinab geschluckt, so war ihm so wunderlich zu Muthe, und er fuͤhlte sich ganz veraͤndert und bekam vier Beine, einen dicken Kopf und lange Ohren, und sah mit Schrecken daß er in einen Esel verwandelt war. Doch weil er dabei immer noch großen Hunger spuͤrte, und ihm der saftige Salat nach seiner jetzigen Natur ordentlich gut schmeckte, so aß er mit großer Gier immer zu. Endlich gelangte er an eine andere Art Salat, aber kaum hatte er etwas davon verschluckt, so fuͤhlte er aufs neue eine Veraͤnderung, und er kehrte gluͤcklich in seine menschliche Gestalt zuruͤck. Nun legte sich der Jaͤger nieder, und schlief seine Muͤdigkeit aus, und als er am andern Morgen erwachte, brach er ein Haupt von dem boͤsen und dem guten Salat ab, und dachte ‘das soll mir zu dem Meinigen wieder helfen, und die Treulosigkeit bestrafen.’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="194"/> waren, stand er auf, und klimmte den Berggipfel hinauf. 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Doch weil er dabei immer noch großen Hunger spuͤrte, und ihm der saftige Salat nach seiner jetzigen Natur ordentlich gut schmeckte, so aß er mit großer Gier immer zu. Endlich gelangte er an eine andere Art Salat, aber kaum hatte er etwas davon verschluckt, so fuͤhlte er aufs neue eine Veraͤnderung, und er kehrte gluͤcklich in seine menschliche Gestalt zuruͤck.</p><lb/> <p>Nun legte sich der Jaͤger nieder, und schlief seine Muͤdigkeit aus, und als er am andern Morgen erwachte, brach er ein Haupt von dem boͤsen und dem guten Salat ab, und dachte ‘das soll mir zu dem Meinigen wieder helfen, und die Treulosigkeit bestrafen.’ </p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0210]
waren, stand er auf, und klimmte den Berggipfel hinauf. Als er ein Weilchen da gesessen hatte, so schwebte eine Wolke heran, ergriff ihn, und trug ihn fort, und zog eine Zeit lang am Himmel her, dann senkte sie sich, und ließ sich uͤber einen großen, rings mit Mauern umgebenen Krautgarten nieder, also daß er zwischen Kohl und Gemuͤsen sanft auf den Boden kam.
Da sah der Jaͤger sich um, und sprach ‘wenn ich nur etwas zu essen haͤtte, ich bin so hungrig, und mit dem Weiterkommen wirds schwer fallen; aber hier seh ich keinen Apfel und keine Birne und keinerlei Obst, uͤberall nichts als Krautwerk.’ Endlich dachte er ‘zur Noth kann ich von dem Salat essen, der schmeckt nicht sonderlich, wird mich aber erfrischen.’ Also suchte er sich ein schoͤnes Haupt aus, und aß davon, aber kaum hatte er ein paar Bissen hinab geschluckt, so war ihm so wunderlich zu Muthe, und er fuͤhlte sich ganz veraͤndert und bekam vier Beine, einen dicken Kopf und lange Ohren, und sah mit Schrecken daß er in einen Esel verwandelt war. Doch weil er dabei immer noch großen Hunger spuͤrte, und ihm der saftige Salat nach seiner jetzigen Natur ordentlich gut schmeckte, so aß er mit großer Gier immer zu. Endlich gelangte er an eine andere Art Salat, aber kaum hatte er etwas davon verschluckt, so fuͤhlte er aufs neue eine Veraͤnderung, und er kehrte gluͤcklich in seine menschliche Gestalt zuruͤck.
Nun legte sich der Jaͤger nieder, und schlief seine Muͤdigkeit aus, und als er am andern Morgen erwachte, brach er ein Haupt von dem boͤsen und dem guten Salat ab, und dachte ‘das soll mir zu dem Meinigen wieder helfen, und die Treulosigkeit bestrafen.’
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