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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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Nacht behalten, dafür sollst du mir morgen ein Fuder Holz spalten und klein machen.' Der Soldat brauchte dazu den ganzen Tag, und Abends machte ihm die Hexe den Vorschlag noch eine Nacht zu bleiben. 'Du sollst mir Morgen nur eine geringe Arbeit thun, hinter meinem Hause ist ein alter wasserleerer Brunnen, in den ist mir mein Licht gefallen, es brennt blau und verlischt nicht, das sollst du mir wieder herauf holen.' Den andern Tag führte ihn die Alte zu dem Brunnen, und ließ ihn in einem Korb hinab. Er fand das blaue Licht, und machte ein Zeichen daß sie ihn wieder hinauf ziehen sollte. Sie zog ihn auch in die Höhe, als er aber dem Rand nahe war, reichte sie die Hand hinab, und wollte ihm das blaue Licht abnehmen. 'Nein,' sagte er, und merkte ihre bösen Gedanken, 'das Licht gebe ich dir nicht eher, als bis ich mit meinen Füßen auf dem Erdboden stehe.' Da gerieth die Hexe in Wuth, ließ ihn wieder hinab in den Brunnen fallen, und gieng fort.

Der arme Soldat fiel ohne Schaden zu nehmen auf den feuchten Boden, und das blaue Licht brannte fort, aber was konnte ihm das helfen? er sah wohl daß er dem Tod nicht entgehen würde. Er hatte in der Tasche seine Tabackspfeife, die noch halb gestopft war. 'Das soll dein letztes Vergnügen sein' dachte er, zog sie heraus, zündete sie an dem blauen Licht an und fieng an zu rauchen. Als der Dampf in der Höhle umhergezogen war, stand auf einmal ein kleines schwarzes Männchen vor ihm, und fragte 'Herr, was befiehlst du?' 'Was habe ich dir zu befehlen?' erwiderte der Soldat ganz verwundert. 'Ich muß alles thun,' sagte das Männchen, 'was du verlangst.'

Nacht behalten, dafür sollst du mir morgen ein Fuder Holz spalten und klein machen.’ Der Soldat brauchte dazu den ganzen Tag, und Abends machte ihm die Hexe den Vorschlag noch eine Nacht zu bleiben. ‘Du sollst mir Morgen nur eine geringe Arbeit thun, hinter meinem Hause ist ein alter wasserleerer Brunnen, in den ist mir mein Licht gefallen, es brennt blau und verlischt nicht, das sollst du mir wieder herauf holen.’ Den andern Tag führte ihn die Alte zu dem Brunnen, und ließ ihn in einem Korb hinab. Er fand das blaue Licht, und machte ein Zeichen daß sie ihn wieder hinauf ziehen sollte. Sie zog ihn auch in die Höhe, als er aber dem Rand nahe war, reichte sie die Hand hinab, und wollte ihm das blaue Licht abnehmen. ‘Nein,’ sagte er, und merkte ihre bösen Gedanken, ‘das Licht gebe ich dir nicht eher, als bis ich mit meinen Füßen auf dem Erdboden stehe.’ Da gerieth die Hexe in Wuth, ließ ihn wieder hinab in den Brunnen fallen, und gieng fort.

Der arme Soldat fiel ohne Schaden zu nehmen auf den feuchten Boden, und das blaue Licht brannte fort, aber was konnte ihm das helfen? er sah wohl daß er dem Tod nicht entgehen würde. Er hatte in der Tasche seine Tabackspfeife, die noch halb gestopft war. ‘Das soll dein letztes Vergnügen sein’ dachte er, zog sie heraus, zündete sie an dem blauen Licht an und fieng an zu rauchen. Als der Dampf in der Höhle umhergezogen war, stand auf einmal ein kleines schwarzes Männchen vor ihm, und fragte ‘Herr, was befiehlst du?’ ‘Was habe ich dir zu befehlen?’ erwiderte der Soldat ganz verwundert. ‘Ich muß alles thun,’ sagte das Männchen, ‘was du verlangst.’

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[175/0185] Nacht behalten, dafür sollst du mir morgen ein Fuder Holz spalten und klein machen.’ Der Soldat brauchte dazu den ganzen Tag, und Abends machte ihm die Hexe den Vorschlag noch eine Nacht zu bleiben. ‘Du sollst mir Morgen nur eine geringe Arbeit thun, hinter meinem Hause ist ein alter wasserleerer Brunnen, in den ist mir mein Licht gefallen, es brennt blau und verlischt nicht, das sollst du mir wieder herauf holen.’ Den andern Tag führte ihn die Alte zu dem Brunnen, und ließ ihn in einem Korb hinab. Er fand das blaue Licht, und machte ein Zeichen daß sie ihn wieder hinauf ziehen sollte. Sie zog ihn auch in die Höhe, als er aber dem Rand nahe war, reichte sie die Hand hinab, und wollte ihm das blaue Licht abnehmen. ‘Nein,’ sagte er, und merkte ihre bösen Gedanken, ‘das Licht gebe ich dir nicht eher, als bis ich mit meinen Füßen auf dem Erdboden stehe.’ Da gerieth die Hexe in Wuth, ließ ihn wieder hinab in den Brunnen fallen, und gieng fort. Der arme Soldat fiel ohne Schaden zu nehmen auf den feuchten Boden, und das blaue Licht brannte fort, aber was konnte ihm das helfen? er sah wohl daß er dem Tod nicht entgehen würde. Er hatte in der Tasche seine Tabackspfeife, die noch halb gestopft war. ‘Das soll dein letztes Vergnügen sein’ dachte er, zog sie heraus, zündete sie an dem blauen Licht an und fieng an zu rauchen. Als der Dampf in der Höhle umhergezogen war, stand auf einmal ein kleines schwarzes Männchen vor ihm, und fragte ‘Herr, was befiehlst du?’ ‘Was habe ich dir zu befehlen?’ erwiderte der Soldat ganz verwundert. ‘Ich muß alles thun,’ sagte das Männchen, ‘was du verlangst.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/185>, abgerufen am 22.12.2024.