Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.noch ein paar Taschen über die Schulter, um recht einsacken zu können, und machte sich auf den Weg zu dem Hügel. Er fand, wie in der vorigen Nacht, das kleine Volk bei Gesang und Tanz, der Alte schor ihn abermals glatt und deutete ihm an Kohlen mitzunehmen. Er zögerte nicht einzustecken was nur in seine Taschen gehen wollte, kehrte ganz glückselig heim und deckte sich mit dem Rock zu. 'Wenn das Gold auch drückt,' sprach er, 'ich will das schon ertragen,' und schlief endlich mit dem süßen Vorgefühl ein, Morgen als steinreicher Mann zu erwachen. Als er die Augen öffnete, erhob er sich schnell, um die Taschen zu untersuchen, aber wie erstaunte er als er nichts herauszog als schwarze Kohlen, er mochte so oft hinein greifen als er wollte. 'Noch bleibt mir das Gold, das ich die Nacht vorher gewonnen habe' dachte er und holte es herbei, aber wie erschrack er, als er sah daß es ebenfalls wieder zu Kohle geworden war. Er schlug sich mit der schwarzbestäubten Hand an die Stirne, da fühlte er daß der ganze Kopf kahl und glatt war wie der Bart. Aber sein Misgeschick war noch nicht zu Ende, er merkte erst jetzt daß ihm zu dem Höcker auf dem Rücken noch ein zweiter eben so großer vorn auf der Brust gewachsen war. Da erkannte er die Strafe seiner Habgier und begann laut zu weinen. Der gute Schneider, der davon aufgeweckt ward, tröstete den Unglücklichen so gut es gehen wollte und sprach 'du bist mein Geselle auf der Wanderschaft gewesen, du sollst bei mir bleiben und mit von meinem Schatz zehren.' Er hielt Wort, aber der arme Goldschmied mußte sein Lebtag die beiden Höcker tragen und seinen kahlen Kopf mit einer Mütze bedecken. noch ein paar Taschen über die Schulter, um recht einsacken zu können, und machte sich auf den Weg zu dem Hügel. Er fand, wie in der vorigen Nacht, das kleine Volk bei Gesang und Tanz, der Alte schor ihn abermals glatt und deutete ihm an Kohlen mitzunehmen. Er zögerte nicht einzustecken was nur in seine Taschen gehen wollte, kehrte ganz glückselig heim und deckte sich mit dem Rock zu. ‘Wenn das Gold auch drückt,’ sprach er, ‘ich will das schon ertragen,’ und schlief endlich mit dem süßen Vorgefühl ein, Morgen als steinreicher Mann zu erwachen. Als er die Augen öffnete, erhob er sich schnell, um die Taschen zu untersuchen, aber wie erstaunte er als er nichts herauszog als schwarze Kohlen, er mochte so oft hinein greifen als er wollte. ‘Noch bleibt mir das Gold, das ich die Nacht vorher gewonnen habe’ dachte er und holte es herbei, aber wie erschrack er, als er sah daß es ebenfalls wieder zu Kohle geworden war. Er schlug sich mit der schwarzbestäubten Hand an die Stirne, da fühlte er daß der ganze Kopf kahl und glatt war wie der Bart. Aber sein Misgeschick war noch nicht zu Ende, er merkte erst jetzt daß ihm zu dem Höcker auf dem Rücken noch ein zweiter eben so großer vorn auf der Brust gewachsen war. Da erkannte er die Strafe seiner Habgier und begann laut zu weinen. Der gute Schneider, der davon aufgeweckt ward, tröstete den Unglücklichen so gut es gehen wollte und sprach ‘du bist mein Geselle auf der Wanderschaft gewesen, du sollst bei mir bleiben und mit von meinem Schatz zehren.’ Er hielt Wort, aber der arme Goldschmied mußte sein Lebtag die beiden Höcker tragen und seinen kahlen Kopf mit einer Mütze bedecken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0398" n="386"/> noch ein paar Taschen über die Schulter, um recht einsacken zu können, und machte sich auf den Weg zu dem Hügel. Er fand, wie in der vorigen Nacht, das kleine Volk bei Gesang und Tanz, der Alte schor ihn abermals glatt und deutete ihm an Kohlen mitzunehmen. Er zögerte nicht einzustecken was nur in seine Taschen gehen wollte, kehrte ganz glückselig heim und deckte sich mit dem Rock zu. ‘Wenn das Gold auch drückt,’ sprach er, ‘ich will das schon ertragen,’ und schlief endlich mit dem süßen Vorgefühl ein, Morgen als steinreicher Mann zu erwachen. Als er die Augen öffnete, erhob er sich schnell, um die Taschen zu untersuchen, aber wie erstaunte er als er nichts herauszog als schwarze Kohlen, er mochte so oft hinein greifen als er wollte. ‘Noch bleibt mir das Gold, das ich die Nacht vorher gewonnen habe’ dachte er und holte es herbei, aber wie erschrack er, als er sah daß es ebenfalls wieder zu Kohle geworden war. Er schlug sich mit der schwarzbestäubten Hand an die Stirne, da fühlte er daß der ganze Kopf kahl und glatt war wie der Bart. Aber sein Misgeschick war noch nicht zu Ende, er merkte erst jetzt daß ihm zu dem Höcker auf dem Rücken noch ein zweiter eben so großer vorn auf der Brust gewachsen war. Da erkannte er die Strafe seiner Habgier und begann laut zu weinen. Der gute Schneider, der davon aufgeweckt ward, tröstete den Unglücklichen so gut es gehen wollte und sprach ‘du bist mein Geselle auf der Wanderschaft gewesen, du sollst bei mir bleiben und mit von meinem Schatz zehren.’ Er hielt Wort, aber der arme Goldschmied mußte sein Lebtag die beiden Höcker tragen und seinen kahlen Kopf mit einer Mütze bedecken.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [386/0398]
noch ein paar Taschen über die Schulter, um recht einsacken zu können, und machte sich auf den Weg zu dem Hügel. Er fand, wie in der vorigen Nacht, das kleine Volk bei Gesang und Tanz, der Alte schor ihn abermals glatt und deutete ihm an Kohlen mitzunehmen. Er zögerte nicht einzustecken was nur in seine Taschen gehen wollte, kehrte ganz glückselig heim und deckte sich mit dem Rock zu. ‘Wenn das Gold auch drückt,’ sprach er, ‘ich will das schon ertragen,’ und schlief endlich mit dem süßen Vorgefühl ein, Morgen als steinreicher Mann zu erwachen. Als er die Augen öffnete, erhob er sich schnell, um die Taschen zu untersuchen, aber wie erstaunte er als er nichts herauszog als schwarze Kohlen, er mochte so oft hinein greifen als er wollte. ‘Noch bleibt mir das Gold, das ich die Nacht vorher gewonnen habe’ dachte er und holte es herbei, aber wie erschrack er, als er sah daß es ebenfalls wieder zu Kohle geworden war. Er schlug sich mit der schwarzbestäubten Hand an die Stirne, da fühlte er daß der ganze Kopf kahl und glatt war wie der Bart. Aber sein Misgeschick war noch nicht zu Ende, er merkte erst jetzt daß ihm zu dem Höcker auf dem Rücken noch ein zweiter eben so großer vorn auf der Brust gewachsen war. Da erkannte er die Strafe seiner Habgier und begann laut zu weinen. Der gute Schneider, der davon aufgeweckt ward, tröstete den Unglücklichen so gut es gehen wollte und sprach ‘du bist mein Geselle auf der Wanderschaft gewesen, du sollst bei mir bleiben und mit von meinem Schatz zehren.’ Er hielt Wort, aber der arme Goldschmied mußte sein Lebtag die beiden Höcker tragen und seinen kahlen Kopf mit einer Mütze bedecken.
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