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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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merrath an statt eines Tisches gebrauchte) bestens
bereit stunde.

Jndessen ich nun umb obige Eyer außgewesen/
hat mein Cammerrath (welcher ein Kerl von etlich-
wenig-und-zwantzig Jahren: ich aber über die vier-
tzig Jahr alt gewesen) mit unserer Köchin einen
Accord gemacht/ der beydes zur seinem und meinem
Verderben geraichen solte; dann nach dem sie sich
in meiner Abwesenheit allein befanden/ und von
alten Geschichten: zugleich aber auch von der
Fruchtbarkeit und grosser Nutzniessung dieser über-
auß gesegneten: ja mehr als glückseeliger Jnsul
miteinander gesprochen/ wurden sie so vertreulich
daß sie auch von einer Trauung zwischen ihnen bey-
den zureden begundten/ von welcher aber die ver-
meinte Abissinerin nichts hören wolte/ es wäre
dann sach daß mein Cammerrath der Zimmerman
sich allein zum Herrn der Jnsul machte und mich
auß dem Weg raumbte; es wäre/ sagte sie/ ohn-
müglich daß sie ein friedsambe Ehe miteinander ha-
ben können/ wann noch ein Unverheurather neben
ihnen wohnen solte; er bedencke nur selbst/ sagte sie
ferner zu meinem Cammerrathen/ wie ihr Argwohn
und Eyfersucht plagen würde/ wann er mich heu-
rathet/ und der Alte täglich mit mir conversirt, ob
er gleich ihn zum Cornuto zumachen niemal in
Sinn nehme? zwar weiß ich einen besseren Rath/
wann ich mich je vermählen: und auff dieser Jnsul
(die wol 1000. oder mehr Personen ernähren kan)
das Menschlich-Geschlecht vermehren soll; nemb-
lich diesen/ daß mich der Alte eheliche; dann wann
solches geschehe/ so wäre es nur umb ein Jahr oder
12. oder längst 14. zuthun/ in welcher Zeit wir et-

wan

merꝛath an ſtatt eines Tiſches gebrauchte) beſtens
bereit ſtunde.

Jndeſſen ich nun umb obige Eyer außgeweſen/
hat mein Cammerꝛath (welcher ein Kerl von etlich-
wenig-und-zwantzig Jahren: ich aber uͤber die vier-
tzig Jahr alt geweſen) mit unſerer Koͤchin einen
Accord gemacht/ der beydes zur ſeinem und meinem
Verderben geraichen ſolte; dann nach dem ſie ſich
in meiner Abweſenheit allein befanden/ und von
alten Geſchichten: zugleich aber auch von der
Fruchtbarkeit und groſſer Nutznieſſung dieſer uͤber-
auß geſegneten: ja mehr als gluͤckſeeliger Jnſul
miteinander geſprochen/ wurden ſie ſo vertreulich
daß ſie auch von einer Trauung zwiſchen ihnen bey-
den zureden begundten/ von welcher aber die ver-
meinte Abiſſinerin nichts hoͤren wolte/ es waͤre
dann ſach daß mein Cammerꝛath der Zimmerman
ſich allein zum Herꝛn der Jnſul machte und mich
auß dem Weg raumbte; es waͤre/ ſagte ſie/ ohn-
muͤglich daß ſie ein friedſambe Ehe miteinander ha-
ben koͤnnen/ wann noch ein Unverheurather neben
ihnen wohnen ſolte; er bedencke nur ſelbſt/ ſagte ſie
ferner zu meinem Cammerꝛathen/ wie ihr Argwohn
und Eyferſucht plagen wuͤrde/ wann er mich heu-
rathet/ und der Alte taͤglich mit mir converſirt, ob
er gleich ihn zum Cornuto zumachen niemal in
Sinn nehme? zwar weiß ich einen beſſeren Rath/
wann ich mich je vermaͤhlen: und auff dieſer Jnſul
(die wol 1000. oder mehr Perſonen ernaͤhren kan)
das Menſchlich-Geſchlecht vermehren ſoll; nemb-
lich dieſen/ daß mich der Alte eheliche; dann wann
ſolches geſchehe/ ſo waͤre es nur umb ein Jahr oder
12. oder laͤngſt 14. zuthun/ in welcher Zeit wir et-

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[0126] merꝛath an ſtatt eines Tiſches gebrauchte) beſtens bereit ſtunde. Jndeſſen ich nun umb obige Eyer außgeweſen/ hat mein Cammerꝛath (welcher ein Kerl von etlich- wenig-und-zwantzig Jahren: ich aber uͤber die vier- tzig Jahr alt geweſen) mit unſerer Koͤchin einen Accord gemacht/ der beydes zur ſeinem und meinem Verderben geraichen ſolte; dann nach dem ſie ſich in meiner Abweſenheit allein befanden/ und von alten Geſchichten: zugleich aber auch von der Fruchtbarkeit und groſſer Nutznieſſung dieſer uͤber- auß geſegneten: ja mehr als gluͤckſeeliger Jnſul miteinander geſprochen/ wurden ſie ſo vertreulich daß ſie auch von einer Trauung zwiſchen ihnen bey- den zureden begundten/ von welcher aber die ver- meinte Abiſſinerin nichts hoͤren wolte/ es waͤre dann ſach daß mein Cammerꝛath der Zimmerman ſich allein zum Herꝛn der Jnſul machte und mich auß dem Weg raumbte; es waͤre/ ſagte ſie/ ohn- muͤglich daß ſie ein friedſambe Ehe miteinander ha- ben koͤnnen/ wann noch ein Unverheurather neben ihnen wohnen ſolte; er bedencke nur ſelbſt/ ſagte ſie ferner zu meinem Cammerꝛathen/ wie ihr Argwohn und Eyferſucht plagen wuͤrde/ wann er mich heu- rathet/ und der Alte taͤglich mit mir converſirt, ob er gleich ihn zum Cornuto zumachen niemal in Sinn nehme? zwar weiß ich einen beſſeren Rath/ wann ich mich je vermaͤhlen: und auff dieſer Jnſul (die wol 1000. oder mehr Perſonen ernaͤhren kan) das Menſchlich-Geſchlecht vermehren ſoll; nemb- lich dieſen/ daß mich der Alte eheliche; dann wann ſolches geſchehe/ ſo waͤre es nur umb ein Jahr oder 12. oder laͤngſt 14. zuthun/ in welcher Zeit wir et- wan

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/126>, abgerufen am 21.11.2024.