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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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gewebt, oder ein Hemd genäht hatte, so fand sich gleich ein Käufer, der es reichlich bezahlte, so daß sie keine Noth empfand, und andern noch etwas mittheilen konnte.

Um diese Zeit zog der Sohn des Königs im Land umher, und wollte sich eine Braut suchen. Eine arme sollte er nicht wählen, und eine reiche wollte er nicht. Da sprach er 'die soll meine Frau werden, die zugleich die ärmste und die reichste ist.' Als er in das Dorf kam, wo das Mädchen lebte, fragte er, wie er überall that, wer in dem Ort die reichste und ärmste wäre. Sie nannten ihm die reichste zuerst: die ärmste, sagten sie, wäre das Mädchen, das in dem kleinen Haus ganz am Ende wohnte. Die Reiche saß vor der Hausthür in vollem Putz, und als der Königssohn sich näherte, stand sie auf, gieng ihm entgegen, und neigte sich vor ihm. Er sah sie an, sprach kein Wort, und ritt weiter. Als er zu dem Haus der Armen kam, stand das Mädchen nicht an der Thüre, sondern saß in seinem Stübchen. Er hielt das Pferd an, und sah durch das Fenster in dem Stübchen, das die helle Sonne beschien, das Mädchen an dem Spinnrad sitzen, und emsig spinnen. Es blickte auf, und als es bemerkte daß der Königssohn hereinblickte, ward es über und über roth, schlug die Augen nieder, und spann weiter; ob der Faden diesmal ganz gleich ward, weiß ich nicht, aber es spann so lange bis der Königssohn wieder weggeritten war. Dann trat es ans Fenster, öffnete es, und sagte 'es ist so heiß in der Stube,' aber es blickte ihm nach so lange es noch die weißen Federn an seinem Hut erkennen konnte.

Das Mädchen setzte sich wieder in seine Stube zur

gewebt, oder ein Hemd genäht hatte, so fand sich gleich ein Käufer, der es reichlich bezahlte, so daß sie keine Noth empfand, und andern noch etwas mittheilen konnte.

Um diese Zeit zog der Sohn des Königs im Land umher, und wollte sich eine Braut suchen. Eine arme sollte er nicht wählen, und eine reiche wollte er nicht. Da sprach er ‘die soll meine Frau werden, die zugleich die ärmste und die reichste ist.’ Als er in das Dorf kam, wo das Mädchen lebte, fragte er, wie er überall that, wer in dem Ort die reichste und ärmste wäre. Sie nannten ihm die reichste zuerst: die ärmste, sagten sie, wäre das Mädchen, das in dem kleinen Haus ganz am Ende wohnte. Die Reiche saß vor der Hausthür in vollem Putz, und als der Königssohn sich näherte, stand sie auf, gieng ihm entgegen, und neigte sich vor ihm. Er sah sie an, sprach kein Wort, und ritt weiter. Als er zu dem Haus der Armen kam, stand das Mädchen nicht an der Thüre, sondern saß in seinem Stübchen. Er hielt das Pferd an, und sah durch das Fenster in dem Stübchen, das die helle Sonne beschien, das Mädchen an dem Spinnrad sitzen, und emsig spinnen. Es blickte auf, und als es bemerkte daß der Königssohn hereinblickte, ward es über und über roth, schlug die Augen nieder, und spann weiter; ob der Faden diesmal ganz gleich ward, weiß ich nicht, aber es spann so lange bis der Königssohn wieder weggeritten war. Dann trat es ans Fenster, öffnete es, und sagte ‘es ist so heiß in der Stube,’ aber es blickte ihm nach so lange es noch die weißen Federn an seinem Hut erkennen konnte.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/472>, abgerufen am 22.12.2024.