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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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gen Felsen ligen/ dahin richteten wir unseren Lauff
der Hoffnung etwann ein Land der Enden anzutref-
fen/ wiewol wir nichts dergleichen in unseren Map-
pen ang zeigt fanden/ so der Enden gelegen/ da
wir sich nun demselben Felsen auff der Mittnächti-
gen Seiten näherten/ schätzten wir dem Ansehen
nach daß es ein steinächtigs hohes unfruchtbares
Gebürg seyn muste/ welches so eintzig im Meer lä-
ge/ daß auch an derselben Seiten zubesteigen oder
daran anzuländen unmüglich schiene; doch empfan-
den wir am Geruch/ daß wir nahe an einem guten
Geländ seyn müsten/ bemeltes Gebürg sasse und
flohe voller Vögel/ und in dem wir dieselbe betrach-
teten/ würden wir auff den höchsten Gipffelen
zweyer Creutz gewahr/ daran wir wol abnehmen
kondten/ daß solche durch Menschliche Händ auff-
gerichtet worden/ und dannenhero das Gebürg wol
zubesteigen wäre; derowegen schifften wir offt hin-
umb und fanden auff der andern Seiten deß gemel-
ten Gebürgs ein zwar kleines: aber solches lustiges
Geländ/ dergleichen ich mein Tage weder in Ost-
noch West-Jndien nicht gesehen; wir legten sich 10.
Claffter tieff auff den Ancker/ guten Sandgrund/
und schickten einen Nachen mit 8. Mann zu Land/
umbzusehen/ ob daselbsten keine Erfrischung zube-
kommen.

Diese kamen bald wider und brachten einen
grossen überfluß von allerhand Früchten/ als
Citronen/ Pommerantzen/ Coquos, Bonanes,
Batates:
und was uns zum höchsten erfreute/ auch
die Zeitung mit sich/ das trefflich gut Trinckwasser
auff der Jnsul zubekommen Jtem/ ob sie zwar ei-
nen Hochteutschen auff der Jnsul angetroffen/ der

allem

gen Felſen ligen/ dahin richteten wir unſeren Lauff
der Hoffnung etwann ein Land der Enden anzutref-
fen/ wiewol wir nichts dergleichen in unſeren Map-
pen ang zeigt fanden/ ſo der Enden gelegen/ da
wir ſich nun demſelben Felſen auff der Mittnaͤchti-
gen Seiten naͤherten/ ſchaͤtzten wir dem Anſehen
nach daß es ein ſteinaͤchtigs hohes unfruchtbares
Gebuͤrg ſeyn muſte/ welches ſo eintzig im Meer laͤ-
ge/ daß auch an derſelben Seiten zubeſteigen oder
daran anzulaͤnden unmuͤglich ſchiene; doch empfan-
den wir am Geruch/ daß wir nahe an einem guten
Gelaͤnd ſeyn muͤſten/ bemeltes Gebuͤrg ſaſſe und
flohe voller Voͤgel/ und in dem wir dieſelbe betrach-
teten/ wuͤrden wir auff den hoͤchſten Gipffelen
zweyer Creutz gewahr/ daran wir wol abnehmen
kondten/ daß ſolche durch Menſchliche Haͤnd auff-
gerichtet worden/ und dannenhero das Gebuͤrg wol
zubeſteigen waͤre; derowegen ſchifften wir offt hin-
umb und fanden auff der andern Seiten deß gemel-
ten Gebuͤrgs ein zwar kleines: aber ſolches luſtiges
Gelaͤnd/ dergleichen ich mein Tage weder in Oſt-
noch Weſt-Jndien nicht geſehen; wir legten ſich 10.
Claffter tieff auff den Ancker/ guten Sandgrund/
und ſchickten einen Nachen mit 8. Mann zu Land/
umbzuſehen/ ob daſelbſten keine Erfriſchung zube-
kommen.

Dieſe kamen bald wider und brachten einen
groſſen uͤberfluß von allerhand Fruͤchten/ als
Citronen/ Pommerantzen/ Coquos, Bonanes,
Batates:
und was uns zum hoͤchſten erfreute/ auch
die Zeitung mit ſich/ das trefflich gut Trinckwaſſer
auff der Jnſul zubekommen Jtem/ ob ſie zwar ei-
nen Hochteutſchen auff der Jnſul angetroffen/ der

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[0145] gen Felſen ligen/ dahin richteten wir unſeren Lauff der Hoffnung etwann ein Land der Enden anzutref- fen/ wiewol wir nichts dergleichen in unſeren Map- pen ang zeigt fanden/ ſo der Enden gelegen/ da wir ſich nun demſelben Felſen auff der Mittnaͤchti- gen Seiten naͤherten/ ſchaͤtzten wir dem Anſehen nach daß es ein ſteinaͤchtigs hohes unfruchtbares Gebuͤrg ſeyn muſte/ welches ſo eintzig im Meer laͤ- ge/ daß auch an derſelben Seiten zubeſteigen oder daran anzulaͤnden unmuͤglich ſchiene; doch empfan- den wir am Geruch/ daß wir nahe an einem guten Gelaͤnd ſeyn muͤſten/ bemeltes Gebuͤrg ſaſſe und flohe voller Voͤgel/ und in dem wir dieſelbe betrach- teten/ wuͤrden wir auff den hoͤchſten Gipffelen zweyer Creutz gewahr/ daran wir wol abnehmen kondten/ daß ſolche durch Menſchliche Haͤnd auff- gerichtet worden/ und dannenhero das Gebuͤrg wol zubeſteigen waͤre; derowegen ſchifften wir offt hin- umb und fanden auff der andern Seiten deß gemel- ten Gebuͤrgs ein zwar kleines: aber ſolches luſtiges Gelaͤnd/ dergleichen ich mein Tage weder in Oſt- noch Weſt-Jndien nicht geſehen; wir legten ſich 10. Claffter tieff auff den Ancker/ guten Sandgrund/ und ſchickten einen Nachen mit 8. Mann zu Land/ umbzuſehen/ ob daſelbſten keine Erfriſchung zube- kommen. Dieſe kamen bald wider und brachten einen groſſen uͤberfluß von allerhand Fruͤchten/ als Citronen/ Pommerantzen/ Coquos, Bonanes, Batates: und was uns zum hoͤchſten erfreute/ auch die Zeitung mit ſich/ das trefflich gut Trinckwaſſer auff der Jnſul zubekommen Jtem/ ob ſie zwar ei- nen Hochteutſchen auff der Jnſul angetroffen/ der allem

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/145>, abgerufen am 21.11.2024.