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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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147.
Das junggeglühte Männlein.

Zur Zeit da unser Herr noch auf Erden gieng, kehrte er eines Abends mit dem heiligen Petrus bei einem Schmied ein, und bekam willig Herberge. Nun geschahs, daß ein armer Bettelmann, von Alter und Gebrechen hart gedrückt, in dieses Haus kam, und vom Schmied Almosen forderte. Deß erbarmte sich Petrus und sprach 'Herr und Meister, so dirs gefällt, heil ihm doch seine Plage, daß er sich selbst sein Brot möge gewinnen.' Sanftmüthig sprach der Herr 'Schmied, leih mir deine Esse, und lege mir Kohlen an, so will ich den alten kranken Mann zu dieser Zeit verjüngen.' Der Schmied war ganz bereit, und St. Petrus zog die Bälge, und als das Kohlenfeuer auffunkte, groß und hoch, nahm unser Herr das alte Männlein, schobs in die Esse, mitten ins rothe Feuer, daß es drin glühte wie ein Rosenstock, und Gott lobte mit lauter Stimme. Nachdem trat der Herr zum Löschtrog, zog das glühende Männlein hinein, daß das Wasser über ihm zusammenschlug, und nachdem ers fein sittlich abgekühlt, gab er ihm seinen Segen; siehe, zuhand sprang das Männlein heraus, zart, gerade, gesund, und wie von zwanzig Jahren. Der Schmied, der eben und genau zugesehen, lud sie alle zum Nachtmahl. Er hatte aber eine alte halbblinde bucklichte Schwieger, die machte sich zum Jüngling hin, und forschte ernstlich ob ihn das Feuer hart gebrennet habe. Nie sey ihm besser gewesen antwortete

147.
Das junggegluͤhte Maͤnnlein.

Zur Zeit da unser Herr noch auf Erden gieng, kehrte er eines Abends mit dem heiligen Petrus bei einem Schmied ein, und bekam willig Herberge. Nun geschahs, daß ein armer Bettelmann, von Alter und Gebrechen hart gedruͤckt, in dieses Haus kam, und vom Schmied Almosen forderte. Deß erbarmte sich Petrus und sprach ‘Herr und Meister, so dirs gefaͤllt, heil ihm doch seine Plage, daß er sich selbst sein Brot moͤge gewinnen.’ Sanftmuͤthig sprach der Herr ‘Schmied, leih mir deine Esse, und lege mir Kohlen an, so will ich den alten kranken Mann zu dieser Zeit verjuͤngen.’ Der Schmied war ganz bereit, und St. Petrus zog die Baͤlge, und als das Kohlenfeuer auffunkte, groß und hoch, nahm unser Herr das alte Maͤnnlein, schobs in die Esse, mitten ins rothe Feuer, daß es drin gluͤhte wie ein Rosenstock, und Gott lobte mit lauter Stimme. Nachdem trat der Herr zum Loͤschtrog, zog das gluͤhende Maͤnnlein hinein, daß das Wasser uͤber ihm zusammenschlug, und nachdem ers fein sittlich abgekuͤhlt, gab er ihm seinen Segen; siehe, zuhand sprang das Maͤnnlein heraus, zart, gerade, gesund, und wie von zwanzig Jahren. Der Schmied, der eben und genau zugesehen, lud sie alle zum Nachtmahl. Er hatte aber eine alte halbblinde bucklichte Schwieger, die machte sich zum Juͤngling hin, und forschte ernstlich ob ihn das Feuer hart gebrennet habe. Nie sey ihm besser gewesen antwortete

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[296/0312] 147. Das junggegluͤhte Maͤnnlein. Zur Zeit da unser Herr noch auf Erden gieng, kehrte er eines Abends mit dem heiligen Petrus bei einem Schmied ein, und bekam willig Herberge. Nun geschahs, daß ein armer Bettelmann, von Alter und Gebrechen hart gedruͤckt, in dieses Haus kam, und vom Schmied Almosen forderte. Deß erbarmte sich Petrus und sprach ‘Herr und Meister, so dirs gefaͤllt, heil ihm doch seine Plage, daß er sich selbst sein Brot moͤge gewinnen.’ Sanftmuͤthig sprach der Herr ‘Schmied, leih mir deine Esse, und lege mir Kohlen an, so will ich den alten kranken Mann zu dieser Zeit verjuͤngen.’ Der Schmied war ganz bereit, und St. Petrus zog die Baͤlge, und als das Kohlenfeuer auffunkte, groß und hoch, nahm unser Herr das alte Maͤnnlein, schobs in die Esse, mitten ins rothe Feuer, daß es drin gluͤhte wie ein Rosenstock, und Gott lobte mit lauter Stimme. Nachdem trat der Herr zum Loͤschtrog, zog das gluͤhende Maͤnnlein hinein, daß das Wasser uͤber ihm zusammenschlug, und nachdem ers fein sittlich abgekuͤhlt, gab er ihm seinen Segen; siehe, zuhand sprang das Maͤnnlein heraus, zart, gerade, gesund, und wie von zwanzig Jahren. Der Schmied, der eben und genau zugesehen, lud sie alle zum Nachtmahl. Er hatte aber eine alte halbblinde bucklichte Schwieger, die machte sich zum Juͤngling hin, und forschte ernstlich ob ihn das Feuer hart gebrennet habe. Nie sey ihm besser gewesen antwortete

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/312>, abgerufen am 24.11.2024.