Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.reltons in diesen zweigängigen Reimen erklärbar seyn? etwa, 3. Eine merkwürdige Strophe unter Walters Liedern (1. 4. Nach der bekannten Stelle Gottfrieds von Straßburg 72) Auch ist merkwürdig, wenn es an diesem Ort heißt, Walter
singe was er wolle, des kurzen und des langen; gleicher- weise bietet Wolfram 1. 148. seiner Frauen kurzen oder lan- gen Gesang an, welchen sie wolle. Denn dieß steht wahr- scheinlich mit dem Tabulaturfehler des zu kurzen oder zu langen Singens (Wagenseil n. XXII.) in Verbindung, und Docen fehlt, (N. lit. Anz. 1807. Col. 773.) daß er diese Ter- minologie zuerst bei Frauenlob (Miscell. 2. 280. ganz oben) zu erblicken glaubt. Man vergl. die Stelle eines Gedichts aus dem 14ten Jahrhundert (Adelung 2. 223.) Das zu viel und zu klein in der eben angeführten Str. Titurels mag leicht dasselbe bezeichnen, auch sehe man den Mysner DCXII. zu lane zu kurz, zu breit, zu smal etc. etc. Otfrieds v. 43. (thio lengi ioh thie kurti) steht in Beziehung auf die Metrik der Alten. reltons in dieſen zweigaͤngigen Reimen erklaͤrbar ſeyn? etwa, 3. Eine merkwuͤrdige Strophe unter Walters Liedern (1. 4. Nach der bekannten Stelle Gottfrieds von Straßburg 72) Auch iſt merkwuͤrdig, wenn es an dieſem Ort heißt, Walter
ſinge was er wolle, des kurzen und des langen; gleicher- weiſe bietet Wolfram 1. 148. ſeiner Frauen kurzen oder lan- gen Geſang an, welchen ſie wolle. Denn dieß ſteht wahr- ſcheinlich mit dem Tabulaturfehler des zu kurzen oder zu langen Singens (Wagenſeil n. XXII.) in Verbindung, und Docen fehlt, (N. lit. Anz. 1807. Col. 773.) daß er dieſe Ter- minologie zuerſt bei Frauenlob (Miſcell. 2. 280. ganz oben) zu erblicken glaubt. Man vergl. die Stelle eines Gedichts aus dem 14ten Jahrhundert (Adelung 2. 223.) Das zu viel und zu klein in der eben angefuͤhrten Str. Titurels mag leicht dasſelbe bezeichnen, auch ſehe man den Myſner DCXII. zu lane zu kurz, zu breit, zu ſmal ꝛc. ꝛc. Otfrieds v. 43. (thio lengi ioh thie kurti) ſteht in Beziehung auf die Metrik der Alten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0096" n="86"/> reltons in dieſen zweigaͤngigen Reimen erklaͤrbar ſeyn? etwa,<lb/> weil er die langen zwei erſten Zeilen nun entzwei geſchnitten<lb/> und geflochten hat? Und warum konnte ein ſpaͤterer Ueberar-<lb/> beiter (der bekannte Albrecht) geradezu „dreigeng“ ſetzen, da<lb/> er doch an der Wolframiſchen Form gar nichts aͤnderte? ſchon<lb/> er muͤßte alſo den Wolfram mißverſtanden haben.</p><lb/> <p>3. Eine merkwuͤrdige Strophe unter Walters Liedern (1.<lb/> 113.), die aber vermuthlich nicht von ihm, ſondern einem drit-<lb/> ten gemacht und gegen den ſonſt unbekannten „her Volenant“<lb/> gerichtet iſt, enthaͤlt, daß dieſer keine Ehre habe, daß er den<lb/> Meiſtern ihre meiſterlichen Spruͤche treten wolle, er moͤge das<lb/> bleiben laſſen, Herr Walter ſey Korn, er Spreu und das<lb/> wird noch in einer andern, nachdruͤcklicheren Vergleichung aus-<lb/> gedruͤckt <note place="foot" n="72)">Auch iſt merkwuͤrdig, wenn es an dieſem Ort heißt, Walter<lb/> ſinge was er wolle, des <hi rendition="#g">kurzen</hi> und des <hi rendition="#g">langen</hi>; gleicher-<lb/> weiſe bietet Wolfram 1. 148. ſeiner Frauen <hi rendition="#g">kurzen</hi> oder <hi rendition="#g">lan-<lb/> gen</hi> Geſang an, welchen ſie wolle. Denn dieß ſteht wahr-<lb/> ſcheinlich mit dem Tabulaturfehler des <hi rendition="#g">zu kurzen</hi> oder <hi rendition="#g">zu<lb/> langen</hi> Singens (Wagenſeil <hi rendition="#aq">n. XXII.</hi>) in Verbindung, und<lb/><hi rendition="#g">Docen</hi> fehlt, (N. lit. Anz. 1807. Col. 773.) daß er dieſe Ter-<lb/> minologie zuerſt bei Frauenlob (Miſcell. 2. 280. ganz oben) zu<lb/> erblicken glaubt. Man vergl. die Stelle eines Gedichts aus<lb/> dem 14ten Jahrhundert (Adelung 2. 223.) Das <hi rendition="#g">zu viel</hi> und<lb/><hi rendition="#g">zu klein</hi> in der eben angefuͤhrten Str. Titurels mag leicht<lb/> dasſelbe bezeichnen, auch ſehe man den Myſner <hi rendition="#aq">DCXII.</hi> zu lane<lb/> zu kurz, zu breit, zu ſmal ꝛc. ꝛc. Otfrieds <hi rendition="#aq">v. 43. (thio lengi<lb/> ioh thie kurti)</hi> ſteht in Beziehung auf die Metrik der Alten.</note>. Dieſer Volenant koͤnnte etwa ein Volksdichter<lb/> geweſen ſeyn, wenigſtens wird er hier von der Gattung der<lb/> Meiſterſaͤnger beſtimmt ausgeſondert. Wie <hi rendition="#g">Docen</hi> im Muſ. 1.<lb/> 216 von einem Uebermuth gegen Weiber ſpricht, verſtehe ich<lb/> nicht, es ſoll wohl „Meiſter“ heißen.</p><lb/> <p>4. Nach der bekannten Stelle Gottfrieds von Straßburg<lb/> im Triſtan <hi rendition="#aq">v.</hi> 4516 u. ſ. w. ſollte man doch wohl annehmen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0096]
reltons in dieſen zweigaͤngigen Reimen erklaͤrbar ſeyn? etwa,
weil er die langen zwei erſten Zeilen nun entzwei geſchnitten
und geflochten hat? Und warum konnte ein ſpaͤterer Ueberar-
beiter (der bekannte Albrecht) geradezu „dreigeng“ ſetzen, da
er doch an der Wolframiſchen Form gar nichts aͤnderte? ſchon
er muͤßte alſo den Wolfram mißverſtanden haben.
3. Eine merkwuͤrdige Strophe unter Walters Liedern (1.
113.), die aber vermuthlich nicht von ihm, ſondern einem drit-
ten gemacht und gegen den ſonſt unbekannten „her Volenant“
gerichtet iſt, enthaͤlt, daß dieſer keine Ehre habe, daß er den
Meiſtern ihre meiſterlichen Spruͤche treten wolle, er moͤge das
bleiben laſſen, Herr Walter ſey Korn, er Spreu und das
wird noch in einer andern, nachdruͤcklicheren Vergleichung aus-
gedruͤckt 72). Dieſer Volenant koͤnnte etwa ein Volksdichter
geweſen ſeyn, wenigſtens wird er hier von der Gattung der
Meiſterſaͤnger beſtimmt ausgeſondert. Wie Docen im Muſ. 1.
216 von einem Uebermuth gegen Weiber ſpricht, verſtehe ich
nicht, es ſoll wohl „Meiſter“ heißen.
4. Nach der bekannten Stelle Gottfrieds von Straßburg
im Triſtan v. 4516 u. ſ. w. ſollte man doch wohl annehmen
72) Auch iſt merkwuͤrdig, wenn es an dieſem Ort heißt, Walter
ſinge was er wolle, des kurzen und des langen; gleicher-
weiſe bietet Wolfram 1. 148. ſeiner Frauen kurzen oder lan-
gen Geſang an, welchen ſie wolle. Denn dieß ſteht wahr-
ſcheinlich mit dem Tabulaturfehler des zu kurzen oder zu
langen Singens (Wagenſeil n. XXII.) in Verbindung, und
Docen fehlt, (N. lit. Anz. 1807. Col. 773.) daß er dieſe Ter-
minologie zuerſt bei Frauenlob (Miſcell. 2. 280. ganz oben) zu
erblicken glaubt. Man vergl. die Stelle eines Gedichts aus
dem 14ten Jahrhundert (Adelung 2. 223.) Das zu viel und
zu klein in der eben angefuͤhrten Str. Titurels mag leicht
dasſelbe bezeichnen, auch ſehe man den Myſner DCXII. zu lane
zu kurz, zu breit, zu ſmal ꝛc. ꝛc. Otfrieds v. 43. (thio lengi
ioh thie kurti) ſteht in Beziehung auf die Metrik der Alten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |