Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen und sagte zum Küchenjungen 'Jüngelchen, mach Feuer an, daß ich meine Federn wärmen kann.' Das that der Küchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Herd: da kam die Ente und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie 'was macht mein Bruder Reginer?' Der Küchenjunge antwortete 'liegt in der Grube gefangen bei Ottern und bei Schlangen.' Fragt sie weiter 'was macht die schwarze Hexe im Haus?' Der Küchenjunge antwortete 'die sitzt warm ins Königs Arm.' Sagte die Ente 'daß Gott erbarm!' und schwamm den Gossenstein hinaus. Den nachfolgenden Abend kam sie wieder und that dieselben Fragen und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, gieng zu dem König und entdeckte ihm alles. Der König aber wollte es selbst sehen, gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen und sagte zum Küchenjungen ‘Jüngelchen, mach Feuer an, daß ich meine Federn wärmen kann.’ Das that der Küchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Herd: da kam die Ente und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie ‘was macht mein Bruder Reginer?’ Der Küchenjunge antwortete ‘liegt in der Grube gefangen bei Ottern und bei Schlangen.’ Fragt sie weiter ‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’ Der Küchenjunge antwortete ‘die sitzt warm ins Königs Arm.’ Sagte die Ente ‘daß Gott erbarm!’ und schwamm den Gossenstein hinaus. Den nachfolgenden Abend kam sie wieder und that dieselben Fragen und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, gieng zu dem König und entdeckte ihm alles. Der König aber wollte es selbst sehen, gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0291" n="279"/> dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen und sagte zum Küchenjungen</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘Jüngelchen, mach Feuer an,</l><lb/> <l>daß ich meine Federn wärmen kann.’</l><lb/> </lg> <p>Das that der Küchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Herd: da kam die Ente und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘was macht mein Bruder Reginer?’</l><lb/> </lg> <p>Der Küchenjunge antwortete</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘liegt in der Grube gefangen</l><lb/> <l>bei Ottern und bei Schlangen.’</l><lb/> </lg> <p>Fragt sie weiter</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’</l><lb/> </lg> <p>Der Küchenjunge antwortete</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘die sitzt warm</l><lb/> <l>ins Königs Arm.’</l><lb/> </lg> <p>Sagte die Ente</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘daß Gott erbarm!’</l><lb/> </lg> <p>und schwamm den Gossenstein hinaus.</p><lb/> <p>Den nachfolgenden Abend kam sie wieder und that dieselben Fragen und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, gieng zu dem König und entdeckte ihm alles. Der König aber wollte es selbst sehen, gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den </p> </div> </body> </text> </TEI> [279/0291]
dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen und sagte zum Küchenjungen
‘Jüngelchen, mach Feuer an,
daß ich meine Federn wärmen kann.’
Das that der Küchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Herd: da kam die Ente und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie
‘was macht mein Bruder Reginer?’
Der Küchenjunge antwortete
‘liegt in der Grube gefangen
bei Ottern und bei Schlangen.’
Fragt sie weiter
‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’
Der Küchenjunge antwortete
‘die sitzt warm
ins Königs Arm.’
Sagte die Ente
‘daß Gott erbarm!’
und schwamm den Gossenstein hinaus.
Den nachfolgenden Abend kam sie wieder und that dieselben Fragen und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, gieng zu dem König und entdeckte ihm alles. Der König aber wollte es selbst sehen, gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-03T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |