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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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nebenher, und sprach nicht; er brachte sie aber in zwei Stunden nach Haus. Nun war große Freude im Schloß, als die Königstochter wieder kam, und der alte König fiel ihr um den Hals, und küßte sie. Sie war aber sehr betrübt, und sprach 'lieber Vater, wie mirs gegangen hat! ich wäre nicht wieder nach Haus gekommen aus dem großen wilden Walde, wann ich nicht wäre bei einen eisernen Ofen gekommen, dem habe ich mich müssen dafür unterschreiben, daß ich wollte wieder zu ihm zurückkehren, ihn erlösen, und heirathen.' Da erschrak der alte König so sehr, daß er beinahe in eine Ohnmacht gefallen wäre, denn er hatte nur die einzige Tochter. Berathschlagten sich also, sie wollten die Müllerstochter, die schön wäre, an ihre Stelle nehmen; führten die hinaus, gaben ihr ein Messer, und hießen ihr an dem Eisenofen schaben. Sie schrappte auch vier und zwanzig Stunden lang, konnte aber nicht das geringste herabbringen. Wie nun der Tag anbrach, riefs in dem Eisenofen 'mich däucht es ist Tag draußen.' Da antwortete sie 'das däucht mich auch, ich meint ich hörte meines Vaters Mühle rappeln.' 'So bist du ja eine Müllerstochter, dann geh gleich hinaus, und laß die Königstochter herkommen.' Da gieng sie hin, und sagte dem alten König der draußen wollte sie nicht, er wollte seine Tochter. Da erschrack der alte König, und die Tochter weinte; sie hatten aber noch eine schöne Schweinehirtentochter, die war noch schöner, als die Müllerstochter, der wollten sie ein Stück Geld geben, damit sie für die Königstochter zum eisernen Ofen gienge. Also ward sie hinausgebracht, und mußte auch vier und zwanzig Stunden lang

nebenher, und sprach nicht; er brachte sie aber in zwei Stunden nach Haus. Nun war große Freude im Schloß, als die Koͤnigstochter wieder kam, und der alte Koͤnig fiel ihr um den Hals, und kuͤßte sie. Sie war aber sehr betruͤbt, und sprach ‘lieber Vater, wie mirs gegangen hat! ich waͤre nicht wieder nach Haus gekommen aus dem großen wilden Walde, wann ich nicht waͤre bei einen eisernen Ofen gekommen, dem habe ich mich muͤssen dafuͤr unterschreiben, daß ich wollte wieder zu ihm zuruͤckkehren, ihn erloͤsen, und heirathen.’ Da erschrak der alte Koͤnig so sehr, daß er beinahe in eine Ohnmacht gefallen waͤre, denn er hatte nur die einzige Tochter. Berathschlagten sich also, sie wollten die Muͤllerstochter, die schoͤn waͤre, an ihre Stelle nehmen; fuͤhrten die hinaus, gaben ihr ein Messer, und hießen ihr an dem Eisenofen schaben. Sie schrappte auch vier und zwanzig Stunden lang, konnte aber nicht das geringste herabbringen. Wie nun der Tag anbrach, riefs in dem Eisenofen ‘mich daͤucht es ist Tag draußen.’ Da antwortete sie ‘das daͤucht mich auch, ich meint ich hoͤrte meines Vaters Muͤhle rappeln.’ ‘So bist du ja eine Muͤllerstochter, dann geh gleich hinaus, und laß die Koͤnigstochter herkommen.’ Da gieng sie hin, und sagte dem alten Koͤnig der draußen wollte sie nicht, er wollte seine Tochter. Da erschrack der alte Koͤnig, und die Tochter weinte; sie hatten aber noch eine schoͤne Schweinehirtentochter, die war noch schoͤner, als die Muͤllerstochter, der wollten sie ein Stuͤck Geld geben, damit sie fuͤr die Koͤnigstochter zum eisernen Ofen gienge. Also ward sie hinausgebracht, und mußte auch vier und zwanzig Stunden lang

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[217/0233] nebenher, und sprach nicht; er brachte sie aber in zwei Stunden nach Haus. Nun war große Freude im Schloß, als die Koͤnigstochter wieder kam, und der alte Koͤnig fiel ihr um den Hals, und kuͤßte sie. Sie war aber sehr betruͤbt, und sprach ‘lieber Vater, wie mirs gegangen hat! ich waͤre nicht wieder nach Haus gekommen aus dem großen wilden Walde, wann ich nicht waͤre bei einen eisernen Ofen gekommen, dem habe ich mich muͤssen dafuͤr unterschreiben, daß ich wollte wieder zu ihm zuruͤckkehren, ihn erloͤsen, und heirathen.’ Da erschrak der alte Koͤnig so sehr, daß er beinahe in eine Ohnmacht gefallen waͤre, denn er hatte nur die einzige Tochter. Berathschlagten sich also, sie wollten die Muͤllerstochter, die schoͤn waͤre, an ihre Stelle nehmen; fuͤhrten die hinaus, gaben ihr ein Messer, und hießen ihr an dem Eisenofen schaben. Sie schrappte auch vier und zwanzig Stunden lang, konnte aber nicht das geringste herabbringen. Wie nun der Tag anbrach, riefs in dem Eisenofen ‘mich daͤucht es ist Tag draußen.’ Da antwortete sie ‘das daͤucht mich auch, ich meint ich hoͤrte meines Vaters Muͤhle rappeln.’ ‘So bist du ja eine Muͤllerstochter, dann geh gleich hinaus, und laß die Koͤnigstochter herkommen.’ Da gieng sie hin, und sagte dem alten Koͤnig der draußen wollte sie nicht, er wollte seine Tochter. Da erschrack der alte Koͤnig, und die Tochter weinte; sie hatten aber noch eine schoͤne Schweinehirtentochter, die war noch schoͤner, als die Muͤllerstochter, der wollten sie ein Stuͤck Geld geben, damit sie fuͤr die Koͤnigstochter zum eisernen Ofen gienge. Also ward sie hinausgebracht, und mußte auch vier und zwanzig Stunden lang

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/233>, abgerufen am 21.11.2024.