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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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gieng dem Lichte nach. Es leitete ihn zu einem kleinen Häuschen, das aus Rohr und Binsen geflochten war. Er klopfte muthig an, die Thüre öffnete sich, und bei dem Scheine des herausfallenden Lichtes sah er ein altes eisgraues Männchen, das ein von buntfarbigen Lappen zusammengesetztes Kleid an hatte. 'Wer seyd ihr, und was wollt ihr?' fragte es mit einer schnarrenden Stimme. 'Jch bin ein armer Schneider,' antwortete er, 'den die Nacht hier in der Wildnis überfallen hat, und bitte euch inständig mich bis Morgen in eurer Hütte aufzunehmen.' 'Geh deiner Wege,' erwiederte der Alte mit mürrischem Tone, 'mit Landstreichern will ich nichts zu schaffen haben; such dir anderwärts ein Unterkommen.' Nach diesen Worten wollte er wieder in sein Haus schlüpfen, aber der Schneider hielt ihn am Rockzipfel fest, und bat so beweglich, daß der Alte, der so böse nicht war als er sich anstellte, endlich erweicht wurde, und ihn mit in seine Hütte nahm, wo er ihm zu essen gab, und dann in einem Winkel ein ganz gutes Nachtlager anwies.

Der müde Schneider brauchte keines Einwiegens, sondern schlief sanft bis an den Morgen, würde auch noch nicht an das Aufstehen gedacht haben, wenn er nicht von einem lauten Lärm wäre aufgeschreckt worden. Ein heftiges Schreien und Brüllen drang durch die dünnen Wände des Hauses. Der Schneider, den ein unerwarteter Muth überkam, sprang auf, zog in der Hast seine Kleider an, und eilte hinaus. Da erblickte er nahe bei dem Häuschen einen großen schwarzen Stier und einen schönen Hirsch, die in dem heftigsten Kampfe begriffen waren. Sie giengen mit

gieng dem Lichte nach. Es leitete ihn zu einem kleinen Haͤuschen, das aus Rohr und Binsen geflochten war. Er klopfte muthig an, die Thuͤre oͤffnete sich, und bei dem Scheine des herausfallenden Lichtes sah er ein altes eisgraues Maͤnnchen, das ein von buntfarbigen Lappen zusammengesetztes Kleid an hatte. ‘Wer seyd ihr, und was wollt ihr?’ fragte es mit einer schnarrenden Stimme. ‘Jch bin ein armer Schneider,’ antwortete er, ‘den die Nacht hier in der Wildnis uͤberfallen hat, und bitte euch instaͤndig mich bis Morgen in eurer Huͤtte aufzunehmen.’ ‘Geh deiner Wege,’ erwiederte der Alte mit muͤrrischem Tone, ‘mit Landstreichern will ich nichts zu schaffen haben; such dir anderwaͤrts ein Unterkommen.’ Nach diesen Worten wollte er wieder in sein Haus schluͤpfen, aber der Schneider hielt ihn am Rockzipfel fest, und bat so beweglich, daß der Alte, der so boͤse nicht war als er sich anstellte, endlich erweicht wurde, und ihn mit in seine Huͤtte nahm, wo er ihm zu essen gab, und dann in einem Winkel ein ganz gutes Nachtlager anwies.

Der muͤde Schneider brauchte keines Einwiegens, sondern schlief sanft bis an den Morgen, wuͤrde auch noch nicht an das Aufstehen gedacht haben, wenn er nicht von einem lauten Laͤrm waͤre aufgeschreckt worden. Ein heftiges Schreien und Bruͤllen drang durch die duͤnnen Waͤnde des Hauses. Der Schneider, den ein unerwarteter Muth uͤberkam, sprang auf, zog in der Hast seine Kleider an, und eilte hinaus. Da erblickte er nahe bei dem Haͤuschen einen großen schwarzen Stier und einen schoͤnen Hirsch, die in dem heftigsten Kampfe begriffen waren. Sie giengen mit

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[332/0348] gieng dem Lichte nach. Es leitete ihn zu einem kleinen Haͤuschen, das aus Rohr und Binsen geflochten war. Er klopfte muthig an, die Thuͤre oͤffnete sich, und bei dem Scheine des herausfallenden Lichtes sah er ein altes eisgraues Maͤnnchen, das ein von buntfarbigen Lappen zusammengesetztes Kleid an hatte. ‘Wer seyd ihr, und was wollt ihr?’ fragte es mit einer schnarrenden Stimme. ‘Jch bin ein armer Schneider,’ antwortete er, ‘den die Nacht hier in der Wildnis uͤberfallen hat, und bitte euch instaͤndig mich bis Morgen in eurer Huͤtte aufzunehmen.’ ‘Geh deiner Wege,’ erwiederte der Alte mit muͤrrischem Tone, ‘mit Landstreichern will ich nichts zu schaffen haben; such dir anderwaͤrts ein Unterkommen.’ Nach diesen Worten wollte er wieder in sein Haus schluͤpfen, aber der Schneider hielt ihn am Rockzipfel fest, und bat so beweglich, daß der Alte, der so boͤse nicht war als er sich anstellte, endlich erweicht wurde, und ihn mit in seine Huͤtte nahm, wo er ihm zu essen gab, und dann in einem Winkel ein ganz gutes Nachtlager anwies. Der muͤde Schneider brauchte keines Einwiegens, sondern schlief sanft bis an den Morgen, wuͤrde auch noch nicht an das Aufstehen gedacht haben, wenn er nicht von einem lauten Laͤrm waͤre aufgeschreckt worden. Ein heftiges Schreien und Bruͤllen drang durch die duͤnnen Waͤnde des Hauses. Der Schneider, den ein unerwarteter Muth uͤberkam, sprang auf, zog in der Hast seine Kleider an, und eilte hinaus. Da erblickte er nahe bei dem Haͤuschen einen großen schwarzen Stier und einen schoͤnen Hirsch, die in dem heftigsten Kampfe begriffen waren. Sie giengen mit

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/348>, abgerufen am 31.10.2024.