Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.Stiftung, da doch sonst der Bürgerstand für das Gedächtniß Gleichen Grund, nur daß dessen Gewicht immer bedeu- Allen solchen Einwürfen, die sich im Verfolg noch deutli- 15) S. z. B. S. 115. Seite 473. scheint der Punct des eigentli- chen Meiftergesangs erst auf dem Jahr 1500 zu schweben! Anno 1600 war er gewiß noch eigentlicher. 16) Vielleicht soll ein Beweis in spätern Behauptungen, (wie in
dem Memminger Bericht vorkommend) liegen, wonach die er- sten Schulen zu Mainz, Frauenlobs Ort, gehalten worden. Meinethalben auch, die bestimmte Schulfeierlichkeit gehört nicht zum Wesen des Meistergesangs. Stiftung, da doch ſonſt der Buͤrgerſtand fuͤr das Gedaͤchtniß Gleichen Grund, nur daß deſſen Gewicht immer bedeu- Allen ſolchen Einwuͤrfen, die ſich im Verfolg noch deutli- 15) S. z. B. S. 115. Seite 473. ſcheint der Punct des eigentli- chen Meiftergeſangs erſt auf dem Jahr 1500 zu ſchweben! Anno 1600 war er gewiß noch eigentlicher. 16) Vielleicht ſoll ein Beweis in ſpaͤtern Behauptungen, (wie in
dem Memminger Bericht vorkommend) liegen, wonach die er- ſten Schulen zu Mainz, Frauenlobs Ort, gehalten worden. Meinethalben auch, die beſtimmte Schulfeierlichkeit gehoͤrt nicht zum Weſen des Meiſtergeſangs. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="27"/> Stiftung, da doch ſonſt der Buͤrgerſtand fuͤr das Gedaͤchtniß<lb/> anderer Dinge, die ihn betrafen, nicht unbeſorgt war. Wer<lb/> wollte an eine ſpaͤtere Stiftung des Meiſtergeſangs glauben?</p><lb/> <p>Gleichen Grund, nur daß deſſen Gewicht immer bedeu-<lb/> tender wird, je mehr aͤußerliche Widerſpruͤche ihm entgegen<lb/> ſtehn, hat <hi rendition="#g">Docen</hi> gegen ſich, der genau genommen gar zu<lb/> gern zweierlei, wo moͤglich unterſchiedene Arten Meiſterſaͤnger<lb/> annehmen moͤchte. Die aͤlteſten Meiſter, ein Eſchenbach, Of-<lb/> terdingen, ja der reſtituirte Veldeck, ſollen immer noch keine<lb/> rechte Meiſterſaͤnger ſeyn, ihr eigentliches Weſen, (woruͤber er<lb/> uns freilich in Unſicherheit ſchweben laͤßt, allenfalls das ſchul-<lb/> maͤßige iſolirte,) ſoll erſt mit Frauenlobs Zeit <note place="foot" n="15)">S. z. B. S. 115. Seite 473. ſcheint der Punct des eigentli-<lb/> chen Meiftergeſangs erſt auf dem Jahr 1500 zu ſchweben! Anno<lb/> 1600 war er gewiß noch eigentlicher.</note> angegangen<lb/> haben. Gut, ſo weiſe er eine Art Urkunde vor, oder zeige,<lb/> daß dergleichen <hi rendition="#g">erſt ſeitdem</hi> exiſtirt! Aber weder Frauen-<lb/> lob, noch irgend einer ſeiner Zeit- und Kunſtgenoſſen reden<lb/> von ihrer geſtifteten Schule <note place="foot" n="16)">Vielleicht ſoll ein Beweis in ſpaͤtern Behauptungen, (wie in<lb/> dem Memminger Bericht vorkommend) liegen, wonach die er-<lb/> ſten Schulen zu Mainz, Frauenlobs Ort, gehalten worden.<lb/> Meinethalben auch, die beſtimmte Schulfeierlichkeit gehoͤrt nicht<lb/> zum Weſen des Meiſtergeſangs.</note>, von ihren neuen Einrichtun-<lb/> gen. Sie ſtellen ſich vielmehr immer als Nachfolger aͤlterer<lb/> Meiſter dar, und wenn ſie ſich deren einigemal in der Kunſt<lb/> uͤberheben, ſo klagen ſie deſto mehr uͤber den Verfall der letz-<lb/> tern, uͤber die zunehmende Gleichguͤltigkeit der Fuͤrſten und<lb/> reichen Herren, wie deſſen jede Seite der Jenaiſchen H. S.<lb/> Zeugniß ablegt.</p><lb/> <p>Allen ſolchen Einwuͤrfen, die ſich im Verfolg noch deutli-<lb/> cher ergeben ſollen, iſt meine Anſicht nicht bloßgeſtellt, darum<lb/> weil ſie eine allmaͤhlige aber unzertrennliche Entwickelung des<lb/> ganzen Weſens in einer vollſtaͤndigen Erſcheinung annimmt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0037]
Stiftung, da doch ſonſt der Buͤrgerſtand fuͤr das Gedaͤchtniß
anderer Dinge, die ihn betrafen, nicht unbeſorgt war. Wer
wollte an eine ſpaͤtere Stiftung des Meiſtergeſangs glauben?
Gleichen Grund, nur daß deſſen Gewicht immer bedeu-
tender wird, je mehr aͤußerliche Widerſpruͤche ihm entgegen
ſtehn, hat Docen gegen ſich, der genau genommen gar zu
gern zweierlei, wo moͤglich unterſchiedene Arten Meiſterſaͤnger
annehmen moͤchte. Die aͤlteſten Meiſter, ein Eſchenbach, Of-
terdingen, ja der reſtituirte Veldeck, ſollen immer noch keine
rechte Meiſterſaͤnger ſeyn, ihr eigentliches Weſen, (woruͤber er
uns freilich in Unſicherheit ſchweben laͤßt, allenfalls das ſchul-
maͤßige iſolirte,) ſoll erſt mit Frauenlobs Zeit 15) angegangen
haben. Gut, ſo weiſe er eine Art Urkunde vor, oder zeige,
daß dergleichen erſt ſeitdem exiſtirt! Aber weder Frauen-
lob, noch irgend einer ſeiner Zeit- und Kunſtgenoſſen reden
von ihrer geſtifteten Schule 16), von ihren neuen Einrichtun-
gen. Sie ſtellen ſich vielmehr immer als Nachfolger aͤlterer
Meiſter dar, und wenn ſie ſich deren einigemal in der Kunſt
uͤberheben, ſo klagen ſie deſto mehr uͤber den Verfall der letz-
tern, uͤber die zunehmende Gleichguͤltigkeit der Fuͤrſten und
reichen Herren, wie deſſen jede Seite der Jenaiſchen H. S.
Zeugniß ablegt.
Allen ſolchen Einwuͤrfen, die ſich im Verfolg noch deutli-
cher ergeben ſollen, iſt meine Anſicht nicht bloßgeſtellt, darum
weil ſie eine allmaͤhlige aber unzertrennliche Entwickelung des
ganzen Weſens in einer vollſtaͤndigen Erſcheinung annimmt.
15) S. z. B. S. 115. Seite 473. ſcheint der Punct des eigentli-
chen Meiftergeſangs erſt auf dem Jahr 1500 zu ſchweben! Anno
1600 war er gewiß noch eigentlicher.
16) Vielleicht ſoll ein Beweis in ſpaͤtern Behauptungen, (wie in
dem Memminger Bericht vorkommend) liegen, wonach die er-
ſten Schulen zu Mainz, Frauenlobs Ort, gehalten worden.
Meinethalben auch, die beſtimmte Schulfeierlichkeit gehoͤrt nicht
zum Weſen des Meiſtergeſangs.
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