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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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dem Capo bonae Esperanzae zunahmen/ sparreten
wir daß sich unsere Heimreise nicht beschleinigen
wolte/ wie wir wol anfangs gehofft dann die Winde
mehrentheils contrari und so variabel giengen/ daß
wir lang umbgetriben und auffgehalten wurden;
wessentwegen dann alle Schiff auff der Armada
mercklich vil Krancke bekamen; unser Admiral thät
ein Schuß/ steckt eine Flacken auß und liesse also alle
Capitains von der Flott auff sein Schiff kommen/
da wurde gerathschlagt und beschlossen/ daß man
sich die Jnsul S. Helena zuerlangen/ und daselbsten
die Krancke zuerfrischen und anständiges Wetter
zuerwarten; Jtem es solten (wann die Armada
villeicht durch Ungewitter dessen wir uns nit verge-
bens vorsahen/ zertrennt würde) die erste Schiff so
an bemelte Jnsul kamen/ eine Zeit von 14. Tagen
auff die übrige warthen/ welches dann wol außge-
sonnen und beschlossen worden; massen es uns er-
gieng wie wir besorgt hatten/ in dem durch einen
Sturm die Flotte dergestalt zerstreut wurde/ daß
kein einiges Schiff bey dem andern verblibe; alß ich
mich nun mit meinem anvertrauten Schiff allein
befande/ und zugleich mit widerwertigem Wind/
Mangel an süssem Wasser und vielen Krancken ge-
plagt wurde/ muste ich mich kümmerlich mit lavi-
ren
behelffen/ warmit ich aber wenig außrichtete/
mehrbesagte Jnsul Helenae zuerlangen (von deren
wir noch 400. Meilen zuseyn schätzten) es hette sich
dann der Wind geändert.

Jn solchem umbschweiffen und schlechten Zu-
stand/ in dem es sich mit den Krancken ärgert/ und
ihrer täglich mehr wurden/ sahen wir gegen Osten
weit im Meer hinein unsers bedunckens einen eintzi-

gen

dem Capo bonæ Eſperanzæ zunahmen/ ſparꝛeten
wir daß ſich unſere Heimreiſe nicht beſchleinigen
wolte/ wie wir wol anfangs gehofft dann die Winde
mehrentheils contrari und ſo variabel giengen/ daß
wir lang umbgetriben und auffgehalten wurden;
weſſentwegen dann alle Schiff auff der Armada
mercklich vil Krancke bekamen; unſer Admiral thaͤt
ein Schuß/ ſteckt eine Flacken auß und lieſſe alſo alle
Capitains von der Flott auff ſein Schiff kommen/
da wurde gerathſchlagt und beſchloſſen/ daß man
ſich die Jnſul S. Helena zuerlangen/ und daſelbſten
die Krancke zuerfriſchen und anſtaͤndiges Wetter
zuerwarten; Jtem es ſolten (wann die Armada
villeicht durch Ungewitter deſſen wir uns nit verge-
bens vorſahen/ zertrennt wuͤrde) die erſte Schiff ſo
an bemelte Jnſul kamen/ eine Zeit von 14. Tagen
auff die uͤbrige warthen/ welches dann wol außge-
ſonnen und beſchloſſen worden; maſſen es uns er-
gieng wie wir beſorgt hatten/ in dem durch einen
Sturm die Flotte dergeſtalt zerſtreut wurde/ daß
kein einiges Schiff bey dem andern verblibe; alß ich
mich nun mit meinem anvertrauten Schiff allein
befande/ und zugleich mit widerwertigem Wind/
Mangel an ſuͤſſem Waſſer und vielen Krancken ge-
plagt wurde/ muſte ich mich kuͤmmerlich mit lavi-
ren
behelffen/ warmit ich aber wenig außrichtete/
mehrbeſagte Jnſul Helenæ zuerlangen (von deren
wir noch 400. Meilen zuſeyn ſchaͤtzten) es hette ſich
dann der Wind geaͤndert.

Jn ſolchem umbſchweiffen und ſchlechten Zu-
ſtand/ in dem es ſich mit den Krancken aͤrgert/ und
ihrer taͤglich mehr wurden/ ſahen wir gegen Oſten
weit im Meer hinein unſers bedunckens einen eintzi-

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/144>, abgerufen am 24.11.2024.