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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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mußte den unbekannten Jüngling zum Gemahl nehmen. Als sie aber nach der Kirche fuhren, sprach die Alte 'ich kann die Schande nicht ertragen' und schickte ihr Kriegsvolk nach, das sollte alles niedermachen, was ihm vorkäme, und ihr die Tochter zurück bringen. Der Horcher aber hatte die Ohren gespitzt und die heimlichen Reden der Alten vernommen. 'Was fangen wir an?' sprach er zu dem Dicken, aber der wußte Rath, spie einmal oder zweimal hinter dem Wagen einen Theil von dem Meereswasser aus, das er getrunken hatte, da entstand ein großer See, worin die Kriegsvölker stecken blieben und ertranken. Als die Zauberin das vernahm, schickte sie ihre geharnischten Reiter, aber der Horcher hörte das Rasseln ihrer Rüstung und band dem einen die Augen auf, der guckte die Feinde ein bischen scharf an, da sprangen sie aus einander wie Glas. Nun fuhren sie ungestört weiter, und als die beiden in der Kirche eingesegnet waren, nahmen die sechs Diener ihren Abschied, und sprachen zu ihrem Herrn 'eure Wünsche sind erfüllt, ihr habt uns nicht mehr nöthig, wir wollen weiter ziehen und unser Glück versuchen.'

Eine halbe Stunde vor dem Schloß war ein Dorf, vor dem hütete ein Schweinehirt seine Herde: wie sie dahin kamen, sprach er zu seiner Frau 'weißt du auch recht wer ich bin? ich bin kein Königssohn, sondern ein Schweinehirt, und der mit der Herde dort, das ist mein Vater: wir zwei müssen auch daran und ihm helfen hüten.' Dann stieg er mit ihr in das Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die königlichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock und ein paar alte wollene Strümpfe, dabei that sie noch als wärs ein großes Geschenk und sprach 'wenn nicht euer Mann wäre, hätt ichs euch gar nicht gegeben.' Da glaubte sie er wäre wirklich ein Schweinehirt und hütete mit ihm die Herde und dachte

mußte den unbekannten Jüngling zum Gemahl nehmen. Als sie aber nach der Kirche fuhren, sprach die Alte ‘ich kann die Schande nicht ertragen’ und schickte ihr Kriegsvolk nach, das sollte alles niedermachen, was ihm vorkäme, und ihr die Tochter zurück bringen. Der Horcher aber hatte die Ohren gespitzt und die heimlichen Reden der Alten vernommen. ‘Was fangen wir an?’ sprach er zu dem Dicken, aber der wußte Rath, spie einmal oder zweimal hinter dem Wagen einen Theil von dem Meereswasser aus, das er getrunken hatte, da entstand ein großer See, worin die Kriegsvölker stecken blieben und ertranken. Als die Zauberin das vernahm, schickte sie ihre geharnischten Reiter, aber der Horcher hörte das Rasseln ihrer Rüstung und band dem einen die Augen auf, der guckte die Feinde ein bischen scharf an, da sprangen sie aus einander wie Glas. Nun fuhren sie ungestört weiter, und als die beiden in der Kirche eingesegnet waren, nahmen die sechs Diener ihren Abschied, und sprachen zu ihrem Herrn ‘eure Wünsche sind erfüllt, ihr habt uns nicht mehr nöthig, wir wollen weiter ziehen und unser Glück versuchen.’

Eine halbe Stunde vor dem Schloß war ein Dorf, vor dem hütete ein Schweinehirt seine Herde: wie sie dahin kamen, sprach er zu seiner Frau ‘weißt du auch recht wer ich bin? ich bin kein Königssohn, sondern ein Schweinehirt, und der mit der Herde dort, das ist mein Vater: wir zwei müssen auch daran und ihm helfen hüten.’ Dann stieg er mit ihr in das Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die königlichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock und ein paar alte wollene Strümpfe, dabei that sie noch als wärs ein großes Geschenk und sprach ‘wenn nicht euer Mann wäre, hätt ichs euch gar nicht gegeben.’ Da glaubte sie er wäre wirklich ein Schweinehirt und hütete mit ihm die Herde und dachte

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[235/0247] mußte den unbekannten Jüngling zum Gemahl nehmen. Als sie aber nach der Kirche fuhren, sprach die Alte ‘ich kann die Schande nicht ertragen’ und schickte ihr Kriegsvolk nach, das sollte alles niedermachen, was ihm vorkäme, und ihr die Tochter zurück bringen. Der Horcher aber hatte die Ohren gespitzt und die heimlichen Reden der Alten vernommen. ‘Was fangen wir an?’ sprach er zu dem Dicken, aber der wußte Rath, spie einmal oder zweimal hinter dem Wagen einen Theil von dem Meereswasser aus, das er getrunken hatte, da entstand ein großer See, worin die Kriegsvölker stecken blieben und ertranken. Als die Zauberin das vernahm, schickte sie ihre geharnischten Reiter, aber der Horcher hörte das Rasseln ihrer Rüstung und band dem einen die Augen auf, der guckte die Feinde ein bischen scharf an, da sprangen sie aus einander wie Glas. Nun fuhren sie ungestört weiter, und als die beiden in der Kirche eingesegnet waren, nahmen die sechs Diener ihren Abschied, und sprachen zu ihrem Herrn ‘eure Wünsche sind erfüllt, ihr habt uns nicht mehr nöthig, wir wollen weiter ziehen und unser Glück versuchen.’ Eine halbe Stunde vor dem Schloß war ein Dorf, vor dem hütete ein Schweinehirt seine Herde: wie sie dahin kamen, sprach er zu seiner Frau ‘weißt du auch recht wer ich bin? ich bin kein Königssohn, sondern ein Schweinehirt, und der mit der Herde dort, das ist mein Vater: wir zwei müssen auch daran und ihm helfen hüten.’ Dann stieg er mit ihr in das Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten in der Nacht sollten sie ihr die königlichen Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun, und die Wirthin gab ihr einen alten Rock und ein paar alte wollene Strümpfe, dabei that sie noch als wärs ein großes Geschenk und sprach ‘wenn nicht euer Mann wäre, hätt ichs euch gar nicht gegeben.’ Da glaubte sie er wäre wirklich ein Schweinehirt und hütete mit ihm die Herde und dachte

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/247>, abgerufen am 24.11.2024.