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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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Kriege in den Jahren 1631-1635 stand hier ein kleines Dörfchen von sechszehn Häusern, die von ein und achtzig Menschen bewohnt wurden. In der Folge ging es ein, und wurde ein herrschaftlicher Hof, und bildet mit seinen Umgebungen jetzt einen Theil des Parkes.

Der das Jagdschloss umgebende Garten ist geschmackvoll angelegt, und enthält sehr angenehme Parthieen. Ein grosser See überrascht auf solcher Höhe. Von der künstlichen Ruine geniesst man eine weite Aussicht in die nördlichen, nordöstlichen und nordwestlichen Gegenden. Am interessantesten ist der Garten durch die in der Gegend gefundenen Römischen Alterthümer, welche theils um sie leichter zu erhalten, theils zur bequemen Besichtigung hierher versetzt wurden. Wir sehen hier das Thor eines bei Würzberg gefundenen Kastells, ein Thor eines ganz in der Nähe gefundenen Kastells und ein Römisches Grab, die alle mit der Vorsicht hierher versetzt wurden, dass jeder Stein wieder an seine ihm gehörige Stelle kam, dann einige Römische Nachbildungen, z. B. eines Brandhügels u. s. w.

Das Jagdhaus enthält für den Jagdliebhaber wieder eine reiche Sammlung von abnorm gebildeten Hirsch- und Rehbocksgeweihen.

In den ersten Dezennien dieses Jahrhunderts wurde hier im Sommer ein vielbesuchter Jahrmarkt gehalten, auf dem sich viele tausend Menschen aus der Nähe und Ferne versammelten, und ein wahres Volksfest feierten. Seit der Markt nach Erbach verlegt ist, hat er alle Eigenthümlichkeit und seine frühere Bedeutung verloren.

Wir kehren in das Mimlingthal zurück und begrüssen dort in der Nähe von Michelstadt das stattliche Schloss Fürstenau mit seinen vier Eckthürmen. Zwei derselben standen schon im Jahr 1356. Das Schloss besteht aus dem Hauptbau und zwei vorspringenden Flügeln, die vorn durch einen kolossalen Thorbogen von fünfzig Fuss Weite und vierzig Fuss Höhe verbunden werden. Vordem waren die obern Gemächer beider Flügel durch einen Gang über diesen Bogen verbunden.

Fürstenau liegt so nahe bei Michelstadt, dass man mit Sicherheit annehmen darf, es habe diese Stelle auch zu der Schenkung Ludwigs des Frommen an Eginhard gehört, von welcher dieser die Oberherrlichkeit dem Kloster Lorsch übertrug. Von Lorsch kam dieselbe an Kurmainz, denn in den Urkunden kommt

Kriege in den Jahren 1631–1635 stand hier ein kleines Dörfchen von sechszehn Häusern, die von ein und achtzig Menschen bewohnt wurden. In der Folge ging es ein, und wurde ein herrschaftlicher Hof, und bildet mit seinen Umgebungen jetzt einen Theil des Parkes.

Der das Jagdschloss umgebende Garten ist geschmackvoll angelegt, und enthält sehr angenehme Parthieen. Ein grosser See überrascht auf solcher Höhe. Von der künstlichen Ruine geniesst man eine weite Aussicht in die nördlichen, nordöstlichen und nordwestlichen Gegenden. Am interessantesten ist der Garten durch die in der Gegend gefundenen Römischen Alterthümer, welche theils um sie leichter zu erhalten, theils zur bequemen Besichtigung hierher versetzt wurden. Wir sehen hier das Thor eines bei Würzberg gefundenen Kastells, ein Thor eines ganz in der Nähe gefundenen Kastells und ein Römisches Grab, die alle mit der Vorsicht hierher versetzt wurden, dass jeder Stein wieder an seine ihm gehörige Stelle kam, dann einige Römische Nachbildungen, z. B. eines Brandhügels u. s. w.

Das Jagdhaus enthält für den Jagdliebhaber wieder eine reiche Sammlung von abnorm gebildeten Hirsch- und Rehbocksgeweihen.

In den ersten Dezennien dieses Jahrhunderts wurde hier im Sommer ein vielbesuchter Jahrmarkt gehalten, auf dem sich viele tausend Menschen aus der Nähe und Ferne versammelten, und ein wahres Volksfest feierten. Seit der Markt nach Erbach verlegt ist, hat er alle Eigenthümlichkeit und seine frühere Bedeutung verloren.

Wir kehren in das Mimlingthal zurück und begrüssen dort in der Nähe von Michelstadt das stattliche Schloss Fürstenau mit seinen vier Eckthürmen. Zwei derselben standen schon im Jahr 1356. Das Schloss besteht aus dem Hauptbau und zwei vorspringenden Flügeln, die vorn durch einen kolossalen Thorbogen von fünfzig Fuss Weite und vierzig Fuss Höhe verbunden werden. Vordem waren die obern Gemächer beider Flügel durch einen Gang über diesen Bogen verbunden.

Fürstenau liegt so nahe bei Michelstadt, dass man mit Sicherheit annehmen darf, es habe diese Stelle auch zu der Schenkung Ludwigs des Frommen an Eginhard gehört, von welcher dieser die Oberherrlichkeit dem Kloster Lorsch übertrug. Von Lorsch kam dieselbe an Kurmainz, denn in den Urkunden kommt

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[21/0021] Kriege in den Jahren 1631–1635 stand hier ein kleines Dörfchen von sechszehn Häusern, die von ein und achtzig Menschen bewohnt wurden. In der Folge ging es ein, und wurde ein herrschaftlicher Hof, und bildet mit seinen Umgebungen jetzt einen Theil des Parkes. Der das Jagdschloss umgebende Garten ist geschmackvoll angelegt, und enthält sehr angenehme Parthieen. Ein grosser See überrascht auf solcher Höhe. Von der künstlichen Ruine geniesst man eine weite Aussicht in die nördlichen, nordöstlichen und nordwestlichen Gegenden. Am interessantesten ist der Garten durch die in der Gegend gefundenen Römischen Alterthümer, welche theils um sie leichter zu erhalten, theils zur bequemen Besichtigung hierher versetzt wurden. Wir sehen hier das Thor eines bei Würzberg gefundenen Kastells, ein Thor eines ganz in der Nähe gefundenen Kastells und ein Römisches Grab, die alle mit der Vorsicht hierher versetzt wurden, dass jeder Stein wieder an seine ihm gehörige Stelle kam, dann einige Römische Nachbildungen, z. B. eines Brandhügels u. s. w. Das Jagdhaus enthält für den Jagdliebhaber wieder eine reiche Sammlung von abnorm gebildeten Hirsch- und Rehbocksgeweihen. In den ersten Dezennien dieses Jahrhunderts wurde hier im Sommer ein vielbesuchter Jahrmarkt gehalten, auf dem sich viele tausend Menschen aus der Nähe und Ferne versammelten, und ein wahres Volksfest feierten. Seit der Markt nach Erbach verlegt ist, hat er alle Eigenthümlichkeit und seine frühere Bedeutung verloren. Wir kehren in das Mimlingthal zurück und begrüssen dort in der Nähe von Michelstadt das stattliche Schloss Fürstenau mit seinen vier Eckthürmen. Zwei derselben standen schon im Jahr 1356. Das Schloss besteht aus dem Hauptbau und zwei vorspringenden Flügeln, die vorn durch einen kolossalen Thorbogen von fünfzig Fuss Weite und vierzig Fuss Höhe verbunden werden. Vordem waren die obern Gemächer beider Flügel durch einen Gang über diesen Bogen verbunden. Fürstenau liegt so nahe bei Michelstadt, dass man mit Sicherheit annehmen darf, es habe diese Stelle auch zu der Schenkung Ludwigs des Frommen an Eginhard gehört, von welcher dieser die Oberherrlichkeit dem Kloster Lorsch übertrug. Von Lorsch kam dieselbe an Kurmainz, denn in den Urkunden kommt

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/21>, abgerufen am 27.11.2024.