Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.Hals durch, da ward sie auf einmal zum schönsten Mädchen und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König war voll Freuden; und weil sie ganz naß da stand, ließ er köstliche Kleider bringen und ließ sie damit bekleiden. Dann erzählte sie ihm wie sie durch List und Falschheit wäre betrogen und zuletzt in den Fluß hinabgeworfen worden; und ihre erste Bitte war, daß ihr Bruder aus der Schlangenhöhle heraus geholt würde. Und als der König diese Bitte erfüllt hatte, gieng er in die Kammer, wo die alte Hexe saß und fragte 'was verdient die, welche das und das thut?' und erzählte was geschehen war. Da war sie so verblendet, daß sie nichts merkte und sprach 'die verdient daß man sie nackt auszieht und in ein Faß mit Nägeln legt, und daß man vor das Faß ein Pferd spannt und das Pferd in alle Welt schickt.' Das geschah alles an ihr und ihrer schwarzen Tochter. Der König aber heirathete die weiße schöne Braut und belohnte den treuen Bruder, indem er ihn zu einem reichen und angesehenen Mann machte. Hals durch, da ward sie auf einmal zum schönsten Mädchen und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König war voll Freuden; und weil sie ganz naß da stand, ließ er köstliche Kleider bringen und ließ sie damit bekleiden. Dann erzählte sie ihm wie sie durch List und Falschheit wäre betrogen und zuletzt in den Fluß hinabgeworfen worden; und ihre erste Bitte war, daß ihr Bruder aus der Schlangenhöhle heraus geholt würde. Und als der König diese Bitte erfüllt hatte, gieng er in die Kammer, wo die alte Hexe saß und fragte ‘was verdient die, welche das und das thut?’ und erzählte was geschehen war. Da war sie so verblendet, daß sie nichts merkte und sprach ‘die verdient daß man sie nackt auszieht und in ein Faß mit Nägeln legt, und daß man vor das Faß ein Pferd spannt und das Pferd in alle Welt schickt.’ Das geschah alles an ihr und ihrer schwarzen Tochter. Der König aber heirathete die weiße schöne Braut und belohnte den treuen Bruder, indem er ihn zu einem reichen und angesehenen Mann machte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0292" n="280"/> Hals durch, da ward sie auf einmal zum schönsten Mädchen und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König war voll Freuden; und weil sie ganz naß da stand, ließ er köstliche Kleider bringen und ließ sie damit bekleiden. Dann erzählte sie ihm wie sie durch List und Falschheit wäre betrogen und zuletzt in den Fluß hinabgeworfen worden; und ihre erste Bitte war, daß ihr Bruder aus der Schlangenhöhle heraus geholt würde. Und als der König diese Bitte erfüllt hatte, gieng er in die Kammer, wo die alte Hexe saß und fragte ‘was verdient die, welche das und das thut?’ und erzählte was geschehen war. Da war sie so verblendet, daß sie nichts merkte und sprach ‘die verdient daß man sie nackt auszieht und in ein Faß mit Nägeln legt, und daß man vor das Faß ein Pferd spannt und das Pferd in alle Welt schickt.’ Das geschah alles an ihr und ihrer schwarzen Tochter. Der König aber heirathete die weiße schöne Braut und belohnte den treuen Bruder, indem er ihn zu einem reichen und angesehenen Mann machte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [280/0292]
Hals durch, da ward sie auf einmal zum schönsten Mädchen und glich genau dem Bild, das der Bruder von ihr gemacht hatte. Der König war voll Freuden; und weil sie ganz naß da stand, ließ er köstliche Kleider bringen und ließ sie damit bekleiden. Dann erzählte sie ihm wie sie durch List und Falschheit wäre betrogen und zuletzt in den Fluß hinabgeworfen worden; und ihre erste Bitte war, daß ihr Bruder aus der Schlangenhöhle heraus geholt würde. Und als der König diese Bitte erfüllt hatte, gieng er in die Kammer, wo die alte Hexe saß und fragte ‘was verdient die, welche das und das thut?’ und erzählte was geschehen war. Da war sie so verblendet, daß sie nichts merkte und sprach ‘die verdient daß man sie nackt auszieht und in ein Faß mit Nägeln legt, und daß man vor das Faß ein Pferd spannt und das Pferd in alle Welt schickt.’ Das geschah alles an ihr und ihrer schwarzen Tochter. Der König aber heirathete die weiße schöne Braut und belohnte den treuen Bruder, indem er ihn zu einem reichen und angesehenen Mann machte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-03T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |