Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.wendet find; und wer will z. B. entscheiden, ob der von Von der späteren Dichtkunst in Provenze ist wenig vor- 166) Die Feierlichkeit der Zahl 7 tritt viel zu oft im Mittelalter hervor, als daß man hier an deutsche Einrichtung, an die sie- den Wartburger Meister oder die sieben Künste denken sollte. 167) Auch dieß ist schwerlich auf die "holdseelige Kunst" unseres Meistergesangs anzuwenden; hängt aber mit joculator und giullari zusammen. 168) Hist. de Languedoc IV. 196 -- 198. und daraus Velly hist.
de fr. 8. 139 -- 144. Also konnte auch Kaiser Carl 4. dem längst stehenden Meisterg. neues Wappen und Recht verleihen! wendet find; und wer will z. B. entſcheiden, ob der von Von der ſpaͤteren Dichtkunſt in Provenze iſt wenig vor- 166) Die Feierlichkeit der Zahl 7 tritt viel zu oft im Mittelalter hervor, als daß man hier an deutſche Einrichtung, an die ſie- den Wartburger Meiſter oder die ſieben Kuͤnſte denken ſollte. 167) Auch dieß iſt ſchwerlich auf die „holdſeelige Kunſt“ unſeres Meiſtergeſangs anzuwenden; haͤngt aber mit joculator und giullari zuſammen. 168) Hist. de Languedoc IV. 196 — 198. und daraus Velly hist.
de fr. 8. 139 — 144. Alſo konnte auch Kaiſer Carl 4. dem laͤngſt ſtehenden Meiſterg. neues Wappen und Recht verleihen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0162" n="152"/> wendet find; und wer will z. B. entſcheiden, ob der von<lb/> Wißenlo (2. 97.) oder von Winterſteten (b. <hi rendition="#g">Benecke</hi> Nr. <hi rendition="#aq">XIV.</hi>)<lb/> fuͤßer geſungen hat? ſo gewiß der eine dem andern die bei-<lb/> den erſten Zeilen abgehoͤrt haben muß.</p><lb/> <p>Von der ſpaͤteren Dichtkunſt in Provenze iſt wenig vor-<lb/> handen, in Italien verdraͤngte ſeit Dante, Boccaccio und<lb/> Petrarch der Reiz einer gebildeten Mundart bald die alte und<lb/> damit die Luſt zu alter Poeſie. Laͤnger ſcheint man in dem<lb/> franzoͤſiſchen Theil daran gehalten zu haben. Zu Toulouſe ent-<lb/> ſtand im erſten Viertel des 14ten Jahrh. eine poetiſche Geſell-<lb/> ſchaft, ſich alle Jahr im Mai verſammelnd und goldne und ſil-<lb/> berne Blumen fuͤr den Sieger im Geſang ausſetzend. Sie-<lb/> ben <note place="foot" n="166)">Die Feierlichkeit der Zahl 7 tritt viel zu oft im Mittelalter<lb/> hervor, als daß man hier an deutſche Einrichtung, an die ſie-<lb/> den Wartburger Meiſter oder die ſieben Kuͤnſte denken ſollte.</note> Mantenedors (Unternehmer) ſtanden der Geſellſchaft<lb/> vor und waͤhlten unter ſich einen Canzler und einen Secretair,<lb/> ſo viel ich weiß, ſind aber die Regeln, welche dieſe aufſetzten,<lb/> nie bekannt gemacht worden. Da ſie <hi rendition="#aq">loix d’amour</hi> hießen,<lb/> ſo widerſpricht das einer andern Angabe, die zu beſingenden<lb/> Gegenſtaͤnde ſeyen auf die Ehre Gottes, der Jungfrau oder<lb/> der Heiligen beſchraͤnkt geweſen. Das ſcheint man wenigſtens<lb/> aufgegeben zu haben, wie ſchon der bekannte (jedoch viel aͤl-<lb/> tere) Name der <hi rendition="#aq">gaie science</hi> <note place="foot" n="167)">Auch dieß iſt ſchwerlich auf die „holdſeelige Kunſt“ unſeres<lb/> Meiſtergeſangs anzuwenden; haͤngt aber mit <hi rendition="#aq">joculator</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">giullari</hi> zuſammen.</note> andeutet; um Glied der<lb/> Geſellſchaft zu werden, mußte man den ordentlichen Grad ei-<lb/> nes <hi rendition="#aq">docteur et maître dans le gai sçavoir</hi> erlangt haben.<lb/> Im Jahr 1356. nahm die Geſellſchaft den Namen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">collège de<lb/> rhétorique</hi></hi> an, wurde 1694. vom Koͤnig beſtaͤtigt <note place="foot" n="168)"><hi rendition="#aq">Hist. de Languedoc IV.</hi> 196 — 198. und daraus <hi rendition="#aq">Velly hist.<lb/> de fr.</hi> 8. 139 — 144. Alſo konnte auch Kaiſer Carl 4. dem<lb/> laͤngſt ſtehenden Meiſterg. neues Wappen und Recht verleihen!</note> und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0162]
wendet find; und wer will z. B. entſcheiden, ob der von
Wißenlo (2. 97.) oder von Winterſteten (b. Benecke Nr. XIV.)
fuͤßer geſungen hat? ſo gewiß der eine dem andern die bei-
den erſten Zeilen abgehoͤrt haben muß.
Von der ſpaͤteren Dichtkunſt in Provenze iſt wenig vor-
handen, in Italien verdraͤngte ſeit Dante, Boccaccio und
Petrarch der Reiz einer gebildeten Mundart bald die alte und
damit die Luſt zu alter Poeſie. Laͤnger ſcheint man in dem
franzoͤſiſchen Theil daran gehalten zu haben. Zu Toulouſe ent-
ſtand im erſten Viertel des 14ten Jahrh. eine poetiſche Geſell-
ſchaft, ſich alle Jahr im Mai verſammelnd und goldne und ſil-
berne Blumen fuͤr den Sieger im Geſang ausſetzend. Sie-
ben 166) Mantenedors (Unternehmer) ſtanden der Geſellſchaft
vor und waͤhlten unter ſich einen Canzler und einen Secretair,
ſo viel ich weiß, ſind aber die Regeln, welche dieſe aufſetzten,
nie bekannt gemacht worden. Da ſie loix d’amour hießen,
ſo widerſpricht das einer andern Angabe, die zu beſingenden
Gegenſtaͤnde ſeyen auf die Ehre Gottes, der Jungfrau oder
der Heiligen beſchraͤnkt geweſen. Das ſcheint man wenigſtens
aufgegeben zu haben, wie ſchon der bekannte (jedoch viel aͤl-
tere) Name der gaie science 167) andeutet; um Glied der
Geſellſchaft zu werden, mußte man den ordentlichen Grad ei-
nes docteur et maître dans le gai sçavoir erlangt haben.
Im Jahr 1356. nahm die Geſellſchaft den Namen collège de
rhétorique an, wurde 1694. vom Koͤnig beſtaͤtigt 168) und
166) Die Feierlichkeit der Zahl 7 tritt viel zu oft im Mittelalter
hervor, als daß man hier an deutſche Einrichtung, an die ſie-
den Wartburger Meiſter oder die ſieben Kuͤnſte denken ſollte.
167) Auch dieß iſt ſchwerlich auf die „holdſeelige Kunſt“ unſeres
Meiſtergeſangs anzuwenden; haͤngt aber mit joculator und
giullari zuſammen.
168) Hist. de Languedoc IV. 196 — 198. und daraus Velly hist.
de fr. 8. 139 — 144. Alſo konnte auch Kaiſer Carl 4. dem
laͤngſt ſtehenden Meiſterg. neues Wappen und Recht verleihen!
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