Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.und sie aßen beiden nach Herzenslust. Danach fragte der Mann den Riesen 'kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist?' Der Riese sprach 'ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Städte, Dörfer und Häuser angemerkt.' Da holte er seine Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, konnte es aber nicht finden. 'Das thut nichts,' sprach er, 'ich habe oben in einem Schranke noch größere Landkarten, da will ich sehen ob es darauf zu finden ist.' Sie sahen zu, konntens aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Riese aber sprach er sollte noch ein paar Tage warten, er hätte einen Bruder, der wäre aus, und holte Lebensmittel; wenn der heim käme, dann wollten sie noch einmal auf seiner Landkarte suchen, der fänds gewiß. Also wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der sagte er wüßte es nicht gewiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg stände auf seiner Karte. Da aßen sich die drei erst recht satt, und dann gieng der zweite Riese hin, und sprach 'nun will ich zusehen auf meiner Karte.' Allein das Schloß war auch nicht darauf. Da brachte er aus einer Kammer noch andere Landkarten, die breiteten sie aus, und ließen nicht ab zu suchen, und endlich fanden sie das goldene Schloß von Stromberg, aber es war viele tausend Meilen weit weg. 'Wie werd ich nun dahin kommen?' sprach der Mann. Der Riese sprach 'zwei Stunden habe ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen, dann muß ich aber wieder nach Haus, und das Kind säugen, das wir haben.' Da trug der Riese den Mann bis etwa noch hundert Stunden und sie aßen beiden nach Herzenslust. Danach fragte der Mann den Riesen ‘kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist?’ Der Riese sprach ‘ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Staͤdte, Doͤrfer und Haͤuser angemerkt.’ Da holte er seine Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, konnte es aber nicht finden. ‘Das thut nichts,’ sprach er, ‘ich habe oben in einem Schranke noch groͤßere Landkarten, da will ich sehen ob es darauf zu finden ist.’ Sie sahen zu, konntens aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Riese aber sprach er sollte noch ein paar Tage warten, er haͤtte einen Bruder, der waͤre aus, und holte Lebensmittel; wenn der heim kaͤme, dann wollten sie noch einmal auf seiner Landkarte suchen, der faͤnds gewiß. Also wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der sagte er wuͤßte es nicht gewiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg staͤnde auf seiner Karte. Da aßen sich die drei erst recht satt, und dann gieng der zweite Riese hin, und sprach ‘nun will ich zusehen auf meiner Karte.’ Allein das Schloß war auch nicht darauf. Da brachte er aus einer Kammer noch andere Landkarten, die breiteten sie aus, und ließen nicht ab zu suchen, und endlich fanden sie das goldene Schloß von Stromberg, aber es war viele tausend Meilen weit weg. ‘Wie werd ich nun dahin kommen?’ sprach der Mann. Der Riese sprach ‘zwei Stunden habe ich Zeit, da will ich dich bis in die Naͤhe tragen, dann muß ich aber wieder nach Haus, und das Kind saͤugen, das wir haben.’ Da trug der Riese den Mann bis etwa noch hundert Stunden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="54"/> und sie aßen beiden nach Herzenslust. Danach fragte der Mann den Riesen ‘kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist?’ Der Riese sprach ‘ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Staͤdte, Doͤrfer und Haͤuser angemerkt.’ Da holte er seine Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, konnte es aber nicht finden. ‘Das thut nichts,’ sprach er, ‘ich habe oben in einem Schranke noch groͤßere Landkarten, da will ich sehen ob es darauf zu finden ist.’ Sie sahen zu, konntens aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Riese aber sprach er sollte noch ein paar Tage warten, er haͤtte einen Bruder, der waͤre aus, und holte Lebensmittel; wenn der heim kaͤme, dann wollten sie noch einmal auf seiner Landkarte suchen, der faͤnds gewiß. Also wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der sagte er wuͤßte es nicht gewiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg staͤnde auf seiner Karte. Da aßen sich die drei erst recht satt, und dann gieng der zweite Riese hin, und sprach ‘nun will ich zusehen auf meiner Karte.’ Allein das Schloß war auch nicht darauf. Da brachte er aus einer Kammer noch andere Landkarten, die breiteten sie aus, und ließen nicht ab zu suchen, und endlich fanden sie das goldene Schloß von Stromberg, aber es war viele tausend Meilen weit weg. ‘Wie werd ich nun dahin kommen?’ sprach der Mann. Der Riese sprach ‘zwei Stunden habe ich Zeit, da will ich dich bis in die Naͤhe tragen, dann muß ich aber wieder nach Haus, und das Kind saͤugen, das wir haben.’ Da trug der Riese den Mann bis etwa noch hundert Stunden </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0070]
und sie aßen beiden nach Herzenslust. Danach fragte der Mann den Riesen ‘kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist?’ Der Riese sprach ‘ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Staͤdte, Doͤrfer und Haͤuser angemerkt.’ Da holte er seine Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, konnte es aber nicht finden. ‘Das thut nichts,’ sprach er, ‘ich habe oben in einem Schranke noch groͤßere Landkarten, da will ich sehen ob es darauf zu finden ist.’ Sie sahen zu, konntens aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Riese aber sprach er sollte noch ein paar Tage warten, er haͤtte einen Bruder, der waͤre aus, und holte Lebensmittel; wenn der heim kaͤme, dann wollten sie noch einmal auf seiner Landkarte suchen, der faͤnds gewiß. Also wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der sagte er wuͤßte es nicht gewiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg staͤnde auf seiner Karte. Da aßen sich die drei erst recht satt, und dann gieng der zweite Riese hin, und sprach ‘nun will ich zusehen auf meiner Karte.’ Allein das Schloß war auch nicht darauf. Da brachte er aus einer Kammer noch andere Landkarten, die breiteten sie aus, und ließen nicht ab zu suchen, und endlich fanden sie das goldene Schloß von Stromberg, aber es war viele tausend Meilen weit weg. ‘Wie werd ich nun dahin kommen?’ sprach der Mann. Der Riese sprach ‘zwei Stunden habe ich Zeit, da will ich dich bis in die Naͤhe tragen, dann muß ich aber wieder nach Haus, und das Kind saͤugen, das wir haben.’ Da trug der Riese den Mann bis etwa noch hundert Stunden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |