Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.von der Hammelbacher Höhe und der Fortsetzung des Wachenbergs herabkommende Seitenbächlein verstärkt. Sein Lauf geht mit wenigen Abweichungen von Norden nach Süden bis nach Heddesbach, wo er sich dann südwestlich gegen den Neckar wendet. Bei dem Dorfe Gross-Ellenbach heisst sie noch die Ellenbach. Das Dorf kam mit Wahlen, damals Waldau, durch Kauf von dem Ritter Bernhard Kreis von Lindenfels im J. 1423 an den Pfalzgrafen Ludwig III. Oestlich von diesen beiden Orten gegen Güttersbach und Olfen hin befindet sich noch auf Gross-Ellenbacher Gemarkung ein Walddistrikt, der nach dem alten Lindenfelser Saalbuche "der Spesshart" genannt wird, und unter diesem Namen auch in einer Urkunde von 1430 vorkommt. Jetzt hat er nur zwei Stunden im Umfange, war ehedem aber vielleicht grösser. In diesem Revier befindet sich eine lautere Quelle, und Greise von siebenzig Jahren erinnerten sich im Anfange dieses Jahrhunderts noch einer uralten Eiche, die ehemals dort gestanden, und einer Sage, wonach sich dort einst zwei Männer ermordet hätten. Ein einfaches niederes Kreuz, das längst verschwunden ist, soll die Stelle bezeichnet haben. In dem Nibelungenliede wird uns bei Gelegenheit der Jagd, auf welcher der "kühne Held aus Niederland" erschlagen ward, ein Spesshart genannt. Da sprach von Troneg Hagene: "Viel lieber Herre mein, Ich wähnte, dass das Pirschen heute sollte sein Da zu dem Tann Spesshartes; den Wein den sandt ich dar, Sein wir heut ungetrunken, wie wohl ich mehre, das bewahr." Nach dem Zusammenhange des Gedichtes kann hier der bekannte Spessart auf der rechten Seite des Mains nicht gemeint sein; es ist daher möglich, dass diese Stelle darunter zu verstehen ist. Ueberhaupt scheint jene verhängnissvolle Jagd im Odenwalde, vielleicht im Weschnitzthale, gehalten worden zu sein. Es heisst in dem Gedichte weiter: Da sprach von Troneg Hagene: "Ihr edelen Ritter bald, Ich weiss hierbei viel nahen einen Bronnen kalt; Dass ihr euch nicht erzürnet, da soll'n wir hinne gahn. Der Rath ward manchem Degene zu grossen Sorgen gethan. Siegefrieden, den Recken, zwang des Durstes Noth. von der Hammelbacher Höhe und der Fortsetzung des Wachenbergs herabkommende Seitenbächlein verstärkt. Sein Lauf geht mit wenigen Abweichungen von Norden nach Süden bis nach Heddesbach, wo er sich dann südwestlich gegen den Neckar wendet. Bei dem Dorfe Gross-Ellenbach heisst sie noch die Ellenbach. Das Dorf kam mit Wahlen, damals Waldau, durch Kauf von dem Ritter Bernhard Kreis von Lindenfels im J. 1423 an den Pfalzgrafen Ludwig III. Oestlich von diesen beiden Orten gegen Güttersbach und Olfen hin befindet sich noch auf Gross-Ellenbacher Gemarkung ein Walddistrikt, der nach dem alten Lindenfelser Saalbuche „der Spesshart“ genannt wird, und unter diesem Namen auch in einer Urkunde von 1430 vorkommt. Jetzt hat er nur zwei Stunden im Umfange, war ehedem aber vielleicht grösser. In diesem Revier befindet sich eine lautere Quelle, und Greise von siebenzig Jahren erinnerten sich im Anfange dieses Jahrhunderts noch einer uralten Eiche, die ehemals dort gestanden, und einer Sage, wonach sich dort einst zwei Männer ermordet hätten. Ein einfaches niederes Kreuz, das längst verschwunden ist, soll die Stelle bezeichnet haben. In dem Nibelungenliede wird uns bei Gelegenheit der Jagd, auf welcher der „kühne Held aus Niederland“ erschlagen ward, ein Spesshart genannt. Da sprach von Troneg Hagene: „Viel lieber Herre mein, Ich wähnte, dass das Pirschen heute sollte sein Da zu dem Tann Spesshartes; den Wein den sandt ich dar, Sein wir heut ungetrunken, wie wohl ich mehre, das bewahr.“ Nach dem Zusammenhange des Gedichtes kann hier der bekannte Spessart auf der rechten Seite des Mains nicht gemeint sein; es ist daher möglich, dass diese Stelle darunter zu verstehen ist. Ueberhaupt scheint jene verhängnissvolle Jagd im Odenwalde, vielleicht im Weschnitzthale, gehalten worden zu sein. Es heisst in dem Gedichte weiter: Da sprach von Troneg Hagene: „Ihr edelen Ritter bald, Ich weiss hierbei viel nahen einen Bronnen kalt; Dass ihr euch nicht erzürnet, da soll’n wir hinne gahn. Der Rath ward manchem Degene zu grossen Sorgen gethan. Siegefrieden, den Recken, zwang des Durstes Noth. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="67"/> von der Hammelbacher Höhe und der Fortsetzung des Wachenbergs herabkommende Seitenbächlein verstärkt. 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In diesem Revier befindet sich eine lautere Quelle, und Greise von siebenzig Jahren erinnerten sich im Anfange dieses Jahrhunderts noch einer uralten Eiche, die ehemals dort gestanden, und einer Sage, wonach sich dort einst zwei Männer ermordet hätten. Ein einfaches niederes Kreuz, das längst verschwunden ist, soll die Stelle bezeichnet haben.</p> <p>In dem Nibelungenliede wird uns bei Gelegenheit der Jagd, auf welcher der „kühne Held aus Niederland“ erschlagen ward, ein Spesshart genannt.</p> <lg type="poem"> <l>Da sprach von Troneg Hagene: „Viel lieber Herre mein,</l><lb/> <l>Ich wähnte, dass das Pirschen heute sollte sein</l><lb/> <l>Da zu dem Tann Spesshartes; den Wein den sandt ich dar,</l><lb/> <l>Sein wir heut ungetrunken, wie wohl ich mehre, das bewahr.“</l><lb/> </lg> <p>Nach dem Zusammenhange des Gedichtes kann hier der bekannte Spessart auf der rechten Seite des Mains nicht gemeint sein; es ist daher möglich, dass diese Stelle darunter zu verstehen ist. 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von der Hammelbacher Höhe und der Fortsetzung des Wachenbergs herabkommende Seitenbächlein verstärkt. Sein Lauf geht mit wenigen Abweichungen von Norden nach Süden bis nach Heddesbach, wo er sich dann südwestlich gegen den Neckar wendet.
Bei dem Dorfe Gross-Ellenbach heisst sie noch die Ellenbach. Das Dorf kam mit Wahlen, damals Waldau, durch Kauf von dem Ritter Bernhard Kreis von Lindenfels im J. 1423 an den Pfalzgrafen Ludwig III.
Oestlich von diesen beiden Orten gegen Güttersbach und Olfen hin befindet sich noch auf Gross-Ellenbacher Gemarkung ein Walddistrikt, der nach dem alten Lindenfelser Saalbuche „der Spesshart“ genannt wird, und unter diesem Namen auch in einer Urkunde von 1430 vorkommt. Jetzt hat er nur zwei Stunden im Umfange, war ehedem aber vielleicht grösser. In diesem Revier befindet sich eine lautere Quelle, und Greise von siebenzig Jahren erinnerten sich im Anfange dieses Jahrhunderts noch einer uralten Eiche, die ehemals dort gestanden, und einer Sage, wonach sich dort einst zwei Männer ermordet hätten. Ein einfaches niederes Kreuz, das längst verschwunden ist, soll die Stelle bezeichnet haben.
In dem Nibelungenliede wird uns bei Gelegenheit der Jagd, auf welcher der „kühne Held aus Niederland“ erschlagen ward, ein Spesshart genannt.
Da sprach von Troneg Hagene: „Viel lieber Herre mein,
Ich wähnte, dass das Pirschen heute sollte sein
Da zu dem Tann Spesshartes; den Wein den sandt ich dar,
Sein wir heut ungetrunken, wie wohl ich mehre, das bewahr.“
Nach dem Zusammenhange des Gedichtes kann hier der bekannte Spessart auf der rechten Seite des Mains nicht gemeint sein; es ist daher möglich, dass diese Stelle darunter zu verstehen ist. Ueberhaupt scheint jene verhängnissvolle Jagd im Odenwalde, vielleicht im Weschnitzthale, gehalten worden zu sein. Es heisst in dem Gedichte weiter:
Da sprach von Troneg Hagene: „Ihr edelen Ritter bald,
Ich weiss hierbei viel nahen einen Bronnen kalt;
Dass ihr euch nicht erzürnet, da soll’n wir hinne gahn.
Der Rath ward manchem Degene zu grossen Sorgen gethan.
Siegefrieden, den Recken, zwang des Durstes Noth.
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