Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Zimmerman hingieng/ Palm Wein zu gewinnen/
stige ich auffs Gebürg vor uns/ Eyer auß zunemmen/
solche hart zu siden/ und an statt deß lieben Brods
zubrauchen/ unterwegs betrachtete ich mit hertz-
licher Dancksagung die grosse Gaben und Gnaden
GOttes/ die uns dessen barmhertzige Vorsehung
so Vätter miltiglich mitgetheilt/ und ferners zuge-
niessen vor Augen stellere; ich fiele nider auff das
Angesicht und sagte mit außgestreckten Armen
und erhobenem Hertzen ach! ach! du allergüetig-
ster himmlischer Vatter/ nun empfinde ich im
Werck selbsten/ daß du williger bist uns zu geben/
als wir von dir zu bitten? ja allerliebster Herr!
du hast uns mit dem Uberflus deiner Göttlichen
Reichtümber ehender und mehrers versehen/ als
wir arme Creaturen bedacht waren/ im geringsten
etwas dergleichen von dir zubegehren; Ach getreuer
Vatter deiner unaußsprechlichen Barmhertzigkeit
wolle allergnädigist gefallen/ uns zuverleyhen/
das wir dise deine Gaben und Gnaden nicht anders
gebrauchen/ als wie es deinem allerheiligsten Willen
und Wolgefallen beliebt/ und zu deines grossen
unaußsprechlichen Namens Ehr geraicht/ damit
wir dich neben allen Außerwöhlten hie zeitlich und
dort ewig/ loben ehren und preisen mögen; mit
solchen und vielmehr dergleichen Worten/ die alle
auß dem jnnersten Grund meiner Seeelen gantz
hertzlich und andächtig daher flossen/ gienge ich umb/
biß ich die Nothdurfft an Eyern hatte/ und damit
widerumb zu unserer Hütten kam/ allwo die Abend-
mahlzeit auff der Kisten (die wir selbigen Tag sambt
der Köchin auß dem Meer gefischt/ und mein Cam-

mer-
F

Zimmerman hingieng/ Palm Wein zu gewinnen/
ſtige ich auffs Gebuͤrg vor uns/ Eyer auß zunem̃en/
ſolche hart zu ſiden/ und an ſtatt deß lieben Brods
zubrauchen/ unterwegs betrachtete ich mit hertz-
licher Danckſagung die groſſe Gaben und Gnaden
GOttes/ die uns deſſen barmhertzige Vorſehung
ſo Vaͤtter miltiglich mitgetheilt/ und ferners zuge-
nieſſen vor Augen ſtellere; ich fiele nider auff das
Angeſicht und ſagte mit außgeſtreckten Armen
und erhobenem Hertzen ach! ach! du allerguͤetig-
ſter himmliſcher Vatter/ nun empfinde ich im
Werck ſelbſten/ daß du williger biſt uns zu geben/
als wir von dir zu bitten? ja allerliebſter Herr!
du haſt uns mit dem Uberflus deiner Goͤttlichen
Reichtuͤmber ehender und mehrers verſehen/ als
wir arme Creaturen bedacht waren/ im geringſten
etwas dergleichen von dir zubegehren; Ach getreuer
Vatter deiner unaußſprechlichen Barmhertzigkeit
wolle allergnaͤdigiſt gefallen/ uns zuverleyhen/
das wir diſe deine Gaben und Gnaden nicht anders
gebrauchen/ als wie es deinem allerheiligſten Willen
und Wolgefallen beliebt/ und zu deines groſſen
unaußſprechlichen Namens Ehr geraicht/ damit
wir dich neben allen Außerwoͤhlten hie zeitlich und
dort ewig/ loben ehren und preiſen moͤgen; mit
ſolchen und vielmehr dergleichen Worten/ die alle
auß dem jnnerſten Grund meiner Seeelen gantz
hertzlich und andaͤchtig daher floſſen/ gienge ich umb/
biß ich die Nothdurfft an Eyern hatte/ und damit
widerumb zu unſerer Huͤtten kam/ allwo die Abend-
mahlzeit auff der Kiſten (die wir ſelbigen Tag ſambt
der Koͤchin auß dem Meer gefiſcht/ und mein Cam-

mer-
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125"/>
Zimmerman hingieng/ Palm Wein zu gewinnen/<lb/>
&#x017F;tige ich auffs Gebu&#x0364;rg vor uns/ Eyer auß zunem&#x0303;en/<lb/>
&#x017F;olche hart zu &#x017F;iden/ und an &#x017F;tatt deß lieben Brods<lb/>
zubrauchen/ unterwegs betrachtete ich mit hertz-<lb/>
licher Danck&#x017F;agung die gro&#x017F;&#x017F;e Gaben und Gnaden<lb/>
GOttes/ die uns de&#x017F;&#x017F;en barmhertzige Vor&#x017F;ehung<lb/>
&#x017F;o Va&#x0364;tter miltiglich mitgetheilt/ und ferners zuge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en vor Augen &#x017F;tellere; ich fiele nider auff das<lb/>
Ange&#x017F;icht und &#x017F;agte mit außge&#x017F;treckten Armen<lb/>
und erhobenem Hertzen ach! ach! du allergu&#x0364;etig-<lb/>
&#x017F;ter himmli&#x017F;cher Vatter/ nun empfinde ich im<lb/>
Werck &#x017F;elb&#x017F;ten/ daß du williger bi&#x017F;t uns zu geben/<lb/>
als wir von dir zu bitten? ja allerlieb&#x017F;ter Herr!<lb/>
du ha&#x017F;t uns mit dem Uberflus deiner Go&#x0364;ttlichen<lb/>
Reichtu&#x0364;mber ehender und mehrers ver&#x017F;ehen/ als<lb/>
wir arme Creaturen bedacht waren/ im gering&#x017F;ten<lb/>
etwas dergleichen von dir zubegehren; Ach getreuer<lb/>
Vatter deiner unauß&#x017F;prechlichen Barmhertzigkeit<lb/>
wolle allergna&#x0364;digi&#x017F;t gefallen/ uns zuverleyhen/<lb/>
das wir di&#x017F;e deine Gaben und Gnaden nicht anders<lb/>
gebrauchen/ als wie es deinem allerheilig&#x017F;ten Willen<lb/>
und Wolgefallen beliebt/ und zu deines gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
unauß&#x017F;prechlichen Namens Ehr geraicht/ damit<lb/>
wir dich neben allen Außerwo&#x0364;hlten hie zeitlich und<lb/>
dort ewig/ loben ehren und prei&#x017F;en mo&#x0364;gen; mit<lb/>
&#x017F;olchen und vielmehr dergleichen Worten/ die alle<lb/>
auß dem jnner&#x017F;ten Grund meiner Seeelen gantz<lb/>
hertzlich und anda&#x0364;chtig daher flo&#x017F;&#x017F;en/ gienge ich umb/<lb/>
biß ich die Nothdurfft an Eyern hatte/ und damit<lb/>
widerumb zu un&#x017F;erer Hu&#x0364;tten kam/ allwo die Abend-<lb/>
mahlzeit auff der Ki&#x017F;ten (die wir &#x017F;elbigen Tag &#x017F;ambt<lb/>
der Ko&#x0364;chin auß dem Meer gefi&#x017F;cht/ und mein Cam-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">mer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0125] Zimmerman hingieng/ Palm Wein zu gewinnen/ ſtige ich auffs Gebuͤrg vor uns/ Eyer auß zunem̃en/ ſolche hart zu ſiden/ und an ſtatt deß lieben Brods zubrauchen/ unterwegs betrachtete ich mit hertz- licher Danckſagung die groſſe Gaben und Gnaden GOttes/ die uns deſſen barmhertzige Vorſehung ſo Vaͤtter miltiglich mitgetheilt/ und ferners zuge- nieſſen vor Augen ſtellere; ich fiele nider auff das Angeſicht und ſagte mit außgeſtreckten Armen und erhobenem Hertzen ach! ach! du allerguͤetig- ſter himmliſcher Vatter/ nun empfinde ich im Werck ſelbſten/ daß du williger biſt uns zu geben/ als wir von dir zu bitten? ja allerliebſter Herr! du haſt uns mit dem Uberflus deiner Goͤttlichen Reichtuͤmber ehender und mehrers verſehen/ als wir arme Creaturen bedacht waren/ im geringſten etwas dergleichen von dir zubegehren; Ach getreuer Vatter deiner unaußſprechlichen Barmhertzigkeit wolle allergnaͤdigiſt gefallen/ uns zuverleyhen/ das wir diſe deine Gaben und Gnaden nicht anders gebrauchen/ als wie es deinem allerheiligſten Willen und Wolgefallen beliebt/ und zu deines groſſen unaußſprechlichen Namens Ehr geraicht/ damit wir dich neben allen Außerwoͤhlten hie zeitlich und dort ewig/ loben ehren und preiſen moͤgen; mit ſolchen und vielmehr dergleichen Worten/ die alle auß dem jnnerſten Grund meiner Seeelen gantz hertzlich und andaͤchtig daher floſſen/ gienge ich umb/ biß ich die Nothdurfft an Eyern hatte/ und damit widerumb zu unſerer Huͤtten kam/ allwo die Abend- mahlzeit auff der Kiſten (die wir ſelbigen Tag ſambt der Koͤchin auß dem Meer gefiſcht/ und mein Cam- mer- F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/125
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/125>, abgerufen am 21.05.2024.