Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.Den Tisch er desto zeiter rücken da gebot; Später sagt das Lied:Er wollte für die Berge hin zu dem Bronnen gehn." "Da sie wollten dannen zu der Linden breit." Sie beschlossen einen Wettlauf,"Doch sah man bei dem Baume den kühnen Siegefrieden eh." Dort wurde der edle Siegefried von Niederland meuchlerisch erschlagen. - Stellen wir aber alles diess zusammen, so sind wir unwillkührlich zu der Vermuthung versucht, Siegfried habe den Tod in der Nähe von Lindenfels gefunden. Selbst der Name könnte noch von der durch jenes Ereigniss denkwürdigen Linde herrühren. Auf keinen Fall aber kann die oben erwähnte Quelle im Spesshart bei Gross-Ellenbach die im Nibelungenliede bezeichnete sein. Hagen hat nur den Wein dahin gesandt. Eine halbe Stunde von Gross-Ellenbach abwärts kommt der Bach an Affolterbach oder Affolderbach, früher Affoltern, vorbei, wo die alte protestantische Kirche einen interessanten Stein enthielt, auf welchem die Kanzel ruhete, und auf dem eine Lilie eingehauen war. Ueber die Entstehung dieser Kirche fehlen die älteren Nachrichten. Unterhalb Aschbach, wo sich eine Papiermühle und ein gutbetriebenes Hammerwerk befinden, öffnet sich ein Seitenthälchen mit einem kleinen Bächlein, das von Gadern herabkommt. Dieses Gadern ist sehr alt; denn wir finden es schon auf dem in der Heppenheimer Kirche eingemauerten Stein, der die Beschreibung des dortigen Kirchsprengels aus der Zeit Karls des Grossen enthält, unter dem Namen Gadero aufgeführt. Das Bächlein fliesst durch Waldmichelbach, nimmt unterhalb demselben ein gleiches von Hartenrod kommendes auf und ergiesst sich bei den Mühlen von Waldmichelbach in den Laxbach. Waldmichelbach ist ein bedeutendes Dorf, in welchem das Kloster Lorsch einst sehr begütert war; auch geschieht seiner in dem alten Zinsbuche von 1369 Erwähnung. In den Umgebungen findet sich reichhaltiges Eisenerz, und es wurde dasselbe schon früher gewonnen und auf dem naheliegenden Eisenwerke verarbeitet. Weiter hinab liegt Schönmattenwag, in dem alten Zinsbuche Schumathenwag genannt. Es besteht aus Ober- und Unter-Schönmattenwag, die eine Viertelstunde von einander entfernt Den Tisch er desto zeiter rücken da gebot; Später sagt das Lied:Er wollte für die Berge hin zu dem Bronnen gehn.“ „Da sie wollten dannen zu der Linden breit.“ Sie beschlossen einen Wettlauf,„Doch sah man bei dem Baume den kühnen Siegefrieden eh.“ Dort wurde der edle Siegefried von Niederland meuchlerisch erschlagen. – Stellen wir aber alles diess zusammen, so sind wir unwillkührlich zu der Vermuthung versucht, Siegfried habe den Tod in der Nähe von Lindenfels gefunden. Selbst der Name könnte noch von der durch jenes Ereigniss denkwürdigen Linde herrühren. Auf keinen Fall aber kann die oben erwähnte Quelle im Spesshart bei Gross-Ellenbach die im Nibelungenliede bezeichnete sein. Hagen hat nur den Wein dahin gesandt. Eine halbe Stunde von Gross-Ellenbach abwärts kommt der Bach an Affolterbach oder Affolderbach, früher Affoltern, vorbei, wo die alte protestantische Kirche einen interessanten Stein enthielt, auf welchem die Kanzel ruhete, und auf dem eine Lilie eingehauen war. Ueber die Entstehung dieser Kirche fehlen die älteren Nachrichten. Unterhalb Aschbach, wo sich eine Papiermühle und ein gutbetriebenes Hammerwerk befinden, öffnet sich ein Seitenthälchen mit einem kleinen Bächlein, das von Gadern herabkommt. Dieses Gadern ist sehr alt; denn wir finden es schon auf dem in der Heppenheimer Kirche eingemauerten Stein, der die Beschreibung des dortigen Kirchsprengels aus der Zeit Karls des Grossen enthält, unter dem Namen Gadero aufgeführt. Das Bächlein fliesst durch Waldmichelbach, nimmt unterhalb demselben ein gleiches von Hartenrod kommendes auf und ergiesst sich bei den Mühlen von Waldmichelbach in den Laxbach. Waldmichelbach ist ein bedeutendes Dorf, in welchem das Kloster Lorsch einst sehr begütert war; auch geschieht seiner in dem alten Zinsbuche von 1369 Erwähnung. In den Umgebungen findet sich reichhaltiges Eisenerz, und es wurde dasselbe schon früher gewonnen und auf dem naheliegenden Eisenwerke verarbeitet. Weiter hinab liegt Schönmattenwag, in dem alten Zinsbuche Schumathenwag genannt. Es besteht aus Ober- und Unter-Schönmattenwag, die eine Viertelstunde von einander entfernt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><lg type="poem"><pb facs="#f0068" n="68"/><l>Den Tisch er desto zeiter rücken da gebot;</l><lb/><l>Er wollte für die Berge hin zu dem Bronnen gehn.“</l><lb/></lg> Später sagt das Lied:<lb/><lg type="poem"><l>„Da sie wollten dannen zu der <hi rendition="#g">Linden</hi> breit.“</l><lb/></lg> Sie beschlossen einen Wettlauf,<lb/><lg type="poem"><l>„Doch sah man bei dem Baume den kühnen Siegefrieden eh.“</l><lb/></lg></p> <p>Dort wurde der edle Siegefried von Niederland meuchlerisch erschlagen. – Stellen wir aber alles diess zusammen, so sind wir unwillkührlich zu der Vermuthung versucht, Siegfried habe den Tod in der Nähe von Lindenfels gefunden. Selbst der Name könnte noch von der durch jenes Ereigniss denkwürdigen Linde herrühren. Auf keinen Fall aber kann die oben erwähnte Quelle im Spesshart bei Gross-Ellenbach die im Nibelungenliede bezeichnete sein. Hagen hat nur den Wein dahin gesandt.</p> <p>Eine halbe Stunde von Gross-Ellenbach abwärts kommt der Bach an <hi rendition="#g">Affolterbach</hi> oder Affolderbach, früher Affoltern, vorbei, wo die alte protestantische Kirche einen interessanten Stein enthielt, auf welchem die Kanzel ruhete, und auf dem eine Lilie eingehauen war. Ueber die Entstehung dieser Kirche fehlen die älteren Nachrichten. Unterhalb Aschbach, wo sich eine Papiermühle und ein gutbetriebenes Hammerwerk befinden, öffnet sich ein Seitenthälchen mit einem kleinen Bächlein, das von <hi rendition="#g">Gadern</hi> herabkommt. Dieses Gadern ist sehr alt; denn wir finden es schon auf dem in der Heppenheimer Kirche eingemauerten Stein, der die Beschreibung des dortigen Kirchsprengels aus der Zeit Karls des Grossen enthält, unter dem Namen <hi rendition="#g">Gadero</hi> aufgeführt. Das Bächlein fliesst durch Waldmichelbach, nimmt unterhalb demselben ein gleiches von Hartenrod kommendes auf und ergiesst sich bei den Mühlen von Waldmichelbach in den Laxbach.</p> <p><hi rendition="#g">Waldmichelbach</hi> ist ein bedeutendes Dorf, in welchem das Kloster Lorsch einst sehr begütert war; auch geschieht seiner in dem alten Zinsbuche von 1369 Erwähnung. In den Umgebungen findet sich reichhaltiges Eisenerz, und es wurde dasselbe schon früher gewonnen und auf dem naheliegenden Eisenwerke verarbeitet.</p> <p>Weiter hinab liegt <hi rendition="#g">Schönmattenwag</hi>, in dem alten Zinsbuche Schumathenwag genannt. Es besteht aus Ober- und Unter-Schönmattenwag, die eine Viertelstunde von einander entfernt </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
Den Tisch er desto zeiter rücken da gebot;
Er wollte für die Berge hin zu dem Bronnen gehn.“
Später sagt das Lied:
„Da sie wollten dannen zu der Linden breit.“
Sie beschlossen einen Wettlauf,
„Doch sah man bei dem Baume den kühnen Siegefrieden eh.“
Dort wurde der edle Siegefried von Niederland meuchlerisch erschlagen. – Stellen wir aber alles diess zusammen, so sind wir unwillkührlich zu der Vermuthung versucht, Siegfried habe den Tod in der Nähe von Lindenfels gefunden. Selbst der Name könnte noch von der durch jenes Ereigniss denkwürdigen Linde herrühren. Auf keinen Fall aber kann die oben erwähnte Quelle im Spesshart bei Gross-Ellenbach die im Nibelungenliede bezeichnete sein. Hagen hat nur den Wein dahin gesandt.
Eine halbe Stunde von Gross-Ellenbach abwärts kommt der Bach an Affolterbach oder Affolderbach, früher Affoltern, vorbei, wo die alte protestantische Kirche einen interessanten Stein enthielt, auf welchem die Kanzel ruhete, und auf dem eine Lilie eingehauen war. Ueber die Entstehung dieser Kirche fehlen die älteren Nachrichten. Unterhalb Aschbach, wo sich eine Papiermühle und ein gutbetriebenes Hammerwerk befinden, öffnet sich ein Seitenthälchen mit einem kleinen Bächlein, das von Gadern herabkommt. Dieses Gadern ist sehr alt; denn wir finden es schon auf dem in der Heppenheimer Kirche eingemauerten Stein, der die Beschreibung des dortigen Kirchsprengels aus der Zeit Karls des Grossen enthält, unter dem Namen Gadero aufgeführt. Das Bächlein fliesst durch Waldmichelbach, nimmt unterhalb demselben ein gleiches von Hartenrod kommendes auf und ergiesst sich bei den Mühlen von Waldmichelbach in den Laxbach.
Waldmichelbach ist ein bedeutendes Dorf, in welchem das Kloster Lorsch einst sehr begütert war; auch geschieht seiner in dem alten Zinsbuche von 1369 Erwähnung. In den Umgebungen findet sich reichhaltiges Eisenerz, und es wurde dasselbe schon früher gewonnen und auf dem naheliegenden Eisenwerke verarbeitet.
Weiter hinab liegt Schönmattenwag, in dem alten Zinsbuche Schumathenwag genannt. Es besteht aus Ober- und Unter-Schönmattenwag, die eine Viertelstunde von einander entfernt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-11T17:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-11T17:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-11T17:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |