Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.structiones und memorial auß/ und that stattliche Da es nun sahe/ als wann diese Reichs Versamb- wäre
ſtructiones und memorial auß/ und that ſtattliche Da es nun ſahe/ als wann dieſe Reichs Verſamb- waͤre
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020"/><hi rendition="#aq">ſtructiones</hi> und <hi rendition="#aq">memorial</hi> auß/ und that ſtattliche<lb/><hi rendition="#aq">promeſſen</hi> gegen denen die ſich tapffer gebrauchen<lb/> wuͤrden.</p><lb/> <p>Da es nun ſahe/ als wann dieſe Reichs Verſamb-<lb/> lung ſich endigen: Und alle hoͤlliſche Staͤnde wider-<lb/> umb an ihre Geſchaͤffte gehen wolten! ritte ein zer-<lb/> lumbter: und von Angeſicht ſehr blaicher Kerle auff<lb/> einem alten ſchaͤbigen Wolff hervor/ Roß und<lb/> Mann ſahe ſo verhungert/ mager/ matt und hin-<lb/> faͤllig auß/ als wann beydes ſchon ein lange Zeit in<lb/> einem Grab oder auff der Schintgruben gelegen<lb/> waͤre! dieſer beklagte ſich uͤber eine anſehenliche<lb/><hi rendition="#aq">Dame,</hi> die ſich auff einem neapolitaniſchen Pferdt<lb/> von 100 Piſtolen werth/ tapffer vor ihm tumlete;<lb/> alles an ihren und deß Pferds Klaidungen und Zier-<lb/> ten glaͤntzte von Perlen und Edelgeſteinen/ die<lb/> Stegraiff/ die Buckeln/ die Stangen/ alle Rincken<lb/> das Mundſtuͤck oder Gebiß ſambt der Kinketten war<lb/> von purem Gold/ die Hueffbeſchlaͤg aber an deß<lb/> Pferdts Fuͤſſen von feinem Silber: Dahero man ſie<lb/> auch keine Hueffeyſen nennen kan; ſie ſelbſt ſahe gantz<lb/> herꝛlich/ praͤchtig und trotzig auß/ bluͤhete darneben<lb/> im Angeſicht wie eine Roſe am Stock/ oder war<lb/> doch wenigiſt anzuſehen/ als wann ſie einen halben<lb/> Rauſch gehabt hette/ maſſen ſie ſich auch ſonſt in al-<lb/> len ihren Geberdten ſo friſch ſtellet; es roche umb ſie<lb/> herumber ſo ſtarck nach Haarpulver Balſamb/ Bi-<lb/> ſtamb Ambra und andern Arom̃aten/ daß wohl einer<lb/> andern als ſie war/ die Mutter hett rebelliſch werden<lb/> moͤgen. <hi rendition="#aq">In Summa</hi> es war alles ſo koſtbarlich umb<lb/> ſie beſtelt/ daß ich ſie vor die allermaͤchtigſte Koͤnigin<lb/> gehalten hette/ wann ſie nur auch gecroͤnet geweſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">waͤre</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
ſtructiones und memorial auß/ und that ſtattliche
promeſſen gegen denen die ſich tapffer gebrauchen
wuͤrden.
Da es nun ſahe/ als wann dieſe Reichs Verſamb-
lung ſich endigen: Und alle hoͤlliſche Staͤnde wider-
umb an ihre Geſchaͤffte gehen wolten! ritte ein zer-
lumbter: und von Angeſicht ſehr blaicher Kerle auff
einem alten ſchaͤbigen Wolff hervor/ Roß und
Mann ſahe ſo verhungert/ mager/ matt und hin-
faͤllig auß/ als wann beydes ſchon ein lange Zeit in
einem Grab oder auff der Schintgruben gelegen
waͤre! dieſer beklagte ſich uͤber eine anſehenliche
Dame, die ſich auff einem neapolitaniſchen Pferdt
von 100 Piſtolen werth/ tapffer vor ihm tumlete;
alles an ihren und deß Pferds Klaidungen und Zier-
ten glaͤntzte von Perlen und Edelgeſteinen/ die
Stegraiff/ die Buckeln/ die Stangen/ alle Rincken
das Mundſtuͤck oder Gebiß ſambt der Kinketten war
von purem Gold/ die Hueffbeſchlaͤg aber an deß
Pferdts Fuͤſſen von feinem Silber: Dahero man ſie
auch keine Hueffeyſen nennen kan; ſie ſelbſt ſahe gantz
herꝛlich/ praͤchtig und trotzig auß/ bluͤhete darneben
im Angeſicht wie eine Roſe am Stock/ oder war
doch wenigiſt anzuſehen/ als wann ſie einen halben
Rauſch gehabt hette/ maſſen ſie ſich auch ſonſt in al-
len ihren Geberdten ſo friſch ſtellet; es roche umb ſie
herumber ſo ſtarck nach Haarpulver Balſamb/ Bi-
ſtamb Ambra und andern Arom̃aten/ daß wohl einer
andern als ſie war/ die Mutter hett rebelliſch werden
moͤgen. In Summa es war alles ſo koſtbarlich umb
ſie beſtelt/ daß ich ſie vor die allermaͤchtigſte Koͤnigin
gehalten hette/ wann ſie nur auch gecroͤnet geweſen
waͤre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |