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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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der sich nur umschaute, so zersprang der Felsen in tausend Stücke. Da nahm der Lange die Jungfrau auf den Arm, trug sie in einem Nu zurück, und kam wieder und holte auch noch seinen Kameraden, und eh es zwölfe schlug, saßen sie alle wieder, wie vorher, und waren munter und guter Dinge. Im Schlag zwölf schlich die alte Zauberin herzu mit einem höhnischen Gesicht, als wollte sie sagen 'nun ist er mein,' und glaubte nicht anders, als ihre Tochter säße dreihundert Stunden weit im Felsen. Als sie aber herbei kam, und ihre Tochter in den Armen des Königssohns sah, erschrak sie, und sprach 'da ist einer, der kann mehr als ich.' Aber sie durfte nichts einwenden und mußte ihm die Jungfrau zusagen. Da sprach sie ihr ins Ohr 'es ist eine Schande für dich, daß du so gemeinem Volk gehorchen sollst, und dir einen Gemahl nicht nach deinem Gefallen wählen darfst.'

Nun hatte die Jungfrau wirklich ein so stolzes Herz, daß sie darüber mit Zorn erfüllt wurde, und am andern Morgen ließ sie dreihundert Malter Holz zusammenfahren, und sprach zu dem Königssohn, die drei Bünde wären gelöst, aber wenn sie ihn heirathen sollte, müßte jemand sich mitten in das Holz setzen, und das Feuer aushalten. Dabei dachte sie wenn die Diener ihm auch alles thäten, würde sich doch keiner für ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr würde er selber sich hinein setzen, und dann wär sie frei. Wie aber die Diener das hörten, sprachen sie 'wir haben alle etwas gethan, nur der Frostige noch nicht, der muß auch daran,' und nahmen ihn und trugen ihn ins Holz hinein, und stecktens an. Da hub das Feuer an, und brannte drei Tage, bis alles Holz verzehrt war, und als

der sich nur umschaute, so zersprang der Felsen in tausend Stücke. Da nahm der Lange die Jungfrau auf den Arm, trug sie in einem Nu zurück, und kam wieder und holte auch noch seinen Kameraden, und eh es zwölfe schlug, saßen sie alle wieder, wie vorher, und waren munter und guter Dinge. Im Schlag zwölf schlich die alte Zauberin herzu mit einem höhnischen Gesicht, als wollte sie sagen ‘nun ist er mein,’ und glaubte nicht anders, als ihre Tochter säße dreihundert Stunden weit im Felsen. Als sie aber herbei kam, und ihre Tochter in den Armen des Königssohns sah, erschrak sie, und sprach ‘da ist einer, der kann mehr als ich.’ Aber sie durfte nichts einwenden und mußte ihm die Jungfrau zusagen. Da sprach sie ihr ins Ohr ‘es ist eine Schande für dich, daß du so gemeinem Volk gehorchen sollst, und dir einen Gemahl nicht nach deinem Gefallen wählen darfst.’

Nun hatte die Jungfrau wirklich ein so stolzes Herz, daß sie darüber mit Zorn erfüllt wurde, und am andern Morgen ließ sie dreihundert Malter Holz zusammenfahren, und sprach zu dem Königssohn, die drei Bünde wären gelöst, aber wenn sie ihn heirathen sollte, müßte jemand sich mitten in das Holz setzen, und das Feuer aushalten. Dabei dachte sie wenn die Diener ihm auch alles thäten, würde sich doch keiner für ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr würde er selber sich hinein setzen, und dann wär sie frei. Wie aber die Diener das hörten, sprachen sie ‘wir haben alle etwas gethan, nur der Frostige noch nicht, der muß auch daran,’ und nahmen ihn und trugen ihn ins Holz hinein, und stecktens an. Da hub das Feuer an, und brannte drei Tage, bis alles Holz verzehrt war, und als

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[270/0280] der sich nur umschaute, so zersprang der Felsen in tausend Stücke. Da nahm der Lange die Jungfrau auf den Arm, trug sie in einem Nu zurück, und kam wieder und holte auch noch seinen Kameraden, und eh es zwölfe schlug, saßen sie alle wieder, wie vorher, und waren munter und guter Dinge. Im Schlag zwölf schlich die alte Zauberin herzu mit einem höhnischen Gesicht, als wollte sie sagen ‘nun ist er mein,’ und glaubte nicht anders, als ihre Tochter säße dreihundert Stunden weit im Felsen. Als sie aber herbei kam, und ihre Tochter in den Armen des Königssohns sah, erschrak sie, und sprach ‘da ist einer, der kann mehr als ich.’ Aber sie durfte nichts einwenden und mußte ihm die Jungfrau zusagen. Da sprach sie ihr ins Ohr ‘es ist eine Schande für dich, daß du so gemeinem Volk gehorchen sollst, und dir einen Gemahl nicht nach deinem Gefallen wählen darfst.’ Nun hatte die Jungfrau wirklich ein so stolzes Herz, daß sie darüber mit Zorn erfüllt wurde, und am andern Morgen ließ sie dreihundert Malter Holz zusammenfahren, und sprach zu dem Königssohn, die drei Bünde wären gelöst, aber wenn sie ihn heirathen sollte, müßte jemand sich mitten in das Holz setzen, und das Feuer aushalten. Dabei dachte sie wenn die Diener ihm auch alles thäten, würde sich doch keiner für ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr würde er selber sich hinein setzen, und dann wär sie frei. Wie aber die Diener das hörten, sprachen sie ‘wir haben alle etwas gethan, nur der Frostige noch nicht, der muß auch daran,’ und nahmen ihn und trugen ihn ins Holz hinein, und stecktens an. Da hub das Feuer an, und brannte drei Tage, bis alles Holz verzehrt war, und als

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/280>, abgerufen am 22.12.2024.